Sorge um wiederkehrende Schüsse auf Tauben in Olfen „Wir sind mal wieder fassungslos“

Sorge um wiederkehrende Schüsse auf Tauben in Olfen: „Sind fassungslos“
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Die seit einigen Jahren in Olfen und Umgebung aktive Wildvogel- und Taubenhilfe trägt den plakativen Namen „Hast du ’nen Vogel?“ Die gleiche Frage könnte Lisa-Marie Krieger, die sich ehrenamtlich in dem Verein engagiert, aber auch im übertragenen Sinne den Unbekannten stellen, die in der Vergangenheit mit einem Luftgewehr in Olfen durch die Gegend schossen und dabei Tauben verletzten.

Bei einem aktuellen Fall aus dem Mai erhärtete sich der Anfangsverdacht auf Schussverletzungen beim Blick auf das tierärztliche Röntgenbild zum Glück nicht, die Taube hatte einen Trümmerbruch erlitten, wie Lisa-Marie Krieger im Gespräch mit der Redaktion erklärt. „In Olfen wird bereits seit mehreren Jahren scheinbar wild mit Luftgewehren geschossen“, schreibt die Wildvogelhilfe aber in ihrem Facebook-Post am Donnerstag (16. Mai) mit Blick auf den aktuellen Fall. Denn in der Vergangenheit kam es in der Stadt demnach zu mehreren schwerwiegenden Fällen.

Da war unter anderem zuletzt eine männliche Taube, von den Tierrettern Shooter getauft, der am 27. Juni 2023 am St.-Vitus-Stift entdeckt wurde. Er war von einem Geschoss zwischen Lunge und Wirbelsäule getroffen worden, das erst in einer dreieinhalbstündigen Operation beim Tierarzt entfernt werden konnte. Heute ist der Tauber wegen der Folgen des Angriffs und der Operation flugunfähig und lebt in der Nähe von München. Shooter ist eine Stadttaube, die anders als Wildtauben (dazu zählen unter anderem die Ringeltauben) nicht bejagt werden dürfen.

Jagd auf Wildtauben geregelt

Seit September 2022 sind den Vogelschützern in Olfen bereits fünf Fälle von Schussverletzungen bei Tauben bekannt. Ein Tier, das getroffen wurde, konnte beim Tierarzt nicht mehr notoperiert werden und wurde eingeschläfert. Im Vergleich zu anderen umliegenden Orten seien Olfen und Haltern besonders betroffen, deshalb fertige die Vogelhilfe bei Verdachtsfällen immer ein Röntgenbild an. „Die Tierarztkosten sind für uns als ehrenamtliche Organisation, die auf Spenden angewiesen ist, schon relativ hoch“, schildert Lisa-Marie Krieger.

Gejagt werden dürfen Wildtauben grundsätzlich zwischen November und Februar. „Außerhalb dieser Jagdzeit muss man eine Sondergenehmigung beim Kreis Coesfeld beantragen“, erklärt Axel Ellertmann, Leiter des Hegerings in Olfen. Früher habe es sehr viele Wildtauben im Kreis gegeben, die vor allem Landwirten bei der Ernte unter anderem von Sojaprodukten oder Bohnen schaden. Deshalb galt bis vor einigen Jahren eine grundsätzliche Ausnahmegenehmigung im Kreisgebiet, die mittlerweile nicht mehr besteht. Anträge, Wildtauben jagen zu dürfen, gibt es im landwirtschaftlichen Bereich demnach aber immer wieder. Stadttauben dürfen grundsätzlich nicht geschossen werden.

Anzeigen laufen ins Leere

„Hast du ’nen Vogel?“ befindet sich bereits in Gesprächen mit dem Bürgermeister, um auf die für die Vögel immer wieder gefährliche Lage in Olfen aufmerksam zu machen. Anzeigen bei der Polizei habe die Hilfsorganisation bereits in den vergangenen Fällen jeweils gestellt, die Ermittlungen haben aber angesichts der kaum zu klärenden Täterfrage erfahrungsgemäß sehr geringe Erfolgschancen.

„Wir sind mal wieder fassungslos“, schreibt „Hast du ’nen Vogel?“ kurz nach Aufnahme des verletzten Tieres. Warum kommt es nun zum wiederholten Mal zu den Schüssen? Eine eindeutige Erklärung dafür hat Lisa-Marie Krieger auch nicht. Wie kann man diese Vorfälle in Zukunft vermeiden? Die Vogelhilfe sagt zunächst jedenfalls keine Besserung der Lage voraus. „Das Image als Ratten der Lüfte ist bei vielen verankert, für Laien sind die Taubenarten auch nicht einfach zu unterscheiden“, meint Lisa-Marie Krieger. Entsprechende Vorfälle werde es wohl vorerst leider immer wieder geben, auch wenn die Vogelretter sich darüber sehr ärgern.