Bürgermeister Martin Tesing sprach deutlich: „Die Belastung für die Kommunen ist noch größer als 2015.“ Und sie wird weiter wachsen, ist sich die Verwaltung in Raesfeld sicher. Immer mehr Menschen flüchten nach Deutschland - bedingt durch den Ukraine-Krieg und anderen Krisen auf der Welt.
Im Vergleich zu 2015 stellt das Land NRW 40.000 weniger Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung als heute, sagte Bürgermeister Tesing im Rat in Raesfeld. „Wir haben mehr Asyl-Suchende, aber NRW hat sich stärker zurückgezogen.“ Was bedeutet, dass die Kommunen mehr auffangen müssen.
In Raesfeld stellt sich die Situation wie folgt dar, schilderte Norbert Altrogge, Leiter des Sozial- und Ordnungsamtes: Lebten 2013 noch 106 Asyl-Suchende in Raesfeld, sind es mittlerweile 304 Menschen. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 waren es 237 (2016).
Davon beziehen 32 Menschen aktuell die Regelsätze aus dem Asylbewerberleistungsgesetz, 231 fallen unter das SGB II. Dazu gibt es 41 Selbstzahler. Die haben zwar einen Job, aber wohnen noch in den Unterkünften der Gemeinde. Dafür zahlen sie eine Nutzungsentschädigung. „Auf diese Zahlen kann man nochmal zirka 100 Personen draufrechnen, die es geschafft haben, in eigenen Mietwohnungen mit eigenen Erträgen zu wohnen“, sagte Altrogge.
Die geflüchteten Menschen kommen aus vielen verschiedenen Ländern. 31 Prozent der in Raesfeld lebenden Asyl-Suchenden kommen aus Syrien, 32 Prozent aus der Ukraine. Aus der Türkei, Afghanistan und Serbien kommen je sechs Prozent - 20 Prozent kommen aus sonstigen Staaten wie Nigeria, Eritrea, dem Irak oder Iran.
Die Zahl der Unterkünfte, in denen Flüchtlinge untergebracht sind, hat sich seit 2013 versiebenfacht. Gab es 2013 noch vier Unterkünfte für geflüchtete Menschen, sind es mittlerweile 28.
Gemeinde vor Herausforderung
24 davon sind in Raesfeld, zwei in Erle und zwei in Homer. Dabei handelt es sich um teilweise baufällige Gebäude, die nicht mehr lange zur Verfügung stehen - beispielsweise wie das „Haus Epping“, sagte Altrogge.
Auch private Unterkünfte, die teilweise befristete Verträge haben, nutzt die Gemeinde. „Beendet ein Mieter das Mietverhältnis, müssen wir uns kümmern, die Menschen anders unterzubringen“, sagte Altrogge. Im Hinblick darauf, dass die Verwaltung mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen rechnet, steht die Verwaltung vor der Herausforderung, mehr dauerhafte Unterkünfte einzurichten.
„Der Zustrom von Flüchtlingen wird stetig steigen - unabhängig von der Ukraine“, sagte Altrogge im Rat. Ein Rückgang sei nicht zu erwarten. Das bedeutet: Raesfeld erwarten „enorme Herausforderungen“ und „personelle Veränderungen“. Immer mehr Menschen in der Verwaltung sind mit geflüchteten Menschen beschäftigt, sagte Bürgermeister Tesing.
Tesing dankt Helfern
Herausheben wollte Ordnungsamtsleiter Altrogge Nicole Höbing. Die Integrationsbeauftragte mache einen großartigen Job, sagte er. Aber auch zahlreiche ehrenamtliche Kräfte unterstützen die Gemeinde in der Flüchtlings-Betreuung mit verschiedenen Aktionen. Diese gehen von der Fahrradwerkstatt über die Kleiderkammer bis hin zu Deutsch-Integrationskursen.
Doch obwohl immer mehr Menschen nach Raesfeld kommen, um Zuflucht zu suchen, läuft „es sehr geräuschlos“, sagte Tesing. Er dankte denjenigen, die sich um die Menschen kümmern. „Wir waren und sind gut aufgestellt. Die Arbeit kann man gar nicht hoch genug loben.“