Holland-Urlauber berichten es schon lange: Es gebe dort ein fantastisches Fahrradwege-Netz, sagen sie, das Fietsknooppuntennetwerk, übersetzt das Fahrrad-Knotenpunktsystem. „Genial“, sagen viele. „Es ist so einfach, eine Tour zu planen.“ Dieses System soll auch in den Kreis Coesfeld kommen, hieß es bereits im Oktober 2022 (wir berichteten).
Versprochen wurde damals, die Schilder bis zum Beginn der Rad-Saison 2023 montiert zu haben. Und tatsächlich finden wir auch in Olfen an vielen Radwege-Querungen die weißen Ziffern auf rotem Grund, unterhalb der bisherigen Wegweisung. Manchmal auch als Aufsatz auf dem Schild.
Ja, die Nummern sind installiert, aber etwas Entscheidendes fehlt: die Übersichtstafeln. Mithilfe dieses Übersichtsplanes sieht der Radfahrende, wo und in welcher Entfernung sich der nächste Knotenpunkt befindet. Und nur so kann er den weiteren Radfahrtag planen. Schließlich möchte er am Ende des Tages eine strecken- und zeitgemäße und für sich passende Tour gefahren haben. Die regionale Netzwerkzentrale Münsterland e.V. sagt zu den Übersichtstafeln: „Hier findest du alle notwendigen Informationen zum Radweg.“ Ohne diese Übersichtstafel ist das System analog, ohne Internetzugang, nicht nutzbar.
„Unsere Beschilderungen helfen“
Trotz der fehlenden Übersichtstafeln wollten wir das Knotenpunktsystem einmal testen, in und um Olfen. Denn schließlich hat nicht jeder einen Radurlaub in den Niederlanden gemacht. Wir nehmen Werner Sander und Manfred Kostrewa vom SuS-Radlertreff mit ins Boot. Beide sind gleichzeitig Mitglied im ADFC. Deren Olfener Sprecher Peter Mehmke komplettiert die Runde der Radexperten an diesem Vormittag.
Wir beginnen am Knotenpunkt 50 kurz vor der Dreibogenbrücke. Hier geht es rechts ab zum Knotenpunkt 2. Laut Info-Tafeln des bestehenden Radverkehrsnetzes NRW gehts dort Richtung Ternscher See, Selm und Haltern. Geradeaus geht es zum Knotenpunkt 31, nach Lüdinghausen und Nordkirchen.
Dass die Tafeln des Radverkehrsnetzes NRW weiterhin an den Pfosten angebracht sind, halten die drei Rad-Experten für einen Vorteil des Münsterland-Systems. Die gibt es in den Niederlanden nicht. „Dort kann es passieren, dass ich einen wunderschönen Ort passiere, ohne dass ich weiß, dass dieser Ort direkt hinter dem Wald liegt. Da helfen unsere Beschilderungen weiter“, meint Manfred Kostrewa.

Wir fahren weiter Richtung Knotenpunkt 31. Wie viele Kilometer das sein werden, wissen wir nicht, es fehlt eben die Übersichtskarte. Sollten Nutzer dieses Systems an einer Querung ohne Knotenpunkt-Hinweise vorbeifahren, sollten sie den Zwischenwegweisern - rotes Rad auf weißem Grund - folgen. Also nicht nervös werden, wenn nicht immer ein Knotenpunkt-Hinweis zu sehen ist. Der Hinweis auf die Knotenpunktroute erscheint erst wieder an einem Kreuzungspunkt.
Wir erreichen Knotenpunkt 31 an der Schliekerbrücke. Dort der Hinweis zum Knotenpunkt 29. Anhand der vorhandenen Schilder sehen wir, es geht Richtung Lüdinghausen und Nordkirchen. Wir könnten uns auch für den Knotenpunkt 9 entscheiden, der zum Ternscher See und nach Selm führt. Wir fahren weiter Richtung Knotenpunkt 29.
Vom Knotenpunkt 29 aus fahren wir links Richtung Haltern, Olfen, Seppenrade und überqueren die B235, später die B474n. Unsere Tour endet in Rechede am Abzweig Richtung Knotenpunkt 98.
Die drei Radfahrer befinden das System für gut. „Gerade für diejenigen, die digital unterwegs sind, ist es aber eher eine Ergänzung“, meint Werner Sander. Man müsse sehen, welche Zielgruppe man mit diesem System ansprechen wