
© Thomas Aschwer
Jung (29) und fast chancenlos: René Arning kämpft vor allem für die FDP
Bundestagswahl
René Arning gibt sich keiner Illusion hin: Es müsste ein Wunder passieren, damit er für die FDP in den nächsten Bundestag einzieht. Weniger engagiert ist der Familienvater deshalb nicht.
Knapp 50 Jahre alt ist durchschnittlich ein Abgeordneter des deutschen Bundestages. Der 29-jährige Coesfelder René Arning würde also bei einem Mandat zu den jüngsten Abgeordneten gehören. Das gilt für dieses Jahr und auch die nächsten Wahlen. An seiner Bereitschaft jedenfalls würde es nicht scheitern. „Ich würde erneut kandidieren“, sagt Arning, der sich seine Zeit im Wahlkampf besonders gut einteilen muss.
Der Automobilkaufmann muss in diesen Tagen vieles unter den Hut bringen, vor allem Beruf, Familie (mit zwei kleinen Kindern) und den Wahlkampf. Obwohl er sich in der heißen Phase wöchentlich rund 40 Stunden engagiert, versucht Arning aus Zeitgründen Termine zu koppeln - wie ein Gespräch mit uns und eine Teilnahme an einer Podiumsdiskussion mit Schülern. Aber warum tut er sich den Stress an? „Ich führe einen Wahlkampf für die Partei“, sagt Arning, der sich bislang ausschließlich in der Kommunalpolitik engagiert hat.
Nach seinen Chancen auf den Bundestag gefragt, versucht der FDP-Kandidat nichts zu beschönigen. „Der Listenplatz ist nicht so gut, ein Einzug in den Bundestag wäre nur über ein Direktmandat möglich.“ Eine Situation, die auch er sich nicht wirklich vorstellen kann angesichts der politischen Lage im Wahlkreis Coesfeld-Steinfurt II. Schon vor dem Wahlsonntag kann René Arning ein positives Fazit des Wahlkampfes ziehen: „Die Menschen finden es gut, dass ich mich in meinem Alter politisch so stark engagiere.“ Das ist noch nicht lange so, Arning ist erst seit zwei Jahren Parteimitglied.
Öffentlichen Personennahverkehr ausbauen - ohne Verzicht auf Autos
Vielleicht ein Vorteil in dieser Zeit. Hasstiraden, Beleidigungen oder andere negative Erfahrungen hat der FDP-Kandidat bislang nicht erleben müssen. „Glücklicherweise“, sagt René Arning. Dabei werden seine Positionen beispielsweise beim Verkehr ganz sicher nicht von allen getragen. Den kompletten Verzicht auf ein Auto im ländlichen Bereich kann sich der Mitarbeiter eines Coesfelder Autohauses „nicht vorstellen“. Gleichzeitig macht er sich stark für den Ausbau des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs. „Es muss bequemer werden, von einer Stadt im Kreis in die andere zu kommen. Und auch der Preis muss attraktiver sein.“
Bei Podiumsdiskussionen und an Wahlständen macht René Arning keinen Hehl daraus, wie stark seine beruflichen Erfahrungen seine politischen Standpunkte beeinflussen. Ein klassisches Beispiel ist dabei die starke Förderung der E-Mobilität in Deutschland. Aus seiner Sicht ist das der falsche Weg. „Wir subventionieren nur eine Energieform.“ Arning wünscht sich eine größere Breite. „E-Mobilität ist in Innenstädten super.“ Doch an anderen Stellen könnten andere Optionen besser sein. Der FDP-Kandidat fordert eine größere Technologie-Offenheit und nennt ganz konkret die Optionen, die sich durch den Einsatz von Wasserstoff ergeben können.
Klare Absage an verpflichtende Photovoltaikanlagen
Eine klare Kante zeigt Arning auch beim Thema „Förderung“. Aus seiner Sicht sollte der Ausbau von Photovoltaikanlagen staatlich gefördert werden. Allerdings lehn er eine Installations-Verpflichtung ab. Der FDP-Kandidat verweist in Diskussionen gerne auf seine persönliche Situation. Als er gebaut habe, habe er aus finanziellen Gründen zunächst auf eine entsprechende Anlage verzichten müssen. Drei Jahre später ist das Haus um eine Anlage erweitert. Dass der Coesfelder sich als FDP-Mitglied stark mit dem Thema Wirtschaft beschäftigt, überrascht nicht wirklich. Und dass er Deutschland als zu bürokratisch empfindet, auch nicht.
„Wir bauchen 75 Tage für eine Unternehmensgründung, in Estland geht das in 18 Stunden.“ Und auch andere klassische FDP-Positionen vertritt der heimische Bundestagskandidat konsequent. So warnt er davor, mit Steuererhöhungen den Aufschwung abzuwürgen. Und auch bei der Rente sieht er Handlungsbedarf. Arning macht sich für Aktienrente stark. Ähnlich wie in Schweden oder Norwegen regt er einen Staatsfond an. „Außerdem mache ich mich für einen flexible Eintritt ab 60 stark. Zuverdienstgrenzen sollten gänzlich abgeschafft werden.“
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
