Um kurz nach 14 Uhr gießt es am Freitag (29.12.) an der Borker Straße in Strömen. Davor haben sich alle gefürchtet: vor noch mehr Regen. Auch das Ehepaar Exner, das dort am östlichsten Ende der Landesstraße L809 auf Waltroper Boden in seinem Haus wohnt. Das Hochwasser war den Eheleuten fast bis an die Hauswand geschwappt. Ein Blick über die Absperrbaken in Sichtweite zur Lippe-Brücke zeigt aber: Das Wasser, das den Asphalt auf einer Länge von etwa 250 Meter überströmt hatte, hat sich zurückgezogen. „Ich bin erleichtert“, sagt Jürgen Exner (74), „aber ich muss vorsichtig bleiben“. Das können THW, Feuerwehr, Straßen.NRW und der Kreis Recklinghausen nur unterschreiben. Und deshalb bleibt die Borker Straße bis auf Weiteres auch gesperrt.
Erste Untersuchungen hätten zwar ergeben, dass es augenscheinlich zu keinen Schäden an dem betreffenden Abschnitt der Borker Straße gekommen ist, erklärt Isabell Strietholt, Sprecherin von Straßen.NRW. „Aber Schäden sind nicht auszuschließen. Und das Wasser steht noch bis zur Böschung.“ Und erst, wenn die Böschung frei liege, könnten eingehende Untersuchungen erfolgen. Strietholt: „Wir wissen noch nicht, ob die Straße unterspült worden ist.“ Mit Prognosen halte sich Straßen.NRW zurück, zudem seien auch noch weitere Regenfälle angesagt.

Mobiler Hochwasserpegel hat erstmal ausgedient
In der Nacht von Donnerstag (28.12.) auf Freitag habe das Wasser auf der Borker Straße sich zurückgezogen, sagt Anwohner Jürgen Exner. Und Georg Sehrbrock, Sprecher beim Ortsverband Waltrop des Technischen Hilfswerks (THW), teilt mit, dass der am Abend des 2. Weihnachtstags direkt neben dem Grundstück der Exners installierte mobile Hochwasserpegel abgeholt worden sei: „Er wird jetzt an anderer Stelle benötigt.“ Das THW Gladbeck-Dorsten hatte eines von insgesamt fünf dieser Geräte zeitweilig zur Verfügung stellen können. Zwischenzeitlich hatte der Pegel im Nordosten von Waltrop bei 48 Zentimeter gestanden. Als der Messstab abgebaut worden sei, so Sehrbrock, habe er nicht mal mehr im Wasser gestanden.

Der Kreis Recklinghausen teilt hinsichtlich Borker Straße am Freitagmittag (29.12.) mit: „Erst wenn sichergestellt ist, dass die Fahrbahn ohne Risiko befahren werden kann bzw. eventuelle Schäden behoben sind, kann die Straße wieder genutzt werden. Leider ist es in den vergangenen Tagen immer wieder vorgekommen, dass Absperrungen auf dieser Straße verschoben oder vollständig entfernt worden sind. Damit bringen die Täter nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr. Der Kreis Recklinghausen bringt diese Vergehen konsequent zur Anzeige.“ Diese Beobachtungen haben sowohl Sehrbrock, der auf der anderen Seiten der Lippe in Bork wohnt, als auch Exner gemacht. Der Waltroper erzählt sogar von einem Trecker, der mit vollem Anhänger über die Straße gefahren sei. Seine Meinung dazu: „Unverantwortlich! Es weiß doch keiner, wie es unter der Böschung aussieht.“

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