Jugendhaus Erle wird Flüchtlingsunterkunft „Wir haben hier sonst nichts“

Jugendhaus Erle wird Flüchtlingsunterkunft
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Nach langer Debatte hat der Raesfelder Rat am Montagabend beschlossen, das Jugendhaus Erle kurzfristig als Unterkunft für Flüchtlingen zu nutzen. Gegen die Stimmen der SPD und aus Teilen der UWG. Zahlreiche Bürger verfolgten die Sitzung und äußerten sich zum Teil sehr kritisch. „Es wurde ein bisschen lauter“, so Markus Büsken zu einem Wortgefecht am Ende des Tagesordnungspunkts.

Die Notwendigkeit für die überraschende Umfunktionierung begründet der Erste Beigeordnete mit der aktuellen Dynamik bei der Flüchtlingszuweisung. „Das ist nicht Raesfeld-spezifisch“, so Büsken. Bis zu den Sommerferien seien die Zuweisungen „relativ konstant“ erfolgt.

„Explodiert sind sie im Oktober und jetzt im November.“ Heißt: Derzeit hätte Büsken noch zehn Betten zur Verfügung. Aber es seien bereits 18 Personen angekündigt, die in den nächsten zwei bis drei Wochen in Raesfeld eine Unterkunft bekommen müssen. „Die Zuweisungen erfolgen mit einem Vorlauf von 14 Tagen“, so Büsken: „Anfang Dezember spätestens müssten wir wieder Betten haben.“

Andreas Booms und Anna-Lena Grütering sehen außer dem Jugendhaus für Jugendliche in Erle keine Alternativen.
Andreas Booms und Anna-Lena Grütering sehen außer dem Jugendhaus für Jugendliche in Erle keine Alternativen. © Alexandra Schlobohm

Der Erler Andreas Booms gehört zu einer Gruppe von Betroffenen, die sich gegen die Umfunktionierung des Jugendhauses wenden. Dass bereits vor dem Beschluss des Rats ein Container zur Entrümpelung des Jugendhauses an das Gebäude gestellt und damit angefangen wurde, kam bei ihnen nicht gut an.

„Wir sind hier groß geworden. Das Haus wird noch besucht und genutzt“, sagt Booms. „Wir in Erle haben auch nicht viel. Mehr ist hier nicht für Kinder und Jugendliche.“ Anna-Lena Grütering pflichtet ihm bei: „Wir haben hier sonst nichts.“ Das Jugendhaus habe vielen geholfen. „Hier hatten wir jemand, mit dem wir reden konnten.“

„Nicht so stark frequentiert“

Während die Erler von etwa 20 Jugendlichen am Tag berichten, die die Einrichtung besuchen sollen, sagt Büsken: „Da haben wir eine ganz andere Wahrnehmung.“ In den letzten Monaten sei das Jugendhaus nicht so stark frequentiert worden. Man wolle das Jugendhaus auch nur temporär zur Unterbringung nutzen und biete einen Ersatzraum an.

Dabei handelt es sich um einen Gymnastikraum von 65 Quadratmetern in der Turnhalle, hinzu kommt ein Lagerraum, sodass insgesamt 75 bis 80 Quadratmeter als Ersatzfläche zur Verfügung stehen. „Dass diese Alternative nicht die selbe Qualität hat, ist mir klar“, sagt Büsken.

Duschen und Kochgelegenheit

Im ersten Schritt will sich die Gemeinde darauf konzentrieren, das Jugendhaus so schnell wie möglich für die Unterbringung von Flüchtlingen herzurichten, wozu auch eine weitere Kochgelegenheit zählt. „Es wird einen Duschcontainer im rückwärtigen Bereich geben“, so Büsken. „WCs und Sanitäranlagen sind ja vorhanden.“ 30 Personen sollen im Jugendhaus unterkommen.

Falls die Dynamik bei den Zuweisungen so hoch bleibt wie bislang, schätzt Büsken, dass der Platz im Jugendhaus bis Weihnachten reicht. Über die weiteren Schritte mag Büsken noch nicht reden: „Das wäre ein Blick in die Glaskugel.“

Angedeutet wurde im Rat, dass Container auf der Rückseite des Gebäudes aufgestellt werden könnten, die Platz für weitere 30 Flüchtlinge bieten könnten. „Man kann nicht viel planen. Man kann nur auf Sicht fahren“, sagt Büsken.

Fast 1.000 Unterschriften

Andreas Booms will die Sache aber nicht auf sich beruhen lassen. Es seien bereits fast 1.000 Unterschriften gegen die Umfunktionierung des Jugendhauses gesammelt worden. „Wir wollen uns an den Landrat wenden.“ Am Donnerstag (16.11.) wollen Betroffene am vorerst letzten Öffnungstag des Jugendhauses ab 19 Uhr vor Ort ein Zeichen gegen die Schließung setzen.

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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 15. November 2023.