Überfall mit Messer an Gesamtschule in Olfen „Das erste Mal im Leben hatte ich wirklich Angst“

Überfall mit Messer: „Das erste Mal im Leben hatte ich wirklich Angst“
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Es ist eine Nacht, die Peter Müller (28) (Name von der Redaktion geändert) lange in Erinnerung behalten wird. „Das erste Mal in meinem Leben hatte ich wirklich Angst“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Am Dienstag (15. April) wurde er gegen 22.20 Uhr an der Wolfhelmschule in Olfen auf dem Pausenhof überfallen – mit Messer am Hals und einer vermeintlichen Schusswaffe am Kopf, wie er sagt. „Ich weiß nicht, ob das eine echte Pistole war oder nicht. Darauf habe ich in dieser Situation nicht geachtet“, sagt Müller.

Eigentlich sollte es ein entspannter Abend für den 28-Jährigen werden, so war es zumindest geplant. Er lebt laut eigenen Angaben bei seinem Vater. Um zu entspannen, oder wenn er zu Hause Langeweile habe, gehe er gerne abends vor die Tür. Am Dienstag machte er sich mit dem Fahrrad auf den Weg, um Zigaretten und Bier zu holen, wie er sagt. Gegen 21.30 Uhr kam er auf dem Platz an der Gesamtschule mit den Tischtennisplatten an. Dieser sei in seinem Freundeskreis ein beliebter Treffpunkt – an diesem Abend war er jedoch allein. „Ich habe an der Wand gelehnt, habe mein Bierchen getrunken und am Handy gespielt“, erzählt der Olfener.

Als er so vor sich hin gespielt und das Bier getrunken habe, sei ein junger Mann gekommen und habe sich auf eine der Bänke gesetzt. „Ich habe nicht auf ihn geachtet. Es laufen ständig Menschen an der Gesamtschule vorbei oder setzen sich auf den Schulhof zum Reden oder um eine zu rauchen“, sagt Müller. Kurz darauf sei die Person wieder gegangen – ob diese vorher telefoniert hat, habe der Olfener nicht hören können.

Schulhof Gesamtschule Olfen
Während der 28-Jährige rechts an der Wand stand, soll die Gruppe um diese Ecke gekommen sein. © Konietzka

Messer an Kehle und Pistole am Kopf

Einige Zeit später bekam der 28-Jährige ein „mulmiges Gefühl“, wie er selbst es beschreibt. „Als ob mich innerlich etwas warnen wollte.“ Doch er ignorierte dieses Gefühl. In diesem Moment sei eine vermummte Gestalt um die Ecke auf dem Schulhof abgebogen. „Ich dachte zuerst, dass das ein Freund ist, der sich einen Scherz erlaubt“, so der Olfener.

Doch dem war nicht so. Der 28-Jährige erzählt, dass sechs bis acht Personen um die Ecke kamen und wie der Überfall abgelaufen sein soll: „In diesem Moment sind mir 1000 Gedanken durch den Kopf geschossen. Einer kam direkt mit der Pistole auf mich zu, der andere hielt mir ein Messer mit gebogener Klinge an den Hals. Die anderen standen um mich herum, ich stand mit dem Rücken an der Wand. Ich konnte weder nach links noch nach rechts – abhauen war keine Option.“

Die Gruppe soll Müller dann aufgefordert haben, seine Bauch- und alle anderen Taschen zu leeren. „Mein Handy hatte ich in der Hand. Ich habe dann meinen Geldbeutel herausgeholt und alles auf den Sattel meines Fahrrads gelegt“, so der Olfener, der den weiteren Ablauf wie folgt beschreibt: „Die haben alles durchsucht und ich habe ihnen alles gezeigt. Was will man in so einer Situation auch machen? Die haben mich noch abgetastet und einer hat meinen Geldbeutel genommen und ist zur Seite gegangen.“ Nachdem sie das Geld aus dem Portemonnaie herausgenommen haben, soll die Gruppe über denselben Weg weggerannt sein, den sie zuvor auf dem Hinweg auch genommen haben, und in Richtung Grüner Weg geflüchtet sein. „Einer hat noch gerufen, dass das Handy und der Geldbeutel auf der Tischtennisplatte liegen“, erinnert sich Müller.

Gesamtschule Olfen
Hier kam die Gruppe her, hier entlang soll sie nach dem Überfall geflüchtet sein. © Konietzka

120 Euro erbeutet

Als der 28-Jährige in seinen Geldbeutel schaute, sei er überrascht, aber auch glücklich gewesen. „Ich dachte, mein Führerschein, meine Karten und mein Handy wären weg. Ich hatte damit gedanklich schon abgeschlossen“, sagt er. Doch alle Karten und sein Handy waren noch da. Laut dem Überfallenen sei nur das Bargeld in Höhe von 120 Euro gestohlen worden.

Die Polizei kontaktierte der Olfener jedoch nicht. „Im ersten Moment stand ich unter Schock. Ich wollte einfach nur weg. Erst danach dachte ich mir, es könnte gut sein, mit jemandem zu reden. Aber die Polizei anrufen und Anzeige gegen Unbekannt aufgeben? Ich dachte, dass das nichts bringen würde“, begründet Müller sein Verhalten. Auf dem Weg nach Hause suchte er den Kontakt zu seinem Cousin, der ganz in der Nähe des Überfalls wohnt. „Er meinte, ich solle das melden“, erinnert sich der 28-Jährige. Das übernahm dann sein Cousin.

Polizei sucht Zeugen

Nachdem die Polizeibeamten dort vor Ort gewesen sind, sind sie gegen Mitternacht zum Wohnsitz des 28-Jährigen, um die Aussage aufzunehmen. „Ich habe ihnen dann erklärt, wie der Überfall abgelaufen ist. Danach habe ich auf den Schock mit meinem Vater auf dem Balkon geraucht“, erzählt er. Eigentlich hat dieser schon geschlafen, aber weil Müller „total fertig“ war, hat er seinen Vater geweckt. „Eigentlich bin ich nicht anfällig für solche Sachen. Aber egal, wie hart du bist, so ein Vorfall nimmt dich immer mit“, sagt der 28-Jährige. Nach der gemeinsamen Zigarette sei Müller dann schlafen gegangen und am nächsten Morgen „ganz normal arbeiten gegangen“. „Natürlich bleibt das im Kopf, aber man muss ja auch seinem geregelten Tagesablauf nachkommen. Man denkt zwar mal daran, aber irgendwie muss es weitergehen“, sagt der 28-Jährige Tage später.

Die nach den Aussagen eingeleiteten Fahndungsmaßnahmen der Polizei blieben ohne Erfolg. Jetzt bitten die Beamten die Anwohner um Hinweise. Nach Angaben Müllers hätten die sechs bis acht männlichen Jugendlichen dunkle Kleidung getragen und seien vermummt gewesen. Die Polizei nimmt Hinweise unter der Nummer 02591-7930 entgegen.