Engpässe bei Medikamenten „Die Patienten sind verunsichert“

Engpässe bei Medikamenten: „Die Patienten sind verunsichert“
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„Auch in Raesfeld haben wir die Probleme“, sagt Volker Binner, Inhaber der Schloss-Apotheke in Raesfeld und der Femeichen-Apotheke in Erle. Gemeint sind Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln. Schon seit geraumer Zeit treten diese bundesweit auf.

Ob Fiebersäfte für Kinder, Hustenmittel, Blutdrucksenker, Brustkrebsmedikamente oder Magensäureblocker: Wer in der Apotheke eine bestimmte Arznei haben will, stößt mitunter auf Schwierigkeiten. „Querbeet durch das gesamte Sortiment“, sagt Binner. Kunden bekommen dann oft ein Alternativmittel, das nicht erste Wahl war. Apotheker sehen die Engpässe mit Sorge. „Die Lage ist schlimm“, sagt der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis.

Als Beispiel für Engpässe nennt Preis den Wirkstoff Pantoprazol, der gegen Magenprobleme eingesetzt wird. Weil Pantoprazol-Präparate nicht mehr zu haben seien, müsse man ausweichen auf Omeprazol. Dieser Wirkstoff aber habe mehr Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

„Unversorgt“ aus der Apotheke gehe aber niemand, sagt Volker Binner. Ihm ist wichtig zu betonen, dass es für die Patienten in Raesfeld und Erle zu keinen Problemen kommt. „Die Patienten sind verunsichert, weil sie nicht immer ihr übliches Medikament bekommen.“ In der Regel gäbe es aber immer Ersatzoptionen mit „wirkstoffgleichen Präparaten“.

Die Apotheken in Raesfeld und Erle würden gut mit den Hausärzten kommunizieren. „Mit ihnen finden wir immer eine adäquate Lösung für die Patienten“, sagt Binner.

Engpässe bleiben wohl länger

Insgesamt an Wirkstoffen mangele es nicht, sagt auch Thomas Wenning, Filialeiter der Holzwarth Apotheke in Raesfeld. „Aber unser tägliches Brot aktuell ist der Kampf darum, bestimmte Substanzen in ausreichenden Mengen für Patienten zu besorgen.“ Und das quer durch alle möglichen Arzneimittel. Wie lange diese Situation noch andauere, könne er nicht sagen. Er vermutet aber, „dass es noch länger anhält“.

Als Ursache der Engpässe sieht der Raesfelder Apotheker Binner die andauernden Lieferkettenprobleme. Rund 68 Prozent der Produktionsorte von Wirkstoffen, die für Europa bestimmt sind, liegen im kostengünstigeren Asien, heißt es in einer Studie des Pharmaverbands vfa. Kommt es dort zu Fertigungsproblemen, Verunreinigungen oder zum Produktionsstillstand, kann das auch Deutschland treffen.

„Medikamente, die früher in der EU hergestellt wurden, werden mittlerweile auf anderen Kontinente – meist Asien – hergestellt“, sagt Binner. „Das Problem ist, dass die Produktion ausgelagert wurde.“

Produktion zurückholen

Vor wenigen Jahrzehnten seien die aktuellen Lieferengpässe undenkbar gewesen, kritisiert Apotheker Preis. „Früher war Deutschland die Apotheke der Welt, heute sind China und Indien die Apotheken der Welt.“ Aus seiner Sicht wäre es wichtig, möglichst viel Produktion nach Deutschland zurückzubringen.

So sieht es auch Volker Binner. „Die Tendenz ist zwar da, die Produktion nach Europa zurückzuholen. Sie auszulagern, war aber ein jahrzehntelanger Prozess. Das fährt man nicht ruckzuck zurück.“

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