Es ist ein Jubiläum mit Seltenheitswert: Peter Peters hat vor genau 25 Jahren seine Arbeit beim FC Schalke 04 aufgenommen. Mit uns blickt er auf unvergessliche Erlebnisse und kühne Projekte.

Gelsenkirchen

, 28.06.2018, 07:04 Uhr / Lesedauer: 5 min

Peters arbeitete 1993 auf Schalke zunächst als Geschäftsführer, seit 1994 als Vorstand. Nur Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München ist in der Bundesliga auf der Funktionärsebene - er begann 1991 als Vizepräsident - ununterbrochen länger aktiv.

Im Gespräch mit dieser Redaktion blickt Peters dankbar zurück und macht eine Zeitreise, die prall gefüllt ist mit glanzvollen Siegen und unerwarteten Niederlagen, die das Leben des gebürtigen Ochtendungers (bei Koblenz) nachhaltig bis heute geprägt haben.


Peter Peters über...

... meinen ersten Arbeitstag auf Schalke: „Der 1. FC Kaiserslautern hat mir damals die Genehmigung erteilt, vorzeitig meinen Vertrag zu beenden. So konnte ich deshalb schon einige Tage vor dem eigentlichen Vertragsbeginn (1. Juli, die Red.) mit der Arbeit anfangen. Das war auch dringend notwendig, denn auf Schalke brannte der Baum, weil die Lizenz in Gefahr war. Aber es war gar nicht so einfach, in meinem neuen Büro ans Telefon zu kommen. Denn dort saß an jenem 28. Juni mein Vorgänger Dr. Heinz Helmut Wehrmann und telefonierte und telefonierte. Er wollte sich von jedem Menschen, mit dem er auf Schalke zusammengearbeitet hatte, persönlich verabschieden. Eine noble Geste, aber mir lief die Zeit davon. Irgendwann habe ich die Geduld verloren und habe ihm gesagt, dass ich endlich loslegen will. Das hat er dann auch eingesehen. Es waren damals sehr hektische Wochen, zumal der neue Spielplan uns als ersten Heimspielgegner ausgerechnet Borussia Dortmund bescherte. Von allen Seiten wurde ich als neuer Geschäftsführer mit Kartenwünschen bombardiert.“



... die Zusammenarbeit mit Rudi Assauer: „Er war der Mensch, mit dem ich damals die meiste Zeit verbracht habe. Wir lernten uns im Laufe der Jahre perfekt kennen und haben uns gut ergänzt. Rudi war das Gesicht von Schalke 04, der den Verein größtenteils in der Öffentlichkeit repräsentiert hat. Ich habe mich auf die Arbeit im Hintergrund konzentriert. Bis weit über das Jahr 2002 haben wir bestens zusammengearbeitet, und er war 1999 sogar mein Trauzeuge bei meiner Heirat mit Sabine.“

Peter Peters und Rudi Assauer im Jahr 2005.

Peter Peters und Rudi Assauer im Jahr 2005.


... die Bedeutung der neuen Vereinssatzung: „Nach der Entlassung und Wiedereinstellung von Rudi Assauer durch den damaligen Vorstand Helmut Kremers, Jürgen Wennekers und Hans Kleine-Büning im Jahr 1994 haben wir uns zusammengesetzt und entschieden, dass es so nicht weiter gehen kann. Personen wurden sozusagen nach dem Zufallsprinzip in wichtige Ämter des FC Schalke 04 gewählt. Das sollte zukünftig der Vergangenheit angehören und wurde auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit einem dann hauptamtlichen Vorstand zu meiner großen Erleichterung umgesetzt. Das war der Durchbruch, weil wir damit eine Stabilität in den Klub bekommen haben, die es vorher in dieser Form nicht gab. Ab diesem Zeitpunkt war ein kontinuierliches Arbeiten im Vorstand erst möglich.“



... meine schwierigste Saison: „Das war die Spielzeit 1993/94, das einzige Mal in meiner Amtszeit, wo wir richtig in Abstiegsgefahr gewesen sind und vor dem Lizenzentzug standen. Das hat mich viel Nerven gekostet.“



... meinen Lieblingstrainer: „Huub Stevens. Das war schon durch die Dauer seiner Tätigkeit bedingt. Als Huub im Jahr 2002 nach dem Pokalsieg den Verein verließ, hatte ich nach der Ankunft am Gelsenkirchener Hauptbahnhof einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen. Da gingen mir so viele Erinnerungen durch den Kopf. Huub hat die Mannschaft und ein wenig auch den Verein immer mit Charme und Härte geführt. Heute weiß ich, dass die damalige Rückreise mit der Bahn glücklicherweise nicht unsere letzte gemeinsame Reise war.“

Peter Peters über Huub Stevens: „Huub hat die Mannschaft und ein wenig auch den Verein immer mit Charme und Härte geführt.“

Peter Peters über Huub Stevens: „Huub hat die Mannschaft und ein wenig auch den Verein immer mit Charme und Härte geführt.“ © imago



... ein Trainer, mit dem ich Probleme bekam: „Ich hatte eigentlich mit keinem Trainer Schwierigkeiten, aber mit Felix Magath wurde es in seinem zweiten Schalke-Jahr problematisch. Ich will nur so viel sagen: Es war anstrengend.“



