Berndfried Lammersmann (l.) und Tobias Göbel stellten die Pläne für den neuen Dorfplatz und die umliegenden Gebäude vor.

© Berthold Fehmer

Architekten stellen Pläne für neue Gastronomie vor

rnDorfentwicklung

Das geplante Dorfgemeinschaftshaus ist das Gesprächsthema im Ort, hat der Bürgermeister festgestellt. Wie das Haus genau aussehen und was es leisten soll, erklären die Architekten.

Raesfeld

, 09.08.2020, 12:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Egal, wo er in Raesfeld und Erle derzeit hinkomme, so Bürgermeister Andreas Grotendorst: „Es wird drüber geredet.“ Das geplante Dorfgemeinschaftshaus und die Dorfentwicklungspläne sind das Thema im Ort. Die Bürgergenossenschaft, die den Bau der 2-Millionen-Euro-Gastronomie im Dorfkern bezahlen soll, erfährt hohe Zustimmung. Für mehr als 600.000 Euro, so Volksbank-Vorstand Michael Weddeling, wollten Menschen bislang Anteile erwerben. „Eben habe ich wieder 7000 Euro gekriegt“, sagte Andreas Grotendorst bei der Vorstellung der Pläne.

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Unklar sei vielen noch, was genau dieses Haus werden solle, so Grotendorst. „Eine Kneipe? Ein Festsaal? Ein Dorfgemeinschaftshaus?“ Was mit dem Haus möglich wird, umreißt Grotendorst so: „Essen, trinken, feiern, Kultur, Versammlungen.“ Für ihn ist das Haus ein „Mosaikstein in der Dorfentwicklung. Wenn dieser Teil fehlt, dann bleiben ganz viele andere Mosaiksteine auch blass.“

„Es geht um Lebendigkeit“

Für Michael Weddeling ist die Frage, ob es gelingt eine Nachfolge-Gastronomie für Brömmel-Wilms aufzubauen, eine entscheidende für Erle: „Es geht um Lebendigkeit, die ich im Ort halte.“ Gebe es keinen Ersatz für den Treffpunkt, prognostiziert Weddeling: „Es dauert keine zehn Jahre, dann kann ein Dorf an Attraktivität verlieren.“

Martin Tesing, Erster Beigeordneter und CDU-Bürgermeisterkandidat, belegt dies aus planerischer Sicht. Für die Regionalplanung sei die „zentralörtliche Bedeutung“ (ein Terminus, der eine gewisse Größe und Infrastruktur im Ort kennzeichnet) entscheidend bei der Frage, ob ein Ort sich weiter entwickeln dürfe. Borken-Marbeck, das nur etwa 1000 weniger Einwohner hat als Erle (etwa 3600), habe diesen Status nicht. „Daran krankt Marbeck.“

Werterhalt der Erler Immobilien

Als reinem Schlafort, so Weddeling, würde Erle womöglich das Schicksal vieler anderer Kommunen, etwa im Sauerland oder im Osten Deutschlands blühen. Die Jungen ziehen weg, die Infrastruktur (Ärzte, Gastronomie ...) wird abgebaut. Deshalb diene die Dorfentwicklung auch dem Werterhalt der Erler Immobilien.

So soll der neue Dorfplatz am Ende aussehen. Links die Gastronomie, hinten die Remise und rechts das neue Wohnhaus rahmen den Platz ein, der in der Mitte ein Wasserspiel erhalten soll.

So soll der neue Dorfplatz am Ende aussehen. Links die Gastronomie, hinten die Remise und rechts das neue Wohnhaus rahmen den Platz ein, der in der Mitte ein Wasserspiel erhalten soll. © Thieken + Partner

Tobias Göbel und Berndfried Lammersmann vom Dorstener Architekturbüro Thieken + Partner stellten die Pläne vor. Der neue Dorfplatz auf dem ehemaligen Böckenhoff-Gelände, das die Gemeinde kürzlich kaufte, soll von drei Gebäuden, der Gastronomie an der Silvesterstraße, einer Remise und einem Wohnhaus eingefasst werden. Die vierte Seite, die Schermbecker Straße, soll auf Tempo 30 beruhigt werden.

Es sei selten, so Göbel, dass man als Planer mehr als 5000 Quadratmeter im Ortskern überplanen könne. André Wachtmeister, der die Gastronomie pachten wird, sei in die Planung eingebunden worden und habe viele Hinweise zu Abläufen in der Gastronomie gegeben. Die geplante Größe des Betriebs, der etwas mehr Kapazitäten als Brömmel-Wilms bieten wird, bezeichnet Wachtmeister als passend für den Ort.

Um überhaupt bauen zu können, muss zunächst die bestehende Scheune an der Silvesterstraße abgerissen werden. Bei der Planung habe man sich am Charakter der bestehenden Gebäude und dem Umfeld orientiert, so Göbel: „Münsterländische Architektur.“ Klinkersteine, Sprossenfenster, eine großzügige Verglasung: All das soll gewährleisten, dass sich das neue Gebäude gut in die Umgebung einfügt.

Dies ist die Ansicht von der Silvesterstraße. Dort wird auch der Eingang liegen, der überdacht sein wird. Von dort gelangt man nach links in den Festsaal, nach rechts in den Gastbereich.

Dies ist die Ansicht von der Silvesterstraße. Dort wird auch der Eingang liegen, der überdacht sein wird. Von dort gelangt man nach links in den Festsaal, nach rechts in den Gastbereich. © Thieken + Partner

Der Eingang sei bewusst zur Silvesterstraße gelegt worden. Dieser liegt damit näher zum geplanten Parkplatz, der hinter der Volksbank auf einer derzeit als Apfelwiese genutzten Fläche gebaut werden soll, wie Martin Tesing ausführt. Aber auch Lärmemissionen seien an der Silvesterstraße leichter zu verkraften als auf der anderen Seite zum Dorfplatz hin. Wobei das geplante Wohnhaus am Dorfplatz alle Aufenthalts- und Schlafräume auf der vom Dorfplatz abgewandten Seite haben werde.

Festsaal mit 199 Plätzen

Vom Eingang der Gastronomie wird man nach rechts in einen Gastraum gelangen mit etwa 50 Plätzen, nach links geht es in den Festsaal mit bis zu 199 Plätzen (die Zahl ergibt sich aus Brandschutzvorschriften), der aber auch abgetrennt werden kann. Der Saal wird ein Belüftungssystem erhalten, das auch an warmen Tagen das Öffnen der Fenster überflüssig macht.

In beiden Räumen wird es eine Theke geben. In der Mitte des Gebäudes liegt die Küche, in der laut Andre Wachtmeister auch tatsächlich gekocht werden wird. In den ersten Plänen sei noch angedacht gewesen, dass das Essen von seinem Catering-Service stammen solle.

Die Ansicht von der Schermbecker Straße aus. Aus dem verglasten Bereich im Obergeschoss wird man auf den Kirchturm sehen können.

Die Ansicht von der Schermbecker Straße aus. Aus dem verglasten Bereich im Obergeschoss wird man auf den Kirchturm sehen können. © Thieken + Partner

Rund 60 Plätze sind derzeit vor dem Gebäude am Dorfplatz als Außengastronomie geplant. Weitere 60 Plätze (mit Blick auf die Kirche) finden sich im Obergeschoss in einem Gesellschaftsraum, der vor allem für die Teilnehmer von Brennerei-Führungen gedacht ist, die nach dem Böckenhoff-Besuch noch irgendwo einkehren möchten.

Auch Plätze für eine Außengastronomie sind vorgesehen.

Auch Plätze für eine Außengastronomie sind vorgesehen. © Thieken + Partner

Etwa 7000 Besucher zähle man derzeit jährlich in der Brennerei von Dirk Böckenhoff, sagt Grotendorst. „Wir könnten ohne Probleme das Doppelte machen.“ Das bestätigt Dirk Böckenhoffs Vorgänger Johannes Böckenhoff: „Ich hatte auch schon mal das Doppelte.“

„Von diesem Projekt wird das ganze Dorf leben“

Von so einer Besucherzahl könnten auch andere Gastronomien im Ort, etwa die Pizzeria oder das Dorfcafé, profitieren, so Grotendorst. „Von diesem Projekt wird das ganze Dorf leben. Es gibt keinen Plan B.“