Das erste Stück der maroden Lippebrücke ist bereits abgebrochen worden. Bis Ende des Jahres soll die Brücke komplett verschwunden sein.

© Günther Goldstein

XXL-Baustelle Lippebrücke-Ahsen: Abriss mit Hindernissen

rnAhsener Brücke

Die Verbindung zwischen Olfen und Ahsen ist endgültig abgerissen. Das aus Ahsener Sicht gesehen erste Teilstück der Brücke fehlt bereits. Die größte Abbruch-Herausforderung steht noch aus.

Olfen

, 04.11.2021, 18:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ruhig, sehr ruhig war es seit April 2018 im Bereich der über Jahrzehnte viel befahrenen Lippebrücke, die Olfen und Ahsen verbindet. Doch damit ist es seit einigen Tagen vorbei. Eine Baufirma ist mit schwerem Gerät angerückt, um die nicht mehr verkehrstüchtige Brücke abzureißen. „Das erste Stück fehlt bereits“, sagt Carsten Uhlenbrock vom Tiefbauamt des Kreises Recklinghausen, der die Federführung bei Abriss und Neubau hat.

Zusammen mit der Projektverantwortlichen Nicole Wagner vom Kreis Recklinghausen und Dipl.-Ing. Mark Breidenbach (Bockermann Fritze IngenieurConsult GmbH) steht Uhlenbrock an der Abrisskante auf Ahsener Seite und zeigt auf die einige Meter tiefer liegenden Betonstücke - Brückenteile, die mit schwerem Gerät aus der 1922 errichteten Brücke herausgebrochen worden sind.

„Ende des Jahres soll der Abbruch abgeschlossen sein“, sagt Mark Breidenbach. Umgesetzt wird das allerdings nicht mit einer riesigen Mannschaft. „Sechs bis sieben Personen sind hier an jedem Tag im Einsatz.“ Ihnen stehen riesige Gerätschaften zur Verfügung. Für besondere Herausforderungen müssen aber weitere Hilfsmittel herangeholt werden.

Riesenkran soll große Betonteile aus der Verankerung heben

Wenn auch von Olfener Seite der erste Brückenabschnitt bis zur ersten Stütze abgebrochen ist, gehen die Abbruch-Experten einen anderen Weg. Die bis zu 100 Tonnen schweren Brückenelemente sollen jeweils in einem Stück herausgehoben werden, damit möglichst wenig Bauschutt in das Flussbett fällt. Dazu rollt in einigen Tagen ein riesiger Kran an. Es wird ein besonderer Moment des Brückenabbruchs werden.

An der vor fast 100 Jahren gebauten Brücke sind die Schäden unübersehbar. Sie ist deshalb seit April 2018 gesperrt.

An der vor fast 100 Jahren gebauten Brücke sind die Schäden unübersehbar. Sie ist deshalb seit April 2018 gesperrt. © Thomas Aschwer

Die entscheidende Frage lautet, ob die einst vor Ort betonierten Elemente halten oder beim Anheben in Einzelteile zerbrechen. Vorsicht ist aus Sicht von Mark Breidenbach auf jeden Fall geboten. Nachdem er sich im Vorfeld der Bauarbeiten die Brücke genauer angesehen hatte, stand sein Urteil fest: „Die Brücke ist schon sehr in die Jahre gekommen.“ Experten hatten im Frühjahr 2018 sogar nicht ausgeschlossen, dass die Brücke bei Belastungen einstürzen könnte. Seitdem ist das Bauwerk komplett gesperrt - für Fahrzeuge aller Art und auch für Fußgänger.

Dass bis zum Beginn der (Abbruch-)Arbeiten mehr als drei Jahre vergingen, ist aus Sicht von Carsten Uhlenbrock nicht zu vermeiden gewesen. Er verweist auf die umfangreichen Planungen in einem überaus sensiblen Bereich. So sei mehrfach (auch nachts) überprüft worden, ob hier Fledermäuse leben. „Sie hätten dann umgesiedelt werden müssen.“ Fledermäuse sind zwar nicht entdeckt worden, dafür gibt es bei den Arbeiten eine andere Herausforderung.

Gasleitung entlang der Lippe erschwert die Arbeiten

Entlang der Lippe verläuft auch eine Gasleitung. Damit sie auf keinen Fall beschädigt wird, muss an der Böschung und einer künstlichen Halbinsel mehr als drei Meter aufgefüllt werden - zunächst mit rund 40 bis 60 Zentimeter großen Steinen und anschließend viele Tonnen Schotter. Zu berücksichtigen ist dabei auch die Fließgeschwindigkeit der Lippe. „Sie hat hier eine große Dynamik“, sagt Uhlenbrock. Die Wassermassen treffen dabei auch auf Flusspfeiler in der Lippe.

Vier Stützen tragen die alte Lippebrücke, einer steht dabei mitten im Fluss. Die neue Brücke kommt ohne zusätzliche Stützen aus.

Vier Stützen tragen die alte Lippebrücke, einer steht dabei mitten im Fluss. Die neue Brücke kommt ohne zusätzliche Stützen aus. © Thomas Aschwer

Wenn die 68 Meter lange und gerade einmal 5,30 Meter breite Brücke komplett abgebrochen ist, werden rund 600 Kubikmeter Stahlbeton zusammengekommen sein. Danach muss die Fläche nach Kampfmitteln untersucht werden. Der Bau der neuen Brücke beginnt natürlich mit den Gründungsarbeiten. Für die neue Brücke, die ohne Stützen auskommt, werden aber 22 Bohrpfähle mit einem Durchmesser von je 1,50 Meter und einer Gesamtlänge von 360 Metern benötigt.

Es bleibt also noch reichlich zu tun an der XXL-Baustelle zwischen Olfen und Ahsen. Im kleinen Ort Ahsen sind hingegen schon wichtige Arbeiten erledigt worden. Die schmale Straße im Ortskern ist komplett neu gestaltet worden, um Radfahrern und Fußgängern mehr Sicherheit zu bieten.

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