„Ich kann schon mehr, als nur auf dem Platz malochen“ Schalkes Janik Bachmann im Interview

„Ich kann schon mehr, als auf dem Platz malochen“:
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Janik Bachmann ist nicht zu übersehen. Mit 1,96 m gehört er zu den größten Spielern im Schalker Kader. Der vielseitige Mittelfeldspieler ist in den vergangenen Wochen mächtig im Stress gewesen. Im Trainingslager in Mittersill macht der 28-Jährige trotzdem einen entspannten Eindruck.

Beim FC Schalke 04 hat er sich viel vorgenommen. Im Interview spricht Bachmann über seine bisherige Karriere, seine Familie und einen besonderen Anruf.

Sie gelten als Kicker, der „Malocher-Fußball“ verkörpert. Bewerten Sie diese Einschätzung als Kompliment?

Ich kann schon mehr, als nur auf dem Platz malochen. Aber wenn die Leute mich erst einmal so charakterisieren und dann sehen, dass ich noch andere Dinge auf dem Platz drauf habe, ist das okay. (schmunzelt)

Sie sind mit 28 Jahren ein erfahrener Profi, der zuletzt zwei Abstiege mit dem SV Sandhausen und Hansa Rostock verkraften musste. Wie haben Sie das weggesteckt?

Das waren harte Schläge. Aber ich habe gelernt, den Blick dann schnell nach vorn zu richten. Auch wenn es sich etwas komisch anhört, waren es trotz des Abstiegs für mich persönlich zwei gute Jahre in Sandhausen, weil ich dort akzeptiert und Stammspieler war. In Rostock hatte ich weniger Spielzeiten, aber auch dort war der Abstieg bitter, weil Hansa ein Traditionsclub ist.

Und der Abstieg unerwartet kam.

Ja, wir sind mit ganz anderen Zielen in die Saison gestartet. Und als es zu Beginn gut lief, auch im DFB-Pokal, schien es eine ordentliche Spielzeit zu werden. Dann kamen Niederlagen, es kam viel Unruhe auf, die nicht förderlich war.

Lauf- und zweikampfstark: Janik Bachmann.
Lauf- und zweikampfstark: Janik Bachmann. © RHR-FOTO

Was haben Sie nach dem letzten Spieltag gemacht?

Ich bin mit der Familie in Urlaub gefahren, um den Kopf freizubekommen und habe mich fit gehalten. Als dann das Angebot von Schalke kam, brauchte ich nicht lange zu überlegen.

Hatten Sie auch andere Offerten?

Ja. Ursprünglich hatte ich mich auf einen Sommer eingestellt, in dem ich erstmal zur Ruhe kommen und nicht sofort beim ersten Angebot zugreifen wollte. Als mein Berater mir dann vom Schalker Interesse erzählte, war mir sofort klar, dass ich das machen wollte. Ich betrachte Schalke 04 als einen Sprung für mich. Damit geht für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung.

Hat bei der Entscheidung für Schalke auch eine Rolle gespielt, dass Sie die Atmosphäre in der Arena schon kennen, weil sie mit anderen Teams dort schon Spiele bestritten haben?

Jein. Als Mitglied einer gegnerischen Mannschaft ist die Stimmung in der Arena schon beeindruckend. Aber als Teil der Schalker Mannschaft stelle ich es mir noch großartiger vor, weil die königsblauen Fans hinter einem stehen.

Das Kopfballspiel gehört zu den Stärken von Janik Bachmann.
Das Kopfballspiel gehört zu den Stärken von Janik Bachmann. © RHR-FOTO

Sind Sie schon in Gelsenkirchen heimisch geworden?

Noch nicht ganz, aber der Umzug mit meiner Frau und unseren beiden Kindern ist fast abgeschlossen. Wir haben ein Haus in der Nähe zur Arena gefunden. Mir war wichtig, dass der Weg zum Training nicht weit ist. Von Gelsenkirchen habe ich noch nicht so viel gesehen. Dazu fehlte bisher die Zeit. Nur ein Public Viewing anlässlich der Europameisterschaft habe ich mir nicht entgehen lassen. In Gelsenkirchen war die Stimmung beeindruckend.

Sie gelten als Vielzweckwaffe auf dem Spielfeld. Wo kicken Sie am liebsten?

Im Zentrum habe ich schon als Sechser, Achter oder auf der Zehn gespielt, ebenso als hängende Spitze. Aktuell fühle ich mich als Sechser oder auf der Acht am wohlsten. So wie wir jetzt in den bisherigen Testspielen aufgelaufen sind, kommt es mir entgegen. Ich kann zum Beispiel mit tiefen Läufen Platz schaffen.

Trainer Geraerts hat Sie namentlich nach dem Spiel gegen FC Midtjylland gelobt.

Das habe ich gar nicht mitbekommen. Aber wenn Sie das sagen, freut es mich natürlich.

Janik Bachmann im Interview mit Schalke-Reporter Frank Leszinski.
Janik Bachmann im Interview mit Schalke-Reporter Frank Leszinski. © RHR-FOTO

Sehen Sie sich als Stammspieler?

Es ist mein Anspruch, Stammspieler zu werden. Dafür gebe ich in jedem Training Vollgas, aber über die Aufstellung entscheidet der Trainer. Ich will es ihm so schwer wie möglich haben, dass er nicht an mir vorbeikann.

Was ist für Schalke 04 in der neuen Saison drin?

Wir wollen die Mannschaft Stück für Stück weiter entwickeln. Wir haben ein junges Team, das im Umbruch steckt. Das obere Drittel anzugreifen, sollte aber möglich sein.

Ist Schalke so, wie Sie sich den Verein vorgestellt haben?

Ich hatte zum ersten Mal in meiner Karriere niemanden, den ich von den Spielern, die hier sind, hätte fragen können, weil ich niemanden persönlich kannte. Jetzt habe ich den Club zweieinhalb Wochen kennengelernt und ich muss sagen, er ist so, wie ich es mir vorgestellt habe. Alles ist sehr professionell, von den Trainingsbedingungen bis zur Ernährung. Doch wie viele Fans bei der blau-weißen Nacht in Mittersill dabei waren, das überwältigt einen dann doch.

Janik Bachmann will sich beim FC Schalke 04 einen Stammplatz erkämpfen.
Janik Bachmann will sich beim FC Schalke 04 einen Stammplatz erkämpfen. © RHR-FOTO

Wie bewerten Sie das Schalker Startprogramm?

Das ist immer schwer zu beurteilen. Wir werden alles dafür tun, um gut zu starten. Gegen wen wir spielen, sollte keine große Rolle spielen, wir müssen ohnehin auf dem Platz 90 Minuten Gas geben.

Was macht die Zusammenarbeit mit Trainer Karel Geraerts besonders?

Er spricht meistens Englisch, um alle Spieler zu erreichen. (lächelt). Im Ernst: Ich habe vom ersten Tag an seine Spielidee und das Training geschätzt. Wir trainieren intensiv und sehr Ball-orientiert. Und was die Kommunikation betrifft, bin ich froh, dass ich mich vor einem halben Jahr dazu entschlossen habe, mein Englisch zu verbessern. Ich hatte in Rostock zwei englische Freunde. Es hat mich mehr und mehr genervt, dass ich Mühe hatte, ihren Gesprächen zu folgen. Der Sprachkurs kommt mir jetzt zugute, auch um internationalen Neuzugängen helfen zu können.

Und wie sah es bei der Rafting-Tour aus?

Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen aufgeregt war, weil ich so etwas noch nie gemacht habe, mit mehreren Leuten in einem Boot zu sitzen und sich gegenseitig zu unterstützen. Das war eine coole Erfahrung.

Janik Bachmann bedankt sich bei den Schalker Fans in Mittersill.
Janik Bachmann bedankt sich bei den Schalker Fans in Mittersill. © RHR-FOTO

Mit wem haben Sie in Mittersill das Zimmer geteilt?

Mit Ron Schallenberg. Er hat mich kurz nach meiner Vertragsunterschrift angeschrieben und seine Hilfe für den Start angeboten. Das fand ich toll, auch wenn ich mit 28 Jahren kein unerfahrener Spieler bin. Genauso Michael Langer, der sich gemeldet und geschrieben hat: Ich bin der von der Rudelbildung.

Wie hat er das gemeint?

Im vorletzten Spiel der vergangenen Saison in der Veltins-Arena zwischen Schalke und Rostock kam es zur Rudelbildung. Da waren wir beide ziemlich weit vorne dabei. (schmunzelt)

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