... meine emotionalsten Momente mit Schalke: „Da gibt es eine ganze Reihe von Ereignissen. Die emotionalsten Augenblicke waren sicherlich das Verpassen der Meisterschaften 2001 und 2007. Man hat immer die Vier-Minuten-Meisterschaft 2001 vor Augen, aber mich hat dieser Doppelschlag am vorletzten Spieltag noch mehr getroffen. Als in der Schlussphase Balakow für den VfB Stuttgart gegen uns zum 1:0 trifft und die Bayern zeitgleich durch Zickler 2:1 gegen Kaiserslautern gewinnen. Das hat mich richtig runter gezogen. Damals waren rund 30.000 Schalker Fans in Stuttgart. Wir waren schon Tage vorher vor Ort, damit organisatorisch alles klappte. Der Gästebereich im Stadion wurde wegen unserer zahlreichen Anhänger um fast das halbe Stadion erweitert - am Ende leider alles vergeblich.“



... meinen größten Sieg: „Die Finanzierung der Veltins-Arena. Keiner hat geglaubt, dass es uns gelingt, ein solches Volumen zu stemmen. Es waren monatelange, teilweise sehr schwierige Gespräche bis spät in die Nacht mit den Banken. Unser Businessplan, der von einem Zuschauerschnitt von 50.000 ausging, wurde kritisch hinterfragt. Man darf ja nicht vergessen, dass wir im Parkstadion meistens nur zwischen 30.000 und 35.000 Zuschauer hatten. Der Baubeginn hing am seidenen Faden. Die Finanzierungszusage im Herbst 1998 war für mich der größte Sieg.“

Der 14. August 2001: Peter Peters beim Eröffnungsspiel der Arena Auf Schalke.

Der 14. August 2001: Peter Peters beim Eröffnungsspiel der Arena Auf Schalke.



... meine größte Niederlage: „Das Ende der Ära von Andreas Müller, den Rudi Assauer als seinen Nachfolger aufgebaut hatte. Damals gab es sportliche Nackenschläge, zum Beispiel das Scheitern in der Champions-League-Qualifikation gegen Atlético Madrid, danach das Ausscheiden in der Gruppenphase der Europa-League bei Twente Enschede sowie das Aus im DFB-Pokal Viertelfinale gegen Mainz 05. Diese Niederlagen in der Saison 2008/2009 trafen mich hintereinander wie Keulenschläge und hatten enorme negative wirtschaftliche Folgen. Diese Rückschläge haben mir fast jede Zuversicht geraubt. Und dazu haben wir uns erstmals wieder nach langer Zeit nicht mehr für den Europapokal qualifiziert.“



... der Tag, an dem ich Schalke verlassen wollte: „Den gab es bisher nicht. Ich fühle mich in diesem Klub so wohl, deshalb habe ich nie an eine Vereinswechsel gedacht. Zugegeben, die Ära Magath hat mir zugesetzt. Aber ich bin der Meinung, Probleme lösen sich nicht mit einem Vereinswechsel. Deshalb habe ich immer dafür geworben, Dinge so zu verändern, dass sie für die Entwicklung des FC Schalke 04 gut und sinnvoll sind. Heribert Bruchhagen hat zu mir mal gesagt: Diesen Klub darfst Du nie verlassen. Dieser Satz gilt!“



... einen Wechsel zur Deutschen Fußball-Liga: „Für mich ist nichts eine Option, was meiner Tätigkeit beim FC Schalke 04 im Weg steht.“



... mein wichtigster Zukunftsplan: „Der Umbau des Berger Feldes. Das ist knapp die Hälfte des Volumens beim Arena-Bau. Wir finanzieren wieder klassisch über Banken und werden die Finanzverbindlichkeiten danach zuverlässig zurückführen. Es ist etwas Gutes, wenn ein eingetragener Verein mit Augenmaß und Fremdkapital mutig investiert. Da würde ich mir manchmal mehr Verständnis in der Öffentlichkeit wünschen.“



... meine Lieblingsspieler: „Dazu gehören zum Beispiel ganz viele Eurofighter wie Olaf Thon oder Jiri Nemec, die mir ans Herz gewachsen sind. Kürzlich habe ich festgestellt, dass mit David Wagner auch ein Spieler darunter war, der eine fantastische Trainerkarriere gestartet hat. Er ist einer der wenigen Schalker Spieler, die ich ein bisschen aus den Augen verloren habe. Und dann gehört das Herzstück der 2001-Mannschaft mit Reck, Waldoch, Möller, Sand und Mpenza unbedingt dazu.“

David Wagner (r.) ist aktuell Trainer in der englischen Premier League bei Huddersfield Town.

David Wagner (r.) ist aktuell Trainer in der englischen Premier League bei Huddersfield Town. © imago



... die Laufzeit meines Vertrages: „Seit September 2012 unbefristet, und das freut mich sehr. Clemens Tönnies und der Aufsichtsrat haben mir es angeboten, und ich habe beim Ja und Gerne keine Sekunde gezögert.“



... meine liebsten Schalke-Anekdoten: „Die Gespräche mit Charly Neumann. Wir beide hatten eine besondere persönliche Beziehung. Vor allem in seinen letzten Lebensjahren kam Charly jedes Jahr an Heiligabend zu mir nach Hause. Dann haben wir eine Flasche Sekt getrunken, und er hat mir sein Herz ausgeschüttet.“



... mein schwierigster Verhandlungspartner: „Meine Frau. Weil ich im Fußball oft Termine habe, wo wir darüber diskutieren, ob das jetzt ein dienstlicher Termin ist oder eher Hobby? Nehmen Sie als Beispiele Sponsorentermine mit Abendessen, Auswärtsspiele oder Treffen mit Fanclubs im Sauerland. Da kommt schon mal von meiner Frau der berechtigte Hinweis: Muss Du das jetzt auch noch machen? Manchmal ist es schwer für mich, das mit reiner Dienstlichkeit zu begründen, weil Schalke und die Menschen mir eben auch enormen Spaß machen.“