Als Lukas Grewing beim Schützenfest 2023 des Allgemeinen Bürgerschützenvereins Erle den Vogel von der Stange holte, gab es beim Publikum kein Halten mehr. Grewing, der sportlicher Leiter beim hiesigen Fußballverein ist, wurde nicht nur vom Schützenvolk, sondern auch tatkräftig von den Fußballern von Eintracht Erle gefeiert. Und dabei war seine Teilnahme am Königsschießen eine ganz spontane Aktion. Ein Interview.
Herr Grewing, wie kam es zu der spontanen Teilnahme am Vogelschießen?
Lukas Grewing: „Es war sogar sehr spontan. Wir saßen locker an der Vogelstange zusammen und haben das Geschehen beobachtet, als der Vorstand auf uns zu kam und uns darauf aufmerksam machte, dass wir doch auch mal draufhalten könnten. Gemeinsam haben Lukas Rößmann, Fabian Schwering und ich dann gesagt: Komm, wir schießen! Es war dann unterbewusst gleich klar, dass einer von uns König wird und die anderen beiden die Ehrenherren werden. Und ich war zu diesem Zeitpunkt schon ein Jahr im Vorstand dabei und dachte: Warum nicht? Im Vorbeigehen habe ich dann noch Fabienne Nagel und ihre Mutter gefragt, ob nicht eine von ihnen im Fall der Fälle meine Königin sein wolle.“
Und der Fall der Fälle traf ja dann auch ein. Wie setzte sich dann der Thron genau zusammen?
„Am Ende ist Fabienne meine Königin geworden. Wir lernten uns kennen, da sie die langjährige Freundin eines Kollegen war und man hatte so immer mal wieder Kontakt miteinander. Lukas Rößmann und Fabian Schwering sind Freunde aus meiner Clique und gehörten dann wie besprochen zum Thron. Anna Borgs und Katharina Schulte-Kellinghaus sind Mädels aus der Basketballmannschaft von Fabienne und gehören ebenfalls zum Thron.“

Das hört sich ja nach einem sehr sportlichen Thron an. Immerhin sind Sie sportlicher Leiter bei Eintracht Erle.
„Ja, das kann man so sagen. Wir wurden vom Fußballverein und der Basketballmannschaft auch immer sehr gut unterstützt. Die Jungs und Mädels haben im Laufe der Regentschaft für tolle Stimmung gesorgt.“
Aber auch beim Vogelschießen im letzten Jahr sorgten insbesondere Ihre Fußballer für Stimmung und Jubelschreie. Wie haben Sie die Ereignisse wahrgenommen?
„Das werde ich nie vergessen: Es war überwältigend. Der Jubel war so immens groß. Unfassbar! Alle stürmen auf einen zu, man wird umarmt und hochgehoben. Im Großen und Ganzen verschwimmt dann alles etwas, weil so viel auf einen einprasselt. Aber im Grunde läuft es automatisiert ab und man wird von den Verantwortlichen des Vereins gut durchgeleitet.“
Sie haben berichtet, dass Lukas Rößmann und Fabian Schwering sich auch am Vogelschießen beteiligt haben. Gab es noch mehr Konkurrenz?
„Es gab noch einen Anwärter: Tim Schleking. Ganz zum Schluss waren auch nur noch wir beide im Rennen. Und dann wurde es auch sehr spannend. Tim ist nämlich Jäger und landete so einige gute Treffer. Am Ende hatte ich aber einfach Glück: Bei einem meiner letzten Schüsse brach der restliche Vogel nämlich entzwei. Hätte Tim da passend getroffen, wäre er König geworden. Es kam aber anders und beim nächsten Schuss traf ich die richtige Stelle und so nahm das Geschehen seinen Lauf.“

Waren Sie denn überhaupt gut gerüstet, wenn das Ganze eher spontaner Natur war?
„Ja und nein. Großes Glück war, dass Anzüge und Kleider vorhanden waren und auch farblich gut zueinander passten. Die identischen Kleider haben sich Anna und Katharina bei ihren Freundinnen ausgeliehen. Und das Kleid von Fabienne passte dann auch farblich, ebenso wie die blauen Anzüge der Männer. Worauf ich gar nicht vorbereitet war: Meine Bude war für Besuch nicht vorzeigbar. Meine Eltern haben dann noch schnell aufgeräumt. Und die Nachbarschaft hat das Eierbraten vorbereitet, das dann nachts stattgefunden hat.“
Was hat Ihnen während der Regentschaft besonders gut gefallen?
„Unser Thronfest im Januar war sehr schön. Oder kürzlich die Weinprobe für das bevorstehende Schützenfest. Besonders cool war aber auch die erste Woche nach dem Schützenfest letztes Jahr. Am Dienstag fand zum Beispiel das „Abgrillen“ statt und da herrschte einfach eine familiäre Atmosphäre. Mir haben insgesamt während der Regentschaft besonders die Veranstaltungen Freude bereitet, die familiär waren. Besonders gerührt war ich auch, als Vorstandsmitglieder des Vereins die Blumengestecke der Kutsche nach dem Schützenfest auf das Grab meines Vaters gelegt hatten. Dass so weitsichtig sogar daran gedacht wurde, hat mich wirklich beeindruckt. Das zeigt einfach, wie toll dieser Verein ist. Hinzu kommen die großartige Unterstützung und die Freude in den Gesichtern, als ich König wurde.“
Wie war denn generell die Reaktion auf einen relativ jungen König und Thron?
„Die Reaktionen waren durchweg positiv. Das Ganze zeigt ja im Grunde, dass auch der Nachwuchs Interesse am Schützenverein hat und die Tradition fortsetzen wird. Und da wir zum Beispiel viele junge Offiziere haben, gibt es bei uns zum Glück keine Nachwuchsprobleme. Und das ist unter anderem dem ehemaligen Präsidenten, mittlerweile Ehrenpräsidenten, Arno Brömmel zu verdanken. Er hat in all den Jahren großartige Arbeit geleistet und ich bin mir sicher, dass Andreas Pass daran nahtlos anknüpfen wird.“
Nun steht der König am Ende ja zum Glück nicht alleine da. Wie lief die Zusammenarbeit mit dem Thron?
„Wir haben gut harmoniert. Jeder hat sich eingebracht und war für unterschiedliche Dinge zuständig. So haben die Mädels zum Beispiel für die bevorstehenden Feierlichkeiten für uns alle Sneaker mit dem Logo des Schützenvereins darauf organisiert. Insgesamt kann man sagen, dass sich in diesem Schützenjahr wunderbare Freundschaften entwickelt haben und wir noch viele Jahre in Kontakt bleiben werden.“
Können Sie sich vorstellen, irgendwann erneut König zu werden?
„Ja schon, aber ich denke, dass erst einmal viele andere Personen an der Reihe sind. Das eine Jahr macht wirklich unfassbar Laune. Das muss man mal erlebt haben. Und in Erle ist das Ganze auch bezahlbar. Wenn also irgendwann mal wieder die Umstände passen, könnte ich mir vorstellen, in ein paar Jahren nochmal König zu werden. Oder Kaiser, wer weiß!“

Worauf freuen Sie sich beim nun bevorstehenden Schützenfest besonders?
„Besonders freue ich mich auf das Vogelschießen am Montag. Hinsetzen, ein Bierchen trinken und das Geschehen beobachten. So können wir als Thron die Amtszeit wunderbar ausklingen lassen. Wenn dann noch das Wetter mitspielt, wäre alles wunderbar.“
Haben Sie einen Tipp für den zukünftigen König?
„Es muss nicht alles perfekt sein! Man soll die Geschehnisse einfach auf sich zukommen lassen. Es gibt Verantwortliche im Verein, die alles durchgeplant haben. Man sollte sich nicht zu viele Sorgen machen. Die Unterstützung ist groß.“
Was möchten Sie zum Abschluss Ihrer Regentschaft unbedingt noch sagen?
„Ich kann nur jedem empfehlen, einmal in Erle König zu werden. Es ist eine unbeschreibliche Sache.“