
© dpa
Domenico Tedesco und sein gefährliches Spiel
Schalke 04
In den ersten Partien dieser Saison hat Schalke-Coach Domenico Tedesco fast immer auf das Rotationsprinzip gesetzt - teils freiwillig, teils unfreiwillig. Doch das ist nicht ohne Risiko.
Sollte Domenico Tedesco mit dem Gedanken gespielt haben, seine Startelf in Istanbul nicht zu verändern, ist dieser Plan Makulatur - ein wichtiger Spieler saß erst gar nicht im Flieger. Als sich die Schalker Delegation am Dienstagvormittag von Düsseldorf auf den Weg in die türkische Metropole machte, fehlte Naldo. Der Abwehrchef hat sich einen Infekt zugezogen und muss ebenso passen wie Torhüter Ralf Fährmann.
Das sind Ausfälle, die Schalke vor der Champions-League-Partie bei Galatasaray Istanbul (Mittwoch, 21 Uhr/DAZN) einerseits ohne Zweifel schmerzen, andererseits wäre zumindest der Einsatz von Naldo, auch wenn er fit gewesen wäre, längst nicht sicher gewesen.
Tedesco richtet seine Aufstellung oft nach dem Gegner aus
Denn Trainer Tedesco ist ein Freund der Rotation. Noch nie hat er im bisherigen Saisonverlauf die gleiche Mannschaft aufs Feld gebracht wie im Spiel zuvor.
Das hat aus seiner Sicht mehrere Gründe. Da ist zum Beispiel der Gegner. Den studiert der Schalker Trainer akribisch und richtet nach dessen Spielweise teilweise auch seine Aufstellung aus. Selbst als Schalke mit dem 1:0-Erfolg gegen Mainz 05 am sechsten Bundesliga-Spieltag den ersten Sieg feierte, war das für Tedesco kein Grund, dieser Startaufstellung zu vertrauen.

Auf Naldo muss Domenico Tedesco verzichten: Der Verteidiger fällt mit einem Infekt aus. © dpa
Vier Tage später rotierten vier neue Spieler rein (Rudy, Uth, Konoplyanka, Embolo). Der Erfolg gab dem 33-Jährigen in diesem Fall jedoch Recht. Schalke gewann sein Champions-League-Spiel in Moskau mit 1:0.
Es gibt aber auch ein Gegenbeispiel. Nach der 0:2-Niederlage gegen den FC Bayern München ließ Tedesco noch viel kräftiger rotieren. Sechs Mann raus, sechs Neue rein – doch gebracht hat es nichts. Die Königsblauen verloren 0:1 beim SC Freiburg.
Auf Schalke legt man Wert auf „Belastungssteuerung“
Deshalb bleibt es diskussionswürdig, warum Tedesco sein Team Woche für Woche auf vielen Positionen ändert, obwohl die sportliche Lage besorgniserregend ist. Automatismen und Spielverständnis können sich so kaum entwickeln. Deshalb ist es ein gefährliches Spiel, was der Schalker Trainer betreibt. Bleiben weiter positive Ergebnisse aus, muss sich der Schalker Coach fragen lassen, ob er mit seinen Personalentscheidungen richtig liegt.
Tedesco begründet die Personalrochaden auch gerne mit einem seiner Lieblingsworte: „Belastungssteuerung“. Bei drei englischen Wochen in Folge, die für Schalke jetzt wieder begonnen haben, kann man diese Meinung vertreten. „Ein 36-Jähriger kann nicht alle drei Tage spielen“, betont der Schalker Coach zum Beispiel in Bezug auf Naldo.
Aber der Abwehrchef ist altersmäßig von den Stammkräften die Ausnahme, und ist es wirklich eine Überforderung, dass jüngere Spieler mal wenigstens zwei „Englische Wochen“ durchspielen? Zumal die Saison ja erst begonnen hat, acht Spieltage sind in der Bundesliga absolviert. Sollten zumindest Nationalspieler, von denen Schalke viele hat, die Belastungen von drei Spielen in einer Woche nicht wenigstens manchmal wegstecken können?
Auch trainingsmäßig hat Schalke noch Luft nach oben
Solche Fragen werden im Profi-Fußball nicht gern gehört. Aber schauen wir mal auf die letzte Trainingswoche vor dem Bremen-Spiel. Samstag und Sonntag war frei, die Einheit am Montag dauerte weniger als 50 Minuten und am Mittwoch war schon wieder Pause.
Mag zwar sein, dass einzelne Spieler noch individuell trainiert haben, doch was da gemacht wurde, lässt sich für den regelmäßigen Trainingsbesucher nicht beurteilen. So drängt sich der Eindruck auf: Auch trainingsmäßig hat Schalke noch Luft nach oben – Belastungsteuerung hin oder her.