Huub Stevens fiel nach der Niederlage gegen Frankfurt aus der Rolle. Das ist bei ihm im Laufe seiner langen Karriere kein Einzelfall. Wir blicken zurück auf seine früheren Stationen.
Dass Huub Stevens ein Mensch mit Ecken und Kanten ist, der notfalls alles dem sportlichen Erfolg unterordnet, ist keine neue Erkenntnis. Und auch die Tatsache, dass er sich am Samstag eindeutig im Ton vergriff, war kein einmaliger Ausrutscher. Auf den meisten seiner Trainerstationen flogen ab und zu die Fetzen.
Als Trainer des VfB Stuttgart beschimpfte er zum Beispiel in der Saison 2014/2015 bei einer Trainingseinheit seine Spieler als „Affen“, weil sie nach seiner Meinung nicht so trainierten, wie es im Abstiegskampf nötig sei. Dann verließ Stevens den Trainingsplatz und setzte sich allein auf eine Bank, während seine Spieler sich noch beim Torschusstraining versuchten.
„Ihr müsst besser zuhören“
Der damalige VfB-Coach rechtfertigte sein Verhalten hinterher so: „Ich habe es nicht so gesagt, wie es in den Zeitungen gebracht wurde. Außerdem hat es eine ganz andere Bedeutung in den Niederlanden. Ihr müsst besser zuhören“.
Kurze Zeit später war Stevens dann schon wieder bester Laune – oder er tat zumindest so. Auf der turnusmäßigen Pressekonferenz der Stuttgarter war der von vielen nicht beobachtete Wutausbruch nur noch indirekt ein Thema: Auf die Frage, ob er seinen Spielern jetzt noch den Ernst der Lage deutlich machen müsse, antwortete Stevens ernst: „Wenn ich das tun müsste, dann wäre ich im falschen Film.“ Angesichts der Szenen vom Training, als ihm die Mannschaft offensichtlich einen ganz anderen Eindruck vermittelt hatte, war das eindeutig geflunkert.
„Ab und zu muss man draufhauen“
Aber das gehört im Profifußball längst zum Geschäft. Die Aufregung um seine Person lenkte jedoch die Aufmerksamkeit weg von der Stuttgarter Mannschaft - sein Plan ging auf: Mit Stevens entging der VfB Stuttgart zum zweiten Mal in Folge knapp dem Bundesliga-Abstieg.
Auch bei 1899 Hoffenheim hatte Stevens nicht nur Freunde. Einmal passte ihm eine Frage nicht, was die Offensive seiner Mannschaft betraf. Also giftete er an die Adresse eines Journalisten: „Ab und zu muss man draufhauen bei bestimmten Leuten. Du bist es eigentlich nicht wert, Jung“.
Auch Pressesprecher leben gefährlich
In Hoffenheim blieben solche Beschimpfungen jedoch die Ausnahme, weil Stevens aufgrund gesundheitlicher Probleme dort nur drei Monate Trainer war und dann dieses Amt aufgab.
Selbst Pressesprecher leben übrigens unter Stevens manchmal gefährlich. Als HSV-Trainer schubste er den Medienchef des Vereins zur Seite, weil er nach dem 1:1 gegen Arminia Bielefeld keine Fernsehinterviews geben wollte. Sein Zorn richtete sich in diesem Fall verständlicherweise gegen den eigenen Spieler David Jarolim. Der hatte Bielefelds Markus Schuler in den Unterleib gegriffen, was Stevens zurecht empörte: „Ich akzeptiere es nicht, wie David Jarolim aufgetreten ist, so etwas tut man nicht. Ich bin nicht angefressen, sondern enttäuscht“. Eine saftige Geldstrafe für Jarolim war eine der Konsequenzen, die Stevens zog.
Eine Male auf die Tribüne geschickt
Unsportliches Verhalten hat er sich selbst jedoch auch das eine der andere Mal in seiner Trainer-Karriere geleistet. Geldstrafen durch den Deutschen Fußball-Bund waren die Folge. Auch auf die Tribüne ist Schalkes „Jahrhundert-Trainer“ schon das eine oder andere Mal von den Schiedsrichtern geschickt worden. Huub Stevens ist eben ein Mensch und Trainer mit Ecken und Kanten.