Im Jahr 2019 ist der Zweckverband Hochwasserschutz Issel gegründet worden. Auch die Gemeinden Raesfeld und Schermbeck haben sich dem Zweckverband angeschlossen – und zahlen jährliche Beiträge. Die CDU in Raesfeld wollte nun wissen: Was passiert eigentlich mit dem Geld? Und: Welche Maßnahmen sind angedacht, um die Gebiete an der Issel vor Hochwasser zu schützen?
Darüber berichteten nun Pia Scholten, Geschäftsführerin des Zweckverbandes, und Michael Carbanje, stellvertretender Verbandsvorsteher und Bürgermeister der Stadt Isselburg, im Bau- und Umweltausschuss der Gemeinde Raesfeld. Als Gemeinde zahlt Raesfeld aktuell einen geschätzten jährlichen Beitrag von 56.000 Euro für Hochwasserschutz an den Zweckverband, was knapp 4,57 Prozent beträgt. Schermbecks Anteil beträgt 3,41 Prozent, was einen geschätzten jährlichen Beitrag von 41.000 Euro bedeutet.
Dieser Wert ist bei der Gründung ermittelt worden, indem man die Einzugsfläche der Issel (9,13 Prozent in Raesfeld und 6,81 Prozent in Schermbeck) mit dem Vorteilsfaktor kombiniert hat - der in Raesfeld und Schermbeck bei null liegt.
Viel von ihren Beiträgen haben Raesfeld und Schermbeck in erster Linie nicht, sagte Pia Scholten. „In Raesfeld sind aktuell keine Hochwasserschutzmaßnahmen angedacht, weil hier die Issel entspringt.“ Sprich: Die Gefahr für Hochwasser an der Issel in Raesfeld ist nicht so groß. Kosten und Nutzen von Maßnahmen würden nicht miteinander einhergehen, erklärte Scholten. Das Gleiche trifft auch auf Schermbeck zu.
„Überschwemmen sonst“
Warum es trotzdem wichtig ist, dass sich Gemeinden wie Raesfeld und Schermbeck am Projekt beteiligen, erklärte Isselburgs Bürgermeister Michael Carbanje in Raesfeld. „Man hat 2016 festgestellt, dass wenn wir keinen Hochwasserschutz machen, wir in Isselburg – salopp gesagt – absaufen“, sagte er. Wenn die Stadt Isselburg alleine Maßnahmen ergreifen würde, so Carbanje, würde sie 40 Millionen Euro ausgeben müssen. „Wenn von oben allerdings kein Wasser abgehalten wird, überschwemmen wir trotzdem.“

Die Issel entspringt in Raesfeld und führt unter anderem am Hamminkelner Ortsteil Marienthal, am Golfclub Weselerwald in Schermbeck, Hünxe, durch Wesel und wieder Hamminkeln vorbei, bis sie schließlich Isselburg und Anholt im Kreis Borken erreicht und dort in die Niederlande weiterfließt.
Insgesamt elf Kommunen beteiligten sich am Zweckverband: Neben Raesfeld und Schermbeck sind das Hamminkeln, Bocholt, Isselburg, Rees, Borken, Wesel, Rhede und Hünxe. Der Vertrag gilt für 20 Jahre. Sollte er danach verlängert werden, weil nicht alle Maßnahmen geschafft wurden, muss das einstimmig passieren.
27 Maßnahmen geplant
Insgesamt sind 27 Maßnahmen geplant. Ziel ist es, sie in 20 Jahren zu schaffen. Scholten dazu: „Der Zeitplan ist schwierig einzuschätzen. Ich halte die 20 Jahre aber nicht für völlig abwegig.“ Zentrale Maßnahmen, die der Zweckverband Hochwasserschutz zunächst angedacht hat, sind Maßnahmen für den Weseler Ortsteil Obrighoven, den Hamminkelner Ortsteil Ringenberg sowie für Isselburg-Werth.
Vor Obrighoven soll beispielsweise der Deich neugebaut werden, in Ringenberg ebenfalls einhergehend mit einer Verlegung der Issel und neuen Polderflächen und in Isselburg-Werth sind weitere solcher Maßnahmen geplant – unter anderem soll die Issel dort einen Seitenarm bekommen, um das Wasser zu verteilen. „Es geht jetzt zuerst darum, die wichtigsten Problemzonen zu lösen“, erklärte Scholten. Das soll mit diesen Maßnahmen passieren.
Der Zeitplan sieht vor, mit den Arbeiten an diesen Maßnahmen 2026/27 zu beginnen. Davor steht noch die Vorplanung, Vorbereitung und Planfeststellung an. Für alle Maßnahmen rechnet Scholten mit aktuell mit 52 Millionen Euro Baukosten. 40 bis 80 Prozent davon werden wohl durch das Land NRW gefördert.
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