Ein Schalke-Fan hat die Nase gestrichen voll Und verzichtet auf den Besuch des HSV-Spiels

Ein Schalke-Fan hat die Nase gestrichen voll:
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Viele Schalker Fans sind frustriert wegen der erneut enttäuschend verlaufenden Saison. Dazu gehört auch Holger Knittel aus Herscheid im Sauerland, einer Gegend, die als Hochburg des FC Schalke 04 gilt. Das Mitglied des Schalker Fanclubs „Föhrer Knappen“ nimmt im Interview mit dieser Zeitung kein Blatt vor den Mund.

Wie sehr freuen Sie sich auf das Schalker Heimspiel gegen den Hamburger SV am nächsten Samstag?

Knittel: Wollen Sie mich veräppeln? Meine Laune ist im Keller. Tiefer geht es kaum noch. Ich bin so sauer, dass ich am Wochenende meine Dauerkarte nicht nutzen und auf den Besuch des Spiels verzichten werde.

Was stört Sie besonders?

Knittel: Es macht keinen Spaß mehr, sich die Schalker Spiele anzusehen. Ich werde diesem Club immer verbunden bleiben. Über 40 Jahre bin ich Mitglied, aber die Entwicklung meines Vereins in den vergangenen fünf, sechs Jahren ist nur noch schrecklich. Mit Ausnahme der Damenabteilung und der Knappenschmiede ist auf Schalke doch überhaupt keine Strategie mehr zu erkennen. Mal geht es in die eine, dann in die andere Richtung. Die Damenfußballerinnen machen es den Herren Profis doch vor. Auch mit weniger Geld kann man erfolgreich arbeiten. Wissen Sie was? Ich verzichte wie gesagt auf das HSV-Spiel und schaue mir lieber eine Woche später das Damen-Spitzenspiel zwischen Dortmund und Schalke an. Da wird wenigstens ehrlicher Fußball geboten.

Wer hat Ihrer Meinung nach die Hauptschuld an der Schalker Misere?

Knittel: Der Fisch stinkt vom Kopf. Axel Hefer ist der schlechteste Aufsichtsrats-Vorsitzende, den der FC Schalke 04 je hatte. Ich will Clemens Tönnies bestimmt nicht heilig sprechen, aber wenn er so viele Fehler gemacht hätte, wie es Hefer getan hat, wäre er längst vom Hof gejagt worden.

Holger Knittel ist Mitglied bei den Föhrer-Knappen. Foto: Privat
Holger Knittel ist Mitglied bei den Föhrer-Knappen. Foto: Privat © Privat

Aber Hefer steht doch nicht auf dem Fußballplatz...

Knittel: Aber er hat Matthias Tillmann (Schalkes Vorstandsvorsitzender, die Redaktion) geholt, der sich einen personellen Fehlgriff nach dem anderen geleistet hat. Schalke wird in Fußball-Deutschland doch kaum noch ernst genommen, weil ständig Personen auf der Führungsebene ausgetauscht werden und sich nichts zum Besseren wendet. Es ist ein Trauerspiel, ich leide wie ein Hund.

Trotz der tristen Lage knackt Schalke bald die Zahl von 200.000 Mitgliedern. Wie erklären Sie sich das?

Knittel: Ehrlich gesagt, ist mir das ein Rätsel. Aber man sollte den großen Fansupport - auch bei Auswärtsspielen - nicht damit verwechseln, dass die Anhänger die Spieler so toll finden. Vielen geht es auch darum, bei den Spielen Freunde zu treffen und sich zu amüsieren. Neulich hat mir ein Fan gesagt: Die Atmosphäre bei den Schalker Spielen ist ja ganz toll. Wir haben alle sehr viel Spaß - bis das Spiel angepfiffen wird...

Gibt es denn gar nichts, was Ihnen ein bisschen Hoffnung für die Schalker Zukunft macht?

Knittel: Ich hätte gern Lukas Kwasniok als neuen Trainer bei uns gesehen, aber er kommt ja wohl nicht. Mit Frank Baumann ist wenigstens ein absoluter Fachmann als neuer Sportvorstand verpflichtet worden. Aber ob er allein das Ruder herumreißen kann? Wenn es auf Schalke so weiter geht, denke ich ernsthaft daran, meine Dauerkarte abzugeben. Beim Siegtor gegen Ulm habe ich noch nicht einmal gejubelt. Es ist nur noch traurig, meinen Club so abstürzen zu sehen.