Weniger Parkraum im neuen Ortskern Raesfeld „Das wird uns das Genick brechen“

Von Andreas Rentel
Autofreie Zonen im neuen Ortskern: „Das wird uns das Genick brechen“
Lesezeit

Um die Entwicklung des Raesfelder Ortskerns ging es bei einer Bürgerversammlung am Mittwochabend im Ratssaal. Trotz der Ferienzeit wollten viele Raesfelder wissen, wie es im Dorf weitergeht.

Bauamtsleiter Bernd Roters betreut das Projekt der Dorfentwicklung federführend. „Das ist nicht in Stein gemeißelt“, stellte er klar. Es handele sich um einen Entwurf. Dieser ist aber Voraussetzung, um bei der Bezirksregierung Münster einen Förderantrag für die Umbau-Vorhaben stellen zu können. Mit 50 Prozent der Kosten könnten sich Bund und Land daran beteiligen, erklärte Roters eingangs. Um drei Bereiche soll es gehen.

  • Der Kirchplatz soll voraussichtlich ab Ende 2025 umgestaltet werden, wenn zuvor im Herbst das neue Pfarrheim, das Martinushaus, fertiggestellt ist. Dabei wird auch die Borkener Straße im Abschnitt zwischen Marbecker- und Alexanderstraße umgestaltet.
  • Ab 2026 soll der Froschbrunnenplatz zur Baustelle werden und das Areal neben dem künftigen Drogeriemarkt an der Straße Am Rathaus ab 2025/2026.
  • Anfang 2026 sollen die Außenanlagen gestaltet werden, „dann muss sich hier auch etwas tun“, so Roters.

Ende 2027 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. „Wir reden nicht über eine Kleinigkeit“, sagte Bürgermeister Martin Tesing über dieses Paket.

Häuser und parkende Autos
Unternehmer im Raesfelder Ortskern machen sich Sorgen, wenn Parkplätze für Kunden vor ihren Geschäften wegfallen. © Marie-Therese Gewert

Dessen Kern besteht darin, mehr Aufenthaltsqualität im Ort zu schaffen und die Autos aus diesen Bereichen auch durch weniger Parkplätze zu verdrängen. Roters betonte, dass durch den geplanten Parkplatz, der auf der jetzigen Brache zwischen Kolpingstraße und der Straße Im Winkel entstehen soll, unterm Strich im Ortskern zwei Stellplätze mehr zur Verfügung stehen werden. Auf der Fläche kann bereits jetzt geparkt werden.

„Das ist ein allgemeiner Konflikt“, sagte Roters über die Nutzung des Verkehrsraums. „Wo will ich hin?“ laute die Frage bei der Gestaltung. „Wir haben drei Stufen durchlaufen.“ Dabei sei beschlossen worden, dass Stellplätze wegfallen. Sollte jetzt anderes gefordert und umgesetzt werden, „müssten wir das Rad drei Jahre zurückdrehen“.

Kritik von Händlern

Damit reagierte er auf Kritik in der folgenden Diskussion an der Idee, die Parkplätze auf dem Froschbrunnenplatz zu reduzieren. Manuel Happe, Geschäftsführer des Einrichtungs- und Modehauses Hetkamp, sagte, sein Haus ziehe eine überregionale Kundschaft an. „Wir fühlen uns im Dorf wohl“, sagte er über den Standort des Unternehmens. Aber: „Die Kunden wollen in unmittelbarer Nähe parken“, betonte er und äußerte die Sorge: „Diese Regelung wird uns das Genick brechen.“

Georg Bleker, Inhaber des benachbarten Sanitärbetriebs, betonte, auf dem Platz seien wenige Menschen zu sehen, aber viele Besucher, die mit dem Auto anreisen und umliegende Geschäfte aufsuchen. Er halte den Verzicht auf Parkplätze dort „nicht für hilfreich für den Einzelhandel“. Tesing erinnerte an das Ergebnis eines Gutachtens, wonach es im Ort genug Parkmöglichkeiten gibt. „Ein schwieriges Thema“, ergänzte er.

Parken an der Weseler Straße

Oliver Czichowski, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Raesfeld-Erle, fragte in dem Zusammenhang, ob Kunden auch künftig entlang der Weseler Straße parken können. Bernd Roters antwortete: „Das bleibt wie gehabt.“ In dem Bereich werde sich zunächst nichts ändern.

Hinsichtlich einer Umgestaltung der Bundesstraße sei die Gemeinde mit dem Landesbetrieb Straßen NRW im Gespräch. Man stehe dem Vorhaben „offen gegenüber“, so Tesing. „Mehr ist da aber noch nicht passiert.“

Zum Thema

Entscheidung im September

Ab sofort sind die Pläne auf der Homepage der Gemeinde Raesfeld zu finden (www.raesfeld.de, Stichwort Dorfentwicklung). Zudem werden die Pläne am Rathaus ausgehängt. Anregungen und Änderungsvorschläge können bis Montag, 5. August, bei der Gemeinde eingereicht werden.

Eine zweite Bürgerversammlung mit der Erörterung der eingegangenen Vorschläge ist am Mittwoch, 21. August, geplant. Die Vorberatung der Entwurfsfassung soll im Planungsausschuss am Montag, 9. September, erfolgen. Der Rat soll die Entwürfe am Montag, 23. September, beschließen, damit Ende September der Förderantrag gestellt werden kann.