Restaurant Rauschenburg in Olfen schließt Nach über 100 Jahren im Familienbetrieb

Lokal „Zur Rauschenburg“ schließt: Über 100 Jahre im Familienbetrieb
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Die Traditionsgaststätte „Zur Rauschenburg“ direkt an der Lippe in Olfen ist gerade zu besonderen Festtagen sehr beliebt. „Zu Weihnachten und Silvester waren wir ausgebucht“, berichtet Inhaber Franz-Josef Tenkhoff kurz nach dem Jahreswechsel. Doch das volle Haus am letzten Tag von 2023 stellt eine Zäsur für das fast 150 Jahre alte Restaurant dar. „Unser Restaurantbereich ist bis auf Weiteres nicht mehr geöffnet“, bestätigt der Inhaber, was ein Aushang am Lokal den Besuchern bereits verkündet. Weitergeführt werden soll dagegen der Hotelbetrieb mit einigen Einzel- und Doppelzimmern.

Für die Schließung des seit über 100 Jahren aktiven Familienbetriebs gibt es mehrere Gründe. Franz-Josef Tenkhoff kämpft bereits seit dem vergangenen Frühjahr mit Herzproblemen. Er musste sich im September operieren lassen und kann nicht mehr so intensiv arbeiten wie gewünscht. „Das ist gerade in der Hochsaison von Nachteil. Man kann den Betrieb dann auch nicht so runterfahren, dass es angemessen ist und trotzdem genügend Einnahmen erwirtschaftet werden“, meint der Olfener. Dazu kommen personelle Sorgen, die das Olfener Restaurant wie fast alle in der Branche treffen. Fachkräfte sind schwierig zu finden. „Zuletzt hatten wir noch fünf Mitarbeiter, zu Spitzenzeiten waren es schon mal doppelt so viele“, verdeutlicht der 61-Jährige.

Direkt an der Lippe findet man die Gaststätte "Zur Rauschenburg" seit 1878.
Direkt an der Lippe findet man die Gaststätte "Zur Rauschenburg" seit 1878. © Sylvia vom Hofe

Suche nach Nachfolger

Diese Entwicklungen führten dazu, dass das Restaurant „Zur Rauschenburg“ zuletzt bereits neben den beiden Ruhetagen am Montag und Dienstag auch mittwochs und donnerstags in der Regel geschlossen hatte. „Für Stammtische und Stammkunden hatten wir nach Vereinbarung dann teilweise doch geöffnet“, erläutert Franz-Josef Tenkhoff. Für ihn steht derzeit kein Nachfolger bereit. Deshalb hat sich der Inhaber nun angesichts der schwierigen Gesamtlage entschieden, den Betrieb nicht weiterzuführen. Erste Gedanken daran kamen schon nach der Operation, die Entscheidung fiel aber schließlich relativ kurzfristig. „Man versucht, erst mal wieder in die Spur zu kommen, insofern war das schon ein Prozess. Wenn man so etwas erlebt, stellen sich schon Fragen, die essenziell sind“, ordnet der Betreiber ein. Allerdings muss das nicht bedeuten, dass das Restaurant an der Lippe für immer geschlossen bleibt. „Wir müssen sondieren, ob etwas in der einen oder anderen Richtung passieren kann“, erklärt der derzeitige Inhaber zu der Suche nach einem möglichen Nachfolger, der das Restaurant übernehmen könnte.

Die Gaststätte blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1840 betrieb der Gründer zunächst im benachbarten landwirtschaftlichen Gebäude eine Schankwirtschaft. Als 1878 die erste Lippebrücke entstand, gründete er an der bis heute bekannten Stelle den Gasthof „Zur Rauschenburg“. Somit kann man schon davon sprechen, dass nun eine Ära endet.

"Futtern wie bei Muttern": Das konnte man jahrzehntelang in der Gaststätte "Zur Rauschenburg".
"Futtern wie bei Muttern": Das konnte man jahrzehntelang in der Gaststätte "Zur Rauschenburg". © Marie Rademacher

Zuhause für Inhaber

„Hier kann man futtern wie bei Muttern“ steht unter anderem auf einem Schild über dem Eingang zur langjährigen Gaststube, Verweis auf die gutbürgerliche Küche in den Lippewiesen. Im ganzen Restaurantbereich stehen antike Möbel, die größtenteils noch aus dem 19. Jahrhundert stammen und dem Lokal einen besonderen Charme verleihen. Vor allem in der Spargelsaison, wenn es mehrere entsprechende Gerichte in der Karte gibt, war die Rauschenburg regelmäßig gut gefüllt.

Franz-Josef Tenkhoff hat 2007 den Familienbetrieb übernommen, die Gaststätte ist für ihn aber seit frühester Jugend wie ein Zuhause. „Als Kind war ich schon immer im Betrieb der Eltern und Großeltern dabei, im Prinzip ist man immer im Dienst“, schildert der Olfener. Schon seit Wochen habe er einige Stammkunden, die meisten kommen aus Datteln und Olfen, über die Schließung informiert, mit der auch für ihn ein ungewohnter Lebensabschnitt beginnt. Mit weniger Personal konzentriert er sich nun auf den Hotelbetrieb: „Das ist eine Möglichkeit, erst mal weiterzumachen, wie es eben noch geht“, will sich Franz-Josef Tenkhoff noch nicht vollständig von der Rauschenburg verabschieden.

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