Christian Olfen (Mitte mit Kind auf der Schulter) hat den Vogel abgeschossen. Er ist der Jubiläumsschützenkönig der Vinnumer.

Christian Olfen (Mitte mit Kind auf der Schulter) hat den Vogel abgeschossen. Er ist der Jubiläumsschützenkönig der Vinnumer. © Günther Goldstein

Vinnumer Schützen haben „Zufallskönig“: Sieger unterläuft Missgeschick

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Der Jubiläumskönig ist gefunden: Die Schützenbruderschaft St. Antonius Vinnum hat im 200. Jahr ihres Bestehens einen neuen Regenten - für den erfolgreichen Schützen zunächst ein Schreck.

Vinnum

, 12.06.2022, 18:53 Uhr / Lesedauer: 3 min

Hugo Merten muss eine bestimmte Strategie verfolgt haben, als er den Vogel für das diesjährige Jubiläums-Vogelschießen angefertigt hatte. Alle Teile außer dem Korpus sollen eine leichte Beute der Schützen werden, aber an dem Korpus selbst sollen sie sich die Zähne ausbeißen.

So geschehen, denn es dauerte am Sonntagnachmittag (12. Juni) gar nicht lange, bis die ersten Teile zu Boden fielen. Eine viertel Stunde nach dem ersten Schuss war der erste Flügel fällig, nur kurz darauf das Zepter. Berthold Helmig und Daniel Sander markierten die Treffer. In dem Tempo ging es auch weiter. Der linke Flügel wurde von Daniel Kühne erbeutet, den Schwanz sicherte sich Markus Vogel.

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Es war 16 Uhr, und der Weg war jetzt frei für alle, die es auf den Rest abgesehen hatten. Es ging diesmal nicht nur darum, ein ganz normaler König zu werden. Trotz Corona war man im Zeitplan, und nach dem letzten Vogelschießen 2019 stand nun der Jubiläumskönig an zum 200-jährigen Bestehen des Schützenvereins. Das war mal eine Herausforderung an die rund 230 Mitglieder.

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Zu diesem besonderen Ereignis war auch Bürgermeister Sondermann mit von der Partie, der nicht nur seinen Ehrenschuss im Verlauf des Nachmittags abgeben sollte. Jetzt ging es aber um den neuen Schützenkönig. Und je dünner der arme Vogel auf der Stange durch den ständigen Beschuss wurde, um so dünner wurde auch die Schlange der mutigen Anwärter auf den finalen Schuss.

Gut 100 Schuss bis der Vogel fällt

Nachdem um kurz vor 16 Uhr Sebastian Becker als letzte Insignie den Apfel abgeschossen hatte, war bei dem Vogel schon eine leichte Schräglage zu erkennen. Diese sollte er auch bis zum Schluss beibehalten. Genutzt hat sie ihm aber nichts. Das Pappelholz konnte zwar so etliche Einschläge wegstecken, bis zum Finale waren es gut 100 Schuss, aber der hartnäckige Beschuss musste irgendwann zu einem Ende führen.

Und um dieses Ende ging es, so konnte man erkennen, ganz besonders einem Schützenbruder. Werner Dickerhoff zeigte deutlich, dass er der neue Schützenkönig werden wollte. Nur konnte er sein Vorhaben natürlich nicht alleine durchführen, er brauchte Helfer, mit denen er sich abwechseln konnte. Norbert Pennekamp sprang ihm als erster zur Seite, gab seine Schüsse ab, ohne dabei den Vogel ernsthaft zu gefährden. Es kamen im Verlauf des nun zähen Ringens um das Ableben des schon arg gerupften Vogels noch einige Helfer hinzu, jedes Mal von heftigem Beifall ihrer Anhänger angefeuert.

Aber eigentlich fieberten alle jedem Schuss von Werner Dickerhoff entgegen und wünschten ihm sehnlichst „Hol das Ding endlich runter!“. Aber der Vogel wollte das nicht, er wurde nur zusehends schaler und kleiner. Das wiederum wurde zu einer immer größeren Gefahr für die Helfer, die den Vogel schließlich nur erschrecken wollten. Zu ihnen gehörte auch schon seit etlichen Schießrunden Christian Olfens.

Missgeschick, Schrecksekunden und eine Enttäuschung

Und ihm geschah dann das Missgeschick, das seine Kugel die Stelle des Restvogels traf, die ihn zum Absturz brachte. Jetzt war es passiert, was eigentlich nicht passieren sollte. Für den eigentlichen Anwärter eine herbe Enttäuschung, für den neuen König aber, nach ein paar Schrecksekunden dann doch ein Grund zu großer Freude. Nach dem Jubelsturm, der im Handumdrehen über ihm zusammenbrach, kamen dann doch so einige Fragen auf den „Zufallskönig“ zu.

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Schließlich war er ohne große Vorbereitung in Bezug auf Königin und Hofstaat in das Finale eingestiegen. Doch wie heißt es doch, man wächst mit seinen Aufgaben. Und so gab es ein paar lebhafte Gesprächsrunden in seinem Schützenkreis. Dann stand fest, seine Frau Claudia steht ihm als Königin zur Seite, die kleine Tochter Lina-Marie hatte schon längst auf Papas Schultern ihr Ok gegeben.

Zuvor hatten die Vinnumer einen herrlichen, sonnigen Schützenfest-Sonntag erlebt. Bei der Parade über die Hauptstraße jubelten Dutzende Zuschauer den Kompanien des Vereins zu. Die letzte Gelegenheit für das zu dem Zeitpunkt noch amtierende Königspaar Georg Degen und Tamara Kühne, der Menge zu winken. Sie fuhren in einer weißen Kutsche durch den Dorfkern.

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