Jonathan Schmidt ist parteiloser Bürgermeisterkandidat in Raesfeld „Alles auf eine Karte“

Jonathan Schmidt tritt als parteiloser Bürgermeisterkandidat in Raesfeld an
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Jonathan Schmidt ist 37 Jahre alt, ist seit 2016 verheiratet und Vater von drei Kindern. Er ist selbstständig in der Verpackungsbranche tätig. So lässt er auf Bestellung Versandkartons fertigen oder kümmert sich darum, dass Waren verpackt werden.

Die meisten Raesfelder dürften ihn aber von seinem „Nebenjob“ kennen, den er bis vor Kurzem ausübte. In den Festzelten von Wenzel Schwering stand Schmidt an den Wochenenden oft selbst hinter der Theke. „Seit ich 15 bin, mache ich das. Man gehört zum Inventar“, sagt Schmidt und lächelt. Auch wegen des Zeitaufwands („manchmal 40 Stunden an drei Tagen“) habe er dies aber nach Karneval „erst mal ruhen gelassen“.

Ehrenamtlich aktiv

Schmidt engagiert sich auch im Erler Schützenverein, ist Vorsitzender des Fördervereins Kindergarten St. Nikolaus in Erle, Vorsitzender des Fördervereins der Silvesterschule und dort auch Vorsitzender der Schulpflegschaft. Von 2021 bis 2025 war er stellvertretender Vorsitzender in der Raesfelder CDU.

Als bei der CDU klar wurde, dass Bürgermeister Martin Tesing nicht mehr bei der Kommunalwahl antreten würde, „habe ich meinen Hut mit in den Ring geworfen“, sagt Schmidt. Letztlich wurde aber Dirk Kuhmann als CDU-Kandidat gewählt.

Austritt aus der CDU

Nicht nur das, sondern auch inhaltliche Differenzen seien dann der Grund gewesen, im Januar aus der CDU auszutreten, sagt Jonathan Schmidt. Mit seiner Frau habe er gesprochen, bevor er nun „alles auf eine Karte“ setze, sagt Schmidt. Sein Versprechen als parteiloser Bürgermeisterkandidat: Politik mit den Bürgern machen und für Transparenz zu sorgen.

Was heißt das konkret? Als Beispiel nennt Schmidt die heftigen Auseinandersetzungen im Zuge der temporären Umnutzung des Erler Jugendhauses als Flüchtlingsunterkunft. Diese seien auch auf eine „verkorkste Kommunikation seitens der Verwaltung“ zurückzuführen gewesen. Etwa der „Riesen-Müllcontainer“, der plötzlich vor dem Jugendhaus stand. Oder auch die Ratssitzung, in der viele aufgebrachte Bürger ihrem Ärger Luft machten: „Das war alles andere als gut.“ Schmidt sagt: „Man kann nicht jeden zufrieden stellen.“ Aber auch: „Man kann vernünftig miteinander reden.“

Positives Feedback

Ohne Partei im Rücken geht Schmidt mit einem Handicap in den Wahlkampf: „Ich würde nicht antreten, wenn ich mir keine Chancen ausrechnen würde.“ Die Bürgermeisterwahl sei keine Parteien-, sondern eine Personenwahl, sagt Schmidt. Aus seinem Umfeld habe er viel positives Feedback erhalten. Doch er ist realistisch: „Einfach wird es nicht.“

Was ist von ihm als Bürgermeister zu erwarten? Es gebe viele Projekte bei der Dorfentwicklung, die noch in der Pipeline seien, sagt Schmidt, der aber auch diesbezüglich mehr mit den Bürgern kommunizieren will. Zudem schwebt ihm die Einrichtung eines Jugendbeirats vor, damit diese Generation „besser gehört“ und eingebunden werde.

„Für beide Seiten gut“

Schmidt bemängelt, dass Anträge von Parteien oft lange nicht angegangen würden. Er werde als Bürgermeister eine digitale Plattform einführen, auf der Anträge und deren Bearbeitungsstatus innerhalb der Verwaltung zu sehen sein sollen. „Das ist für beide Seiten gut.“

Wenn es um Gewerbegebiete, Spielplätze oder Wohngebiete gehe, müssten die Bürger besser mitgenommen werden. Verzögerungen beim Baugebiet Wehler Straße hätten beispielsweise besser erklärt werden müssen, damit nicht der Eindruck entstehe, dass Erle vernachlässigt werde. „Da fehlt ein bisschen Feingefühl.“

„Fulltime-Job“

Ansonsten verspricht Schmidt vollen Einsatz: „Bürgermeister sein ist ein Fulltime-Job, wo der Stift nicht um 18 Uhr fallen gelassen wird.“ Aber Überstunden ist Schmidt aus den Festzelten schließlich gewohnt.