„Wir nehmen unsere Energie selbst in die Hand“: Das war die Grundidee, die Norbert Möller und Ralf Wozniak im Dezember 2021 hatten. Daraus entwickelte sich das Konzept für das Projekt Bürgerenergie LippeKraft, dessen Gründungsversammlung im September 2022 stattfand. Die künftige Genossenschaft, die Projekte für regionale regenerative Energie-Erzeugung zunächst in den Städten Datteln, Olfen und Selm plant, hat vor Kurzem eine wichtige Hürde genommen.
Am 12. Juni wurde die Bürgerenergiegenossenschaft durch den Genossenschaftsverband geprüft und die Voraussetzungen für den Beitritt in den Genossenschaftsverband positiv bescheinigt. Der Prüfumfang betraf die Satzung, den Wirtschaftsplan und die Wirtschaftlichkeitsberechnung vor dem Hintergrund bereits geplanter Energieprojekte. „Mit diesem erfreulichen Ergebnis haben wir sofort unsere Notarin beauftragt, die Eintragung der Genossenschaft in das Genossenschaftsregister durchzuführen. Ein formaler Vorgang, der in Kürze abgeschlossen sein dürfte“, sagt Norbert Möller, 1. Vorsitzender der LippeKraft eG. Nachdem das erledigt ist, geht es ans sogenannte Eingemachte, die konkrete Umsetzung von bereits angestoßenen und vorabgestimmten Photovoltaikprojekten in Datteln, Olfen sowie später auch in Selm.
Zunächst stehen PV-Anlagen im Mittelpunkt
Zunächst will sich die Genossenschaft auf PV-Anlagen konzentrieren, wie Möller und Wozniak im Gespräch mit unserer Redaktion erläutern. Grund: PV-Anlagen ließen sich am schnellsten umsetzen. Dabei gehe es laut Möller aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht um die Bestückung von Einfamilienhäusern mit PV-Technik. LippeKraft benötigt größere Einheiten ab 100 kWp aufwärts. Die können auf größeren Dachflächen entstehen, aber auch im landwirtschaftlichen Bereich – sogenannte Agri-PV-Anlagen – oder auch auf alten Industriebrachen und Halden. „Wir wollen aber nicht mit landwirtschaftlichen Betrieben in Konkurrenz treten“, sagt Norbert Möller mit Blick auf den Flächenverbrauch im landwirtschaftlichen Bereich. Entsprechende Gespräche mit Vertretern aus der Landwirtschaft seien deshalb schon geführt worden, genauso wie mit den Bürgermeistern der drei Städte.

„Wir haben uns bewusst für das Modell Genossenschaft entschieden. Wir wollen die Menschen aus der Region dafür gewinnen. Eine Genossenschaft bietet die größtmögliche Transparenz und ermöglicht im Vergleich zu einer GmbH oder einer Aktiengesellschaft Basisdemokratie und Begegnung auf Augenhöhe. Es ist die sicherste Rechtsform“, betonen Wozniak und Möller.
Ein Genossenschaftsanteil kostet 250 Euro
14 Gründungsmitglieder hat die Genossenschaft, 50 bis 60 Personen stünden laut Möller auf der Interessenten-Liste. Es bestünde Interesse an 200 sogenannten Genossenschaftsanteilen. Ein solcher Anteil kostet 250 Euro, maximal zehn Anteile je natürlicher oder rechtlicher Person können gezeichnet werden. „Das kann eine Großmutter sein, die ihrem Enkel ein Geschenk machen möchte, aber auch ein Großinvestor“, sagt Norbert Möller. In allen Fällen aber geht es darum, mit regionaler, regenerativer Energie Geld zu verdienen, der Gewinn wird auf die Mitglieder der Genossenschaft entsprechend der Anteile verteilt. Aufsichtsratsvorsitzender Ralf Wozniak betont, dass man mit Renditen rechnet, die über den üblichen Bankzinsen lägen.
Laut Ralf Wozniak gebe es für Datteln und Olfen auch schon konkrete PV-Standorte in der Planung, die Ende 2023 oder Anfang 2024 in Angriff genommen werden können. Welche das sind, das möchte er mit Blick auf die Konkurrenzsituation im Markt der regenerativen Energien noch nicht verraten. Die Genossenschaft LippeKraft ist eben nicht das einzige Unternehmen, das sich in diesem boomenden Markt tummelt. Aber die Zukunftsmusik der Genossenschaft bespielt noch andere Standbeine für regional erzeugte regenerative Energie.
Auch Windkraft und Geothermie in der Planung
„Wir wollen darüber hinaus Windkraft-Standorte entwickeln, beziehungsweise auch zum Beispiel Geothermie-Projekte zur Grundversorgung von Wohngebieten mit Strom und Wärme“, blickt Norbert Möller in die Zukunft der Bürgerenergie-Genossenschaft. Das neue Gebäude-Energiegesetz, das am 1. Januar 2024 in Kraft treten soll, und die damit verbundene neue kommunale Wärmeplanung spielt der Genossenschaft dabei natürlich in die Karten. Wobei Norbert Möller dabei vor allem die Versorgung von Siedlungen am Rande der Kernstädte im Auge hat. Er nennt für Datteln in dem Zusammenhang die Dörfer Ahsen und Horneburg, bzw. Vinnum für Olfen oder Bork in Selm.
Je nach künftigem Wachstum der Genossenschaft kann sich Norbert Möller weiterhin vorstellen, als Anbieter von nachhaltigem Strom aufzutreten – in Form von Bürgerwerken, die es auch schon in anderen Gemeinden in NRW gebe. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Fest steht allerdings schon: Sobald die LippeKraft formal ins Genossenschaftsregister eingetragen wurde, wird umgehend eine erste öffentliche Zeichnungsrunde durchgeführt, in der alle Interessierten Genossenschaftsanteile gemäß Satzung erwerben können. Der Rahmen wird eine Generalversammlung der Genossenschaft sein. Auf der würden dann auch die schon konkreten Energieprojekte vorgestellt, sagt Ralf Wozniak.
Wer sich für dieses Projekt interessiert, kann mit LippeKraft per Mail (kontakt@lippekraft.de) in Kontakt treten bzw. sich unter www.lippekraft.de im Internet informieren. Zudem finden Treffen planmäßig außer an Feiertagen jeden Mittwoch an wechselnden Veranstaltungsorten statt. Dabei sind alle Interessierten willkommen. Die nächsten Treffen sind am 5. Juli ab 19 Uhr in der Familienbildungsstätte Datteln, Kirchstraße 29, sowie am 12. Juli ab 19 Uhr im Gasthaus Suer, Ludgeristraße 90, in Selm geplant.
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