Theater Pur aus Olfen: Streit ums Erbe gerät aus den Fugen Premiere des neuen Stückes

Theater Pur mit Premiere: Wenn der Leichenschmaus zum Saufgelage wird
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Es waren ungewohnte Worte, die jedoch ausschließlich als Lob zu verstehen waren. „Wir haben gar nicht gewusst, dass Du ein solches Biest bist“, raunte es aus dem Publikum bei der Premiere der Komödie von „Ihr letzter Wille - ein Leichenschmaus in fünf Gängen“ im Lüdinghauser Weinhaus Ricordo. Gerichtet waren die Worte an Hannelore Hemstedt alias „Olga“, die Schwester der Verstorbenen Tanta Martha. Ihre Reaktion: „Es hat einen solchen Spaß gemacht, diese Rolle zu spielen.“

Das Olfener Theater Pur interpretierte das Stück von Fitzgerald Kusz neu. Auch die Mitglieder der Gruppe mussten die Folgen der Pandemie erdulden: keine Proben, keine Aufführungen, kein Applaus. Deshalb war die Freude, nun sein Können wieder zeigen zu dürfen, umso größer.

Im Keiderschrank von Tante Martha findet Olga (Hannelore Hemstedt) Pelze und Kleider. Haushälterin Erica Rau (Birgitt Godejohann) staunt nicht schlecht.
Im Keiderschrank von Tante Martha findet Olga (Hannelore Hemstedt) Pelze und Kleider. Haushälterin Erica Rau (Birgitt Godejohann) staunt nicht schlecht. © Foto: Maria Niermann

Hannelore Hemstedt spielt die so gar nicht trauernde Schwester der Verstorbenen Tante Martha. Gemeinsam mit einem Neffen, Kindern, Schwägerin, Schwiegertochter und Haushälterin trifft sich die Verwandtschaft zum Leichenschmaus. Doch für Trauer ist keine Zeit. Die Verwandtschaft hat offensichtlich und hemmungslos nur eines im Sinn: Die Erbschaft.

Neben Olga sind der tonangebende und laute Heinz (Marcus Dorweiler) und der spießige Neffe Kurt (Marvin Neumann) einzig und allein mit dem Erbe beschäftigt. Anfänglich tönt Olga immer wieder: „Ich will nix haben, gar nix.“ Ihr Neffe Heinz ist direkter, er will alles. Weil bis zu diesem Leichenschmaus kein Testament gefunden worden ist, verliest Heinz lauthals Texte aus dem Erbschaftsrecht, was ihn – natürlich – begünstigt.

Sie leiden unter ihrer habgierigen Verwandtschaft: (v.l.) Ursel (Lavinia Lackmann) und Karin (Birgit Klemp)
Sie leiden unter ihrer habgierigen Verwandtschaft: (v.l.) Ursel (Lavinia Lackmann) und Karin (Birgit Klemp) © Foto: Maria Niermann

Abgesehen von der dominanten Olga, sind es die Frauen, die in dieser Familie leiden: Olgas Tochter Ursel (Lavinia Lackmann) ist psychisch labil und findet in ihrer Mutter so gar keinen Halt, Kurts Frau Siggi (Rabea Dorweiler) trinkt zu viel Alkohol und denkt nur an Männer und Heinz Ehefrau Karin (Birgit Klemp) kämpft hysterisch gegen ihren herrschsüchtigen Mann um ein eigenes Leben für sich und die Kinder. Zunächst ohne Erfolg.

Die verbiesterte Verwandtschaft lässt kein gutes Haar an der Verstorbenen, die offensichtlich ein heiteres Leben geführt hatte. Da ist wohl eine Menge Neid im Spiel.

Entsetzt reagiert Olga (Hannelore Hemstedt (l.) als Haushälterin Erica Rau (Birgitt Godejohann) ihr die Dessous der Verstorbenen präsentiert.
Entsetzt reagiert Olga (Hannelore Hemstedt (l.) als Haushälterin Erica Rau (Birgitt Godejohann) ihr die Dessous der Verstorbenen präsentiert. © Foto: Maria Niermann

Der Zuschauer ahnt es schon - so leicht würde es nicht werden. Tatsächlich taucht ein Testament auf, das Olgas angeheirateten Neffe als Alleinerben einsetzt, und ausgerechnet die Haushälterin (Birgitt Godejohann) soll doch tatsächlich den alten Opel Kapitän erben. Es gibt Klagen, Gerichtsurteile, handgreifliche Auseinandersetzungen, mittendrin natürlich Olga, die ja eigentlich nix hatte haben wollen von ihrer verruchten Schwester. Am Ende lacht - natürlich - das Schwarze Schaf der Familie, ausgerechnet ein Künstler, ein Musiker.

Zweimal war das Weinhaus Ricordo am Wochenende ausverkauft. Jeweils gut hundert Zuschauer waren gekommen, um das Schauspiel um Familie, Missgunst, Neid, Sucht und um Liebe zu verfolgen.

  • Am kommenden Wochenende, 3. und 4. März, kommt das Stück in der Olfener Stadthalle (eventwek), jeweils um 20 Uhr, zur Aufführung.
  • Karten zum Preis von 15 Euro sind noch zu haben bei BBS Schreibwaren, Zur Geest 2b, Tel. (02595) 972253.

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