Vor etwas mehr als einem Jahr hat sich Eva Stenkamp auf den Weg nach Madagaskar gemacht. Die Ärztin engagiert sich dort, unterstützt von der katholischen Organisation für internationale Hilfe Fidesco, im Gesundheitswesen. In einem Brief berichtet Stenkamp, die Verbindungen zur Pfarrgemeinde St. Martin in Raesfeld hat, über ihre Arbeit.
„Wie zu erwarten, war es bisher eine Zeit voller Höhen und Tiefen, in der ich viel Neues gelernt habe“, heißt es im neuen Bericht. Dass jetzt schon mehr als die Hälfte der Zeit vorbei ist, sei kaum zu fassen. Sie vermisse ihre Familie, Freunde und Kollegen, aber auch die deutschen Verkehrsregeln, Brötchen und eine Waschmaschine, denn Handwäsche dauere.
Stenkamp versichert: Madagaskar sei ein faszinierendes Land, mit seinen Nationalparks, dem Meer, tollen Landschaften, exotischen Früchten und vor allem seinen Menschen. Die Madagassen, die sie näher kennenlernen konnte, seien ihr sehr „ans Herz gewachsen“. Besonders wichtig seien ihr die Arbeitskollegen geworden, erklärt Eva Stenkamp.
Breites Krankheiten-Spektrum
„Moramora“, immer mit der Ruhe, sei ein Teil der madagassischen Einstellung, den die Ärztin noch mehr verinnerlichen will. Denn bei der Arbeit laufe es oft nicht so, wie von ihr gewollt. Denn die Arbeit sei so anders als in Deutschland. Stenkamp erklärt, sie sei es nicht gewohnt, ein so breites Spektrum an Krankheiten zu behandeln.
„Manchmal bin ich einfach überfordert“, gibt sie zu. Als Beispiel nennt sie eine Entbindung. Sie habe kaum gewusst, was zu tun sei. Ein Verantwortlicher von Fidesco habe ihr darauf vorgeschlagen, ein Praktikum in einer Entbindungsklinik zu machen.
Wenig später ist sie nach Antananarivo, Madagaskars Hauptstadt, gefahren, um im Pavillon Sainte Fleur (PSF) zu arbeiten. Dies ist die Entbindungsklinik des staatlichen Krankenhauses „Centre Hospitalier Universitaire Joseph Ravoahangy Andrianavalona“, das vom Malteserorden in Frankreich verwaltet wird. Eröffnet wurde die Klinik 1999, seitdem haben über 40.000 Kinder dort das Licht der Welt erblickt.
„Tolle Erfahrung“
Drei Wochen lang hat Eva Stenkamp mit den Hebammen gearbeitet, Gebärende mit untersucht und erste Entbindungen medizinisch geleitet. Die Klinik habe einen recht professionellen Eindruck gemacht. Ihr Fazit: „Das Praktikum war wirklich eine tolle Erfahrung.“ Natürlich könne sie noch lange nicht die Arbeit einer Hebamme, geschweige denn einer Gynäkologin, übernehmen, aber sie fühle sich sicherer als vorher.
Im Vergleich zum jüngsten Bericht habe sich an ihrer Arbeit in Toamasina, im „Centre medicale Le Bon Samaritain“, nicht viel verändert. Die meiste Zeit verbringe sie im medizinischen Zentrum, so Stenkamp. Aber die Arbeit in den Dörfern zeige eine andere Seite von Madagaskar.
Sprachkenntnisse immer besser
Eva Stenkamp freut sich darüber, dass ihre Madagassisch-Sprachkenntnisse inzwischen deutlich besser geworden sind. Bei Patienten mit Grippesymptomen komme sie problemlos ohne Übersetzer zurecht, nur bei längeren Erklärungen verstehe sie nicht genug.
Als besonderes Ereignis nennt sie die Einweihung eines Priesterseminars. Gäste aus ganz Madagaskar seien dabei gewesen. Von 15.000 Menschen sei die Rede gewesen. In der Nähe soll ein Krankenhaus gebaut werden. Dies sei das Herzensprojekt von Pater Thomas, ihrem Verantwortlichen vor Ort, so Stenkamp. Auch den Ärmsten soll eine gute medizinische Versorgung geboten werden. Und: Mit drei neuen Volontären lebt die Ärztin jetzt in einer Sechser-WG.
Weitere Informationen gibt es online auf www.fidesco.de .