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Taxi-Wüste Olfen: Ein Projekt des Kreises könnte aber die Lösung bringen
Taxi
Taxifahren ist in Olfen aktuell im Prinzip unmöglich. Wer unbedingt ein Taxi will, muss in den Nachbarstädten schauen - und dafür viel zahlen. Für dieses Problem gibt es jetzt eine Lösung.
Die Situation ist seit knapp zwei Jahren absolut unbefriedigend. Mit dem Tod des Taxi-Konzessionsinhabers stellte die Olfener Firma Leufke den Taxi-Betrieb ein. Wer am Abend oder am Wochenende einen Fahrdienst benötigt, muss ihn seitdem privat organisieren. Jetzt ist eine Lösung in Sicht.
Peter Herzog, seit gut einem Monat neuer stellvertretender Leiter der Straßenverkehrsbehörde Kreis Coesfeld, schildert das grundsätzliche Problem: „Wo man ein Taxi anbieten will, muss man auch seinen Betriebssitz haben.“ Das heißt im Umkehrschluss: Nur ein Olfener Taxi-Unternehmen darf auch ausschließlich die ab Olfen abgehenden Fahrten berechnen.
Kurze Strecke plus lange Anfahrt gleich hohe Kosten
Taxi-Unternehmen aus anderen Orten müssen zwangsweise - so die gesetzliche Vorgabe - von ihren Kunden neben der eigentlichen Fahrt auch die Anfahrt nach Olfen berechnen. Das führt selbst bei Strecken von vielleicht zwei oder vier Kilometern in Olfen zu ungewöhnlich hohen Kosten. Der Ärger mit dem Taxifahrer ist vorprogrammiert.
Allerdings war bislang auch in eine Olfener Lösung nicht in Sicht. „Es hat viele Gespräche mit dem Ziel zur Aufnahme des Taxibetriebes gegeben“, berichtet Peter Herzog. Vergeblich. Wie auch in anderen Städten - beispielsweise Selm - hat sich auch in der Steverstadt kein Unternehmen gefunden.
Pilotprojekt in Olfen soll im Frühjahr 2020 starten
Des Rätsels Lösung ist ein Pilotprojekt im Kreis Coesfeld, das im Frühjahr 2020 starten soll: Olfen und Lüdinghausen werden für zunächst zwei Jahre zu einem Betriebssitz zusammengeführt. Mit der Folge, dass ein Lüdinghauser Taxiunternehmen Olfener fahren kann - ohne die Anfahrt berechnen zu müssen.
„Das ist mein wirtschaftliches Risiko, aber es könnte auch interessant sein“, sagt Unternehmer Rainer Nee. Er war nach eigener Aussage von der Stadt Olfen angesprochen worden, ob er sich ein wirtschaftliches Engagement vorstellen könnte. Er kann. Sieht aber auch Schwierigkeiten.
Die Olfener hätten sich daran gewöhnt, dass es in der Stadt kein Taxi mehr gibt. Auch Peter Herzog räumt ein, dass es ein Experiment ist. Mit offenem Ausgang. Für Rainer Nee steht deshalb fest, dass er zunächst kein Taxi in Olfen stationieren wird.
Lüdinghauser Unternehmer hofft auf viele Fahrgäste
„Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn die Olfenerinnen und Olfener sehr viel fahren und damit das Auto oder vielleicht sogar die Autos in Olfen stehen bleiben können. Im Gegensatz zum Kreis blickt der Lüdinghauser Unternehmer Nee nicht auf die zweijährige Pilotphase. „Wenn nach einem Jahr keiner Taxi fährt, muss man sagen, dass die Bürger es nicht gewollt haben.“
Erst einmal geht Rainer Nee optimistisch an die Ausweitung des Geschäftsgebietes heran. Aktuell sind die Industrie- und Handelskammer, Bezirksregierung, Gewerkschaft Verdi und auch der Taxi-Verband zu Stellungnahmen aufgerufen.
Mögliche Bedenken müssen bis Mitte Januar artikuliert werden
Bis Mitte Januar können sie sich zum Pilotprojekt äußern und mögliche Bedenken artikulieren. Peter Herzog hofft darauf, dass es keine Bedenken gibt, die nicht ausgeräumt werden können. Schließlich habe bislang kein Unternehmen Interesse am Standort Olfen gehabt.
Einen konkreten Starttermin des Pilotprojektes können derzeit weder Unternehmer noch Straßenverkehrsbehörde nennen. Angestrebt ist der Startschuss für das Frühjahr 2020. Kurz vor dem Karneval mit sicherlich starker Nachfrage oder auch kurz danach.
Rainer Nee scheint so oder so gerüstet. Der Unternehmer verfügt über 28 Fahrzeuge, darunter auch zwölf Taxen. Entsprechend der gesetzlichen Vorgaben gilt für das Taxi-Unternehmen die Betriebspflicht rund um die Uhr. Sieben Tage in der Woche.
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
