Straßen-Neubau zwischen Datteln und Waltrop B474n soll im Herbst freigegeben werden

Neuer Zeitplan steht: B474n soll im Herbst freigegeben werden
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Im Oktober 2019 startete der Bau der umstrittenen B474 zwischen Datteln und Waltrop mit dem symbolischen Spatenstich am Dortmund-Ems-Kanal in Datteln. 2024 sollte der erste, drei Kilometer lange erste Abschnitt der neuen Bundesstraße fertig sein. Diesen Zeitplan konnte die zuständige Straßenbaubehörde Straßen.NRW wegen diverser Schwierigkeiten nicht einhalten. Nun gibt es ein neues Datum für die Freigabe des sogenannten „Dattelner Stummels“ der B474n, der als Umgehungsstraße den innerstädtischen Verkehr in Datteln entlasten soll. Wie Nadja Leihs, Pressesprecherin der Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ruhr, auf Anfrage unserer Redaktion erklärte, rechnet der Landesbaubetrieb damit, dass die Straße im Herbst 2025 freigegeben wird.

Aktuell laufen im Zuge des B474n-Neubaus Asphaltarbeiten an der B235 zwischen Datteln und Olfen, von der das Dattelner Teilstück in Richtung Waltrop über den Dortmund-Ems-Kanal in Richtung Münsterstraße abzweigt. Zudem wurden unter anderem Schutzzäune aufgebaut, die dem Schutz vorhandener Amphibien und der Vegetation dienen.

Folgende Arbeiten stehen nach Angaben von Straßen.NRW noch aus: der Bau weiterer Fledermaus-Überflughilfen, die Fertigstellung der Beschilderung auf der gesamten Strecke, die Fertigstellung und Inbetriebnahme von drei neuen Ampelanlagen, die Herstellung von Leitplanken und die Vervollständigung der Markierung. Zudem müssen noch weitere Landschaftsbauarbeiten sowie der Rückbau einer Baustraße erfolgen. Und das soll eben alles bis Herbst 2025 erledigt sein.

Probleme bei Fledermaus-Überflughilfen

Dass die Straße nicht wie geplant 2024 freigegeben werden konnte, lag unter anderem an den Fledermaus-Überflughilfen. Da gab es laut Straßen.NRW Schwierigkeiten bei der baulichen Umsetzung. Deshalb war eine neue Ausschreibung der Maßnahme nötig.

Die B474n soll für eine Entlastung auf den beiden stark befahrenen Ortsdurchfahrten in Datteln und Waltrop sorgen. Ihre volle Wirkung wird die zwölf Kilometer lange B474n allerdings erst dann entfalten, wenn auch das deutlich längere Waltroper Teilstück (acht Kilometer) bis zur A45 gebaut ist. Bis dahin wird es aber noch Jahre dauern, wenn die zu erwartenden Klagen gegen dieses Teilstück das Projekt auf Waltroper Stadtgebiet nicht sogar ganz zum Erliegen bringen. Das Waltroper Teilstück soll wahrscheinlich in diesem Jahr planfestgestellt werden.

Eine bunte Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal.
Für das Dattelner Teilstück der B474n wurde eigens eine neue Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal gebaut. © Jörg Gutzeit

Mit dem Neubau der B474n im Abschnitt der Ortsumgehung Datteln soll aber bereits eine Teilentlastung für den Kernbereich von Datteln erreicht werden. Die Entlastungswirkung der B 474n betrifft nach Berechnungen von Straßen.NRW im Wesentlichen die B235. Hierbei seien die stärksten Entlastungen in der nördlichen Ortsdurchfahrt Datteln zu erwarten, also auf dem Ost- und Südring. Laut Prognosen von Straßen.NRW würden dort rund 5400 bis 8100 Kfz-Fahrten pro Tag weniger stattfinden, was einer prozentualen Entlastung von 35 bis 45 Prozent entspräche. Das Dattelner Teilstück der B474n weist laut Prognose für das Jahr 2030 eine Verkehrsbelastung von rund 7200 Fahrzeugen/Tag auf - ohne die Ortsdurchfahrt Waltrop. Der Durchgangsverkehr könne hier nahezu komplett auf die Ortsumgehung verlagert werden, erklärte Straßen.NRW auf Anfrage im November letzten Jahres.

In Waltrop wird der Verkehr zunehmen

Des einen Freund, des anderen Leid: Denn während Datteln nach der Freigabe der B474n im Herbst verkehrliche Entlastung erfahren soll, wird in Waltrop der „Dattelner Stummel“ für zusätzliche Fahrzeugbewegungen sorgen, solange das Waltroper Teilstück nicht gebaut ist. Georg Enders, der ehemalige Co-Vorsitzende der Waltroper SPD, hat sich intensiv mit der umstrittenen B474n beschäftigt. Seine Erkenntnis: Die Freigabe der Dattelner Ortsumgehung wird das Verkehrsaufkommen auf den Waltroper Straßen signifikant und unumkehrbar ändern - und zwar zum Nachteil von Waltrop und seinen Bürgern. Und dabei sei es ganz egal, ob das geplante Industriegebiet newPark in den Rieselfeldern realisiert werde oder nicht.

Enders‘ Auswertung der Prognose zeige, dass es auf der Leveringhäuser Straße ein Plus von 1400 Fahrzeugen pro Tag (+8 Prozent) gebe. Schlimmer komme es noch für die Ausweichstrecken, da die L609 durch die Ampelproblematik schon heute „verstopft“ sei. So erhöhe sich das Verkehrsaufkommen bis zur Fertigstellung des Waltroper Teilstücks der B474n auf der Münsterstraße um 1500 Fahrzeuge (+15 Prozent), auf der Brockenscheidter Straße um bis zu 1800 Fahrzeuge (+20 Prozent) und auf der Hochstraße/Bahnhofstraße um bis zu 1300 Fahrzeuge (+14 Prozent).

Symbolischer Spatenstich für ein Straßen-Neubauprojekt.
Im Oktober 2019 gab es den symbolischen, ersten Spatenstich mit dem damaligen NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (4.v.r.) für das Dattelner Teilstück der B474n. © Sebastian Balint