Der Umweltskandal, in dem 34 beschuldigte Personen über einen längeren Zeitraum hinweg tonnenweise belastete Böden und Abfälle illegal entsorgt haben sollen, hat auch das Münsterland erreicht. Wie die Staatsanwaltschaft Dortmund auf Anfrage der Redaktion bestätigt, wurden am 1. April nicht nur Durchsuchungen unter anderem in Bottrop, Castrop-Rauxel, Coesfeld, Essen, Euskirchen, Duisburg, Krefeld, Viersen, Aachen, Soest, Unna und Recklinghausen vorgenommen, sondern auch in Olfen.
Etwa 300 Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes NRW, der Staatsanwaltschaft Dortmund und weiterer Polizeibehörden waren im Einsatz, durchsucht wurden Wohnungen und Geschäftsobjekte von Unternehmen. Es seien 50 Durchsuchungsbeschlüsse in dem Ermittlungskomplex „Boden NRW“ in ganz Nordrhein-Westfalen vollstreckt worden, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom 1. April. Das Landesamt für Natur-, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen habe die Maßnahme begleitet und Probennahmen durchgeführt.
Staatsanwaltschaft nennt keine Details
Weitere Details zu den Durchsuchungen in Olfen teilte Staatsanwalt Alexander Kilimann auf Nachfrage der Redaktion aufgrund der „noch laufenden Ermittlungen“ nicht mit. Er spricht lediglich von einer „Durchsuchungsmaßnahme“ am 1. April 2025. Kilimann könne zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen, wie viele Beschuldigte es aus Olfen gebe, was ihnen genau vorgeworfen wird und ob Wohnungen oder aber Geschäftsräume in der Stadt durchsucht worden seien.
Die Ermittlungen in ganz NRW stehen in Zusammenhang mit den bereits im September 2024 (Tagebau Garzweiler) und Januar 2025 (Wohn- und Geschäftsräume der Bernemann GmbH in Datteln und Recklinghausen) durchgeführten strafprozessualen Maßnahmen, die laut Staatsanwaltschaft und LKA Hinweise auf „umfangreiche Zusammenhänge zwischen den Tatkomplexen und organisierte Strukturen ergeben“ haben.
Die Maßnahmen würden sich unter anderem gegen Transportunternehmer im Baustoffsektor und Verantwortliche von Unternehmen richten, die mit der Abfallentsorgung befasst sind. „Sie stehen im Verdacht, belastete Böden angenommen und diese als vermeintlich unbelastet an verschiedenen Stellen, wie etwa im Tagebau Garzweiler, in weiteren Kies- und Sandgruben, aber auch auf Baustellen (teilweise ohne Kenntnis der Bauherren) illegal entsorgt zu haben. Umfang und Grad der Belastung der entsorgten Böden sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen“, heißt es in einer Pressemitteilung vom 1. April.
Verdacht des gewerbsmäßigen Betruges
Die Beschuldigten würden zudem im Verdacht stehen, sich gefälschte und/oder inhaltlich unrichtige Wiege- und Lieferscheine verschafft zu haben. „Diese waren erforderlich, um Auftraggebern und Behörden eine angeblich ordnungsgemäße Entsorgung vorzuspiegeln und eine Abrechnung über solche zu ermöglichen. Außerdem dienten sie dazu, den teilweise gutgläubigen Annahmestellen eine vermeintliche Unbedenklichkeit der angelieferten Böden nachzuweisen.“
Soweit Annahmestellen und Behörden die Vorlage von Analysen über die Unbedenklichkeit der Böden verlangten, würden die Beschuldigten im Verdacht stehen, sich über jedenfalls einen mitbeschuldigten Probennehmer inhaltlich unrichtige oder gefälschte Bodenanalysen verschafft zu haben. „Auch Mitarbeiter von Baufirmen, die den Beschuldigten Entsorgungsaufträge erteilt haben, stehen im Verdacht, an den Taten beteiligt zu sein sowie für die Auftragserteilung finanzielle und sächliche Vorteile erhalten zu haben. Gegen die Tatbeteiligten besteht daher unter anderem der Verdacht von schwerwiegenden Umweltstraftaten, des banden- und gewerbsmäßigen Betruges sowie der Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr.“