Ein Samstag im Zeichen des Abschieds: Die Veltins-Arena erlebt ihr vorerst letztes Erstliga-Spiel. Einige S04-Profis absolvieren gegen Frankfurt ihr letztes Heimspiel. Nachbar drückt Daumen.
Wie alle anderen Bundesligisten ist auch der FC Schalke 04 bis zum Saisonende im Quarantäne-Trainingslager, und natürlich wird der Schalker Bedeutung angemessen der Ort streng geheim gehalten, obwohl sich jeder denken kann, wo die Königsblauen Quartier bezogen haben – allein die Schilderungen von Dimitrios Grammozis lassen nur einen Schluss zu.
Das Hotel-Personal, so der S04-Trainer, würde der Mannschaft stets mit einem Lächeln begegnen, das trotz der Maskenpflicht erkennbar sei. Die Leute würden sich freuen, Schalke beherbergen zu dürfen, und viele wüssten auch noch von den erfolgreichen Zeiten zu berichten, in denen Schalke regelmäßig zu Gast gewesen sei. Als stellvertretend für die anderen Kronzeugen nannte Grammozis seinen Co-Trainer Mike Büskens.
Fuß fassen in Liga zwei
Also liegt die Vermutung mehr als nah, dass der Schalke-Tross im westfälischen Billerbeck logiert, wo die Blau-Weißen viele Jahre lang zu den Stammgästen zählten. Nun hat Corona quasi für eine „Wiedervereinigung“ gesorgt und damit automatisch auch für eine zumindest gedankliche Flucht in eine Zeit, in der die Schalker Welt zwar auch nicht immer, aber größtenteils in Ordnung war.
Derzeit ist sie es nicht, sie ist sogar aus den Fugen geraten. Und so steht der Samstag, an dem Schalke (15.30 Uhr/Sky) Eintracht Frankfurt empfängt, im Zeichen des Abschieds. Eines traurigen Abschieds – denn die Bundesliga verabschiedet sich von der Veltins-Arena – die bleibt als Veranstaltungsort zwar erstklassig, beherbergt aber nun mindestens für ein Jahr eine Mannschaft, die in der Zweiten Liga versuchen muss, wieder Fuß zu fassen.
Hajto erster Torschütze
Zweite Liga? Die stand auf Schalke nicht mehr zur Debatte, als dort am 18. August 2001 das erste Schalker Bundesliga-Spiel in der modernen Multifunktions-Sportstätte, die damals Arena AufSchalke hieß, stattfand. Gegner war Bayer Leverkusen, das muntere Spiel endete 3:3, erster Torschütze war der Schalker Tomasz Hajto. Vor allem die Lautstärke in dem neuen Schalke-Tempel beeindruckte. „Hier gibt‘s was auf die Ohren“, titelte die „Welt“, weil beim Schalker Torjubel Werte gemessen wurden, die an den Start eines Düsen-Jets erinnerten.
Was für ein Gegenprogramm zu dem, was sich am Samstag Nachmittag auf Schalke abspielen wird. Keine Fans im Stadion, die Zweite Liga vor Augen, und auch keinerlei emotionale Verabschiedung – weder in die eine noch in die andere Richtung – von den Profis, die wahrscheinlich ihr letztes Heimspiel für Schalke absolvieren. Dass beispielsweise Amine Harit, Mark Uth, Goncalo Paciencia, Alessandro Schöpf oder Shkodran Mustafi in der kommenden Saison auf Schalke spielen, gilt als ausgeschlossen.
Grammozis wehrt sich
Es wird ein leiser, ein trauriger Abschied, der dieser absurd schlechten Schalker Saison angemessen ist. Die lässt nun auch Dimitrios Grammozis in einem unruhigen Fahrwasser schippern. Er sollte eigentlich nur noch „abwickeln“ und parallel dazu den Neuaufbau einleiten, steht aber nun aufgrund kaum erkennbarer Fortschritte jetzt selbst in der Kritik.
Und wehrt sich: „Wir mussten ja von Anfang an einkalkulieren, dass es so verläuft. Wir haben eine Mannschaft übernommen, die ein Jahr lang nur auf die Mütze gekriegt hat. Also ist mit Sportvorstand Peter Knäbel besprochen worden, dass man das in Kauf nehmen muss.“ Grammozis geht davon aus, dass er trotz diverser Spekulationen im Umfeld S04-Trainer bleibt.
Schalke kriegt „coole Truppe“
In die Kaderplanung mit Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder sei er voll eingebunden: „Wir werden eine coole Truppe bekommen, auf die die Fans sich freuen können.“ Klingt tatsächlich so, als seien vom „alten Stamm“ dann nicht mehr viele dabei.
Mit zwei Siegen in den letzten beiden Partien (das „Finale“ ist in Köln) würde Schalke den SC Freiburg (2004/05: 18 Punkte) als schlechtesten Bundesliga-Absteiger seit Einführung der Drei-Punkte-Regel doch noch hinter sich lassen. Sogar Revier-Rivale BVB wird zumindest am Samstag die Daumen drücken – Frankfurt ist Champions-League-Konkurrent Nummer eins.
Kolasinac gesperrt
Allzu viele Hoffnungen sollte sich der Nachbar nicht machen, Schalke pfeift personell wieder mal aus dem letzten Loch. Mark Uth ist nach seiner Sperre zwar wieder dabei, dafür fehlt Sead Kolasinac (5. Gelbe). Die gute Nachricht zum Schluss: Die drei positiv auf Corona getesteten Schalker Spieler zeigen keine nennenswerten Symptome.
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