Die Politik hat den Bau der neuen Flüchtlingsunterkunft am Vinnumer Landweg beschlossen, Kosten, Größe und Standort sind bekannt - auch über die dringende Notwendigkeit des Neubaus hat die Stadt in den vergangenen Wochen immer wieder berichtet. Vielleicht war das der Grund, warum die Bürgerversammlung über die Flüchtlingssituation in Olfen und die geplante neue Unterkunft am Mittwochabend (31. Mai) nur auf geringes Interesse bei den Bürgern stieß.
Die meisten Stuhlreihen in der Stadthalle blieben an dem Abend leer. Rund 20 Personen waren gekommen, der größte Teil waren mit dem Thema vertraut - denn es waren überwiegend Helfer der Kleiderkammer, Ehrenamtliche vom Arbeitskreis Asyl oder Vertreter der Lokalpolitik. Dennoch konnten Bürgermeister Wilhelm Sendermann, Fachbereichsleiterin Stefanie Benting und der Integrationsbeauftragte der Stadt Jan-Philipp Schlichtmann ihnen interessante Details zur Unterkunft, Problemen bei der Integration und der Versorgung der Flüchtlinge erzählen.
Der Bauausschuss hat bei seiner vergangenen Sitzung den Bau der Unterkunft am Vinnumer Landweg mit 118 Plätzen beschlossen. 1,7 Millionen Euro soll der Bau der zwei Gebäude kosten, in denen sowohl Einzelpersonen gemeinschaftlich wohnen sollen als auch Familien untergebracht werden können. Es handelt sich nicht um Container, das betonte Wilhelm Sendermann noch einmal ausdrücklich, sondern ein Bau mit festen Wänden und Decken, auf Dauer ausgelegt, um es vielleicht irgendwann als Gewerbeimmobilie weiter zu nutzen.
„Wird es reichen?“
Die Stadt hat den Bauantrag bereits gestellt, strebt einen Baubeginn im August an und will etwa ein halbes Jahr später fertig sein. Ob das klappt, hänge auch von den Ausschreibungen der Gewerke ab, so Sendermann.
Eine Frage stellte sich der Bürgermeister gleich selbst: Werden die Plätze mit der neuen Unterkunft reichen? Auch die Antwort gab Sendermann gleich promt: „Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.“ Aktuell leben in Olfen 444 Geflüchtete, sechs weitere Zuweisungen erwartet die Stadt bis Mitte Juni, zählte Stefanie Benting auf. Allein im ersten halben Jahr werden dann 80 Geflüchtet in Olfen angekommen sein. Sie unterzubringen und zu integrieren, ist eine extrem herausfordernde Aufgabe, das betonten alle Anwesenden immer wieder.

Diskussion um Verkehr auf B235
Während die Rahmendaten für den Bau beschlossen sind, gibt es noch Unklarheiten bei der Verkehrssituation an den Unterkünften am Vinnumer Landweg. Die Stadt sei sich da noch uneins mit dem Kreis und dem für die B235 zuständigen Landesbetrieb Straßen.NRW. Man wolle Tempo 50 auf dem Vinnumer Landweg vorziehen, sagte Sendermann.
Auf der Bundesstraße sei ähnliches nicht geplant. Straßen.NRW wolle bislang lediglich ein Schild mit der Warnung, dass Kinder die Straße queren können, aufstellen. „Ich bin damit noch nicht zufrieden“, sagte Sendermann. Künftig müssten rund 250 Personen die Straße queren, um in die Stadtmitte, zur Arbeit oder Schule zu kommen. Zwar habe die Stadt keine Gestaltungsoptionen für die Bundesstraße, in Gesprächen wolle er aber weiter auf eine Verbesserung der Verkehrssituation hinwirken. „Da werde ich mich anstrengen“, versprach der Bürgermeister.
Keine Antwort auf Appell an Berlin
Viel Lob und Dank gab es von den Stadt-Vertretern für die Ehrenamtlichen. Ohne das Team der Kleiderkammer und des Arbeitskreises Asyl hätte man es in Spitzenzeiten nicht geschafft, etwa die Unterkünfte auszustatten, so Sendermann. Er kritisierte erneut, dass es keine gemeinsame Strategie in der EU zur Zuwanderung gebe. Die Münsterland-Kommunen hatten Anfang Mai in einem dringenden Appell mehr Solidarität und Unterstützung von der Bundesregierung gefordert. Bislang haben sie keine Rückmeldung aus Berlin erhalten, zeigte sich Sendermann enttäuscht. „Das ist ja vielleicht auch eine Antwort.“
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