
© Thomas Aschwer
So planen die Olfener Gesamtschüler den Bau überdachter Fahrradständer
Wolfhelmschule
Die Gesamtschüler wünschen sich überdachte Fahrradständer. Doch bei der Umsetzung setzen die Jugendlichen nicht allein auf die Stadt. Sie bringen sich selbst vielfältig mit ein.
Mittwochmorgen gegen 7.30 Uhr an der Gesamtschule. Viele Schülerinnen und Schüler sind bereits mit dem Fahrrad zur Schule gekommen. Trotz des heftigen Windes. Doch bereits jetzt steht fest, dass einige später eine böse Überraschung erleben werden.
Die ersten Räder haben dem Sturm nicht standgehalten und sind umgekippt. Andere befinden sich in „gefährlicher Schräglage“. Ein typisches Problem an vielen Schulen. Spezielle Boxen sind die absolute Ausnahme. Die Regel sind lange Fahrradständer. Sehr lange.
Mit der Folge, dass Kettenreaktionen absolut keine Ausnahme sind. Kippt ein Fahrrad in der langen Reihe, folgen meist etliche weitere. Sehr ärgerlich. Vor allem deshalb, weil die Fahrräder der Schüler meist recht teuer sind.
Schüler haben sich einstimmig für das Projekt ausgesprochen
Bereits seit längerer Zeit beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler an der Gesamtschule mit Lösungsansätzen. Vor rund drei Jahren haben sie bereits ein erstes Angebot bei einem Olfener Unternehmen für überdachte und zugleich sichere Fahrradständer eingeholt.
Doch dabei blieb es auch zunächst. Jetzt hat sich der Schülerrat einstimmig dafür ausgesprochen, das Projekt mit Schwung voranzutreiben. Intensive Vorarbeit ist bereits geleistet worden. Die neue Schülersprecherin Jule Schepers berichtete am Dienstagabend im Ausschuss für Schule und Kindergärten von einer Fahrt nach Ahlen.
Hier haben sich die Schülervertreter über die Mensa und Toiletten ebenso informiert wie über überdachte Fahrradständer mit Trennwänden, die das Umkippen vieler Fahrräder verhindern sollen.
Mittlerweile hat die Schülervertretung (SV) auch ein zweites Angebot eingeholt. Das ist deutlich teurer, hat aber den Vorteil der Langlebigkeit. Es ist nämlich aus Metall. Dass sich die Schülerinnen und Schüler überhaupt so intensiv mit dem Thema beschäftigen können, ist Folge des Schülerhaushaltes.
Jährlich stellt die Stadt Olfen 3000 Euro zur Verfügung. Zudem gibt es weitere 3000 Euro von der Schule. Damit können die Schüler frei über 6000 Euro im Jahr verfügen. Beim geplanten Fahrradständer-Projekt zahlt sich zudem die Sparsamkeit der Schülerinnen und Schüler aus.
Sie haben in den Vorjahren nicht das gesamte Geld ausgegeben. Aus einem Sponsorenlauf, hier waren 50 Prozent für Maßnahmen an der Schule vorgesehen, steht weiteres Geld zur Verfügung.
Jugendliche wollen umweltpolitischen Zeichen setzen
Überaus begeistert zeigten sich die Ausschuss-Mitglieder auch von der geplanten Umsetzung des Projektes. „Wir wollen es in Module aufteilen, um es finanzieren zu können“, sagt Jule Schepers.
Sie betonte zudem den umweltpolitischen Aspekt der Maßnahme. Wenn die Schülerinnen und Schüler die Gewissheit hätten, dass sie ihr Fahrrad vernünftig abstellen können, dann würden vielleicht noch mehr Jugendliche auf das „Elterntaxi“ verzichten. Gedacht haben die Jugendlichen auch an die Rollerfahrer. Auch sie sollen überdachte Plätze bekommen.
Bürgermeister Wilhelm Sendermann sprach angesichts des eindrucksvollen Vortrags von Jule Schepers von „großer Wertschätzung“ für das Schülerengagement. Und er machte den Jugendlichen Hoffnung für eine „große Lösung“.
„Wenn es am Ende X oder Y kostet, werden wir bei der Finanzierung Wege finden.“ Gleichzeitig kündigte er an, dass sich die Stadt um Fördergelder für das Projekt bemühen wird. Der Ausschuss hat ebenfalls ein deutliches Signal gesendet.
Die Stadt werde das gesamte Geld, das die Schüler aus ihrem Haushalt und dem Sponsorenlauf zusammentragen, verdoppeln. Das macht auch Schulleiter Dr. Jerome Biehle stolz, der das große Schülerengagement lobte.
Die Schule werde die Jugendlichen bei der Umsetzung weiter unterstützen.
Das Schülerengagement kommentiert unser Redakteur Thomas Aschwer
Auf diese Schülerinnen und Schüler können die Wolfhelm-Gesamtschule und die ganze Stadt wirklich stolz sein. Über mehrere Jahre verfolgen die Jugendlichen ein absolut nachhaltiges Projekt. Sie sehen sich an anderen Schulen um, sie holen Angebote ein - und was nicht genug betont werden kann - sie sparen auf das Projekt hin. Damit nicht genug. Die Art und Weise der Präsentation im Schulausschuss verdient Hochachtung. Zu keiner Zeit fordernd, stets freundlich im Ton, klar in den Argumenten. Mehr geht eigentlich nicht. Dazu passt das klare Signal von Politik und Verwaltung. Erstens: Einstimmig ist die Politik für die Umsetzung des Projektes. Zweitens: Die Stadt verdoppelt die von den Schülern eingebrachten Mittel. Die Schüler wissen spätestens mit dem Beschluss, das sich Engagement lohnt und dass die Stadt hinter ihnen steht. Sie haben es absolut verdient.Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
