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Landrat lobt Aufklärungsquote: In Raesfeld gibt´s dafür keinen Grund
Kriminalität
21,7 Prozent mehr Straftaten wurden 2021 in Raesfeld im Vergleich zum Vorjahr verübt. Erschwerend kommt hinzu: Nur in einem Ort im Kreis war die Aufklärungsquote schlechter.
Die Kriminalitätsstatistik 2021 für den Kreis Borken ist am Mittwoch erschienen und bildet die Entwicklung der Straftaten in den einzelnen Orten ab. Landrat Kai Zwicker schreibt im Vorwort: „Die Menschen im Kreis Borken können darauf vertrauen, in einer vergleichsweise sicheren Region zu leben.“
Ihn beunruhige der Anstieg um 2.235 auf 21.805 Straftaten im Kreis nicht. „Denn der Anstieg beruht im Wesentlichen auf gesteigerten polizeilichen Tätigkeiten im Bereich der Rauschgiftkriminalität und auf ausgeweiteten Ermittlungen im Bereich der Sexualdelikte.“ Zwicker lobt zudem die kreisweite Aufklärungsquote von fast 60 Prozent.
Kriminalitätshäufigkeitszahl bringt Vergleichbarkeit
Wie wahrscheinlich war es 2021, in einem Ort des Kreises Opfer einer Straftat zu werden? Dies wird mit der „Kriminalitätshäufigkeitszahl“ abgebildet, in der die verübten Straftaten auf 100.000 Einwohner hochgerechnet werden, um Vergleichbarkeit zwischen unterschiedlich großen Orten herzustellen.
Bei diesem Vergleich taucht Raesfeld ganz am unteren Ende auf: Zwar ist die Kriminalitätshäufigkeitszahl von 2.406 (2020) auf 2.927 im Jahr 2021 gestiegen. Doch Raesfeld ist damit die einzige Kommune unter 3.000. Die Spanne reicht ansonsten von Velen (3.325) bis Gronau (11.582).
Also alles gut in Raesfeld? 60 mehr Straftaten als 2020 wurden dort 2021 verübt - insgesamt 337. Fast die Hälfte dieser zusätzlichen Straftaten sind Diebstähle (+28), darunter zwölf mehr Fahrraddiebstähle (insgesamt 27). Hinzu kommen sieben mehr Verstöße gegen das Betäubungsmittelschutzgesetz (insgesamt 16) oder auch vier Wohnungseinbrüche mehr (insgesamt neun).
Mehr Körperverletzungen
Gravierender sind allerdings die Anstiege bei Körperverletzungen (von 24 auf 35), Gewaltkriminalität (von sieben auf zehn) und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (von acht auf 13).
Generell lässt sich sagen, dass auch in Raesfeld die Aufklärungsquote mit der Schwere des Delikts tendenziell zunimmt. Im Bereich Gewaltkriminalität und Raubdelikte lag sie 2021 bei 100 Prozent. Bei Körperverletzungen bei 91,4, bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung bei 84,6.
Kein Wohnungseinbruch wurde in Raesfeld aufgeklärt
Doch bei Delikten wie Straßenkriminalität (insgesamt 74 Fälle, Aufklärungsquote: 14,9 Prozent), Diebstählen (Aufklärungsquote: 7,2 Prozent) oder Wohnungseinbrüchen (Aufklärungsquote: 0 Prozent!) ist offensichtlich noch deutlich Luft nach oben.
Die von Kai Zwicker für den Kreis Borken gelobte Aufklärungsquote von fast 60 Prozent sieht in Raesfeld mit 44,8 Prozent schon etwas ernüchternder aus. Nur in der Gemeinde Heiden meldete die Polizei mit 44,4 eine niedrigere Aufklärungsquote.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
