Kein Spielglück: Ralf Fährmann (hier nach dem Tor zum 0:3 in Leipzig) hatte mit der unheilvollen Allianz aus einer extrem löchrigen Abwehr und sehr starken Gegnern zu kämpfen. © dpa
Schalke 04
Der Torwart-Wechsel, der keiner ist: Warum Fährmann seinen Platz verlor
Kein Spielglück und ein überraschend starker Konkurrent: Schalkes Stammtorhüter der vergangenen Jahre muss sich nun doch wieder hinten anstellen und auf sein Jubiläumsspiel warten.
Viele Zeitgenossen haben einen „Kater“, nachdem sie ein Jubiläum ausgiebig gefeiert haben. Ralf Fährmanns Jubiläums-Kater wird den Schalker Torhüter schon vorher erwischt haben. Denn auf sein 200. Bundesliga-Spiel muss Fährmann noch warten (aktuell steht er bei 199) - das wird dem ehrgeizigen 32-Jährigen, der von 2015 bis 2018 in allen drei Spielzeiten noch jeweils die Maximal-Zahl von 34 Bundesliga-Einsätzen erreichte, sauer aufstoßen.
Dass Schalkes Trainer Manuel Baum sich für Frederik Rönnow als neue Schalker Nummer eins entschieden hat, ist keine Überraschung. Rönnow stand schon in Mainz im Tor, als Fährmann seine Verletzung, die er sich beim Spiel in Leipzig zugezogen hatte, wieder überstanden hatte - er war also fit, sonst hätte er nicht auf der Bank gesessen.
Vorentscheidung in Mainz
Baum hätte es sich vor dem Mainz-Spiel einfach und den Weg des geringsten Widerstandes gehen können. Hätte der S04-Coach auf Fährmann gesetzt, wäre kein Erklärungsbedarf notwendig gewesen. Schließlich hatte der seinen Platz im Schalker Tor wegen einer Verletzung verloren und war von Rönnow in der Halbzeit des Leipzig-Spiels abgelöst worden. Nun war Fährmann also wieder spielfähig und sein Einsatz in Mainz wäre demzufolge logisch begründbar gewesen.
Aber im Prinzip war die Entscheidung pro Rönnow da offenbar schon gefallen - dass der in Mainz dann gleich mehrere Großchancen der Gastgeber zunichte machte, bestätigte Baum in seinem Urteil. Der Torwart-Wechsel ist praktisch also keiner, weil Rönnow ja ohnehin in den letzten Spielen zwischen den Pfosten stand. Aber nun bekommt diese Personalie einen offiziellen Anstrich. Ärgerlich für Fährmann: Im Prinzip hatte er sich bei seinen ersten drei Bundesliga-Einsätzen in dieser Saison nichts zuschulden kommen lassen.
Kein Spielglück
Die liefen allerdings äußerst unglücklich: 0::8 in München, 1:3 gegen Werder Bremen, zur Halbzeit in Leipzig ein 0:3-Rückstand (Endstand 0:4) - Fährmann hatte das große Pech, hinter einem mitunter „vogelwilden“ Defensiv-Verbund das letzte Glied einer mit Lücken nur so gespickten Kette zu sein. Im Prinzip, so muss man das bilanzieren, war fast jeder Schuss ein Treffer. Fährmann fehlte nicht nur eine bundesligataugliche Abwehr, sondern auch das nötige Spielglück, das Torhüter brauchen, um Selbstvertrauen zu tanken.
Rönnow kam, sah - und hielt. Schon in Leipzig hatte er mehr Fortune als Fährmann, verhinderte eine noch höhere Niederlage. Dass Schalke weiter an der Sieglos-Serie zu knabbern hat, konnte der Däne zwar auch nicht verhindern, aber auch er hatte seinen Anteil daran, dass Schalke nach dem Trainerwechsel von David Wagner zu Manuel Baum insgesamt doch einen stabileren Eindruck hinterließ, das Derby ausgenommen - was natürlich auch daran liegt, dass die Gegner mittlerweile ein anderes Kaliber haben als Bayern oder Leipzig.
Rönnow kam ohne Spielpraxis
Kein Spielglück, ein überraschend starker Konkurrent - Rönnow kam schließlich ohne Spielpraxis nach Schalke, ausgeliehen von Eintracht Frankfurt, wo er klar im Schatten von Kevin Trapp stand. Aber die Nachtigall konnte man schon trapsen hören, als erste Gerüchte auftauchten, Schalke wolle Markus Schubert gegen Frederik Rönnow tauschen. Wäre Rönnow nicht mehr zugetraut worden als Schubert, hätte dieser Tausch ja für keine Seite irgendeinen Sinn gehabt. Übrigens: Die Gerüchte waren bereits „heiß“, als David Wagner noch Trainer auf Schalke war. Und der hatte Ralf Fährmann vor der Saison ganz offiziell zur Nummer eins erklärt. Manuel Baum musste sich daran nun nicht gebunden fühlen.
Wagners öffentlich publizierte Entscheidung pro Fährmann sollte auch ein Signal an den gebürtigen Chemnitzer sein, der in der Branche als jemand gilt, der das Vertrauen der sportlichen Leitung braucht, um Top-Leistungen zu bringen. Das intensive und öffentlich bekannt gewordene Schalker Werben um den Freiburger Alexander Schwolow, der sich dann für Hertha BSC Berlin entschied, war da sicherlich keine vertrauensbildende Maßnahme für Rückkehrer Fährmann, an dem noch die missglückten Ausleihen zu Norwich City und Brann Bergen nagten. Und sein Abschied von Schalke in der Saison 2018/19.
Tor-Hagel zum Abschied
In der hatte sich als eine Reaktion auf Misserfolge Trainer Domenico Tedesco für einen Wechsel von Fährmann zu Alexander Nübel entschieden - Fährmann kam nur noch zu sporadischen Einsätzen und hatte auch da noch das Pech, mindestens ein völlig „falsches“ Spiel zu erwischen: Sein letzter Einsatz für Schalke vor dem Wechsel zu Norwich City war die 0:7-Pleite bei Manchester City in der Champions League. Und als Fährmann wieder nach Schalke zurückkam, hagelte es gleich wieder fünf Gegentore - beim 4:5 im Test gegen den Drittligisten SC Verl.
Dumm gelaufen das alles. Zumal Fährmann eigentlich nie ein direkter Vorwurf zu machen war. Gegen Verl beispielsweise machte er noch zwei bis drei Großchancen des Drlttligisten zunichte. Und im DFB-Pokal rettete er Schalke in der ersten Runde möglicherweise vor der Mega-Blamage: Wer weiß, was passiert wäre, hatte Fährmann beim Stand von 2:1 für Schalke gegen fidele Schweinfurter nicht einen Elfmeter pariert.
Vor Total-Blamage bewahrt
Immerhin hat Fährmann so seinen Anteil daran, dass Schalke nun seit drei Pflichtspielen hintereinander ungeschlagen ist. Aber auf sein Jubiläumsspiel wird er wohl noch ein Weilchen warten müssen. Es sei denn, auch Frederik Rönnow ist irgendwann vom Glück verlassen.
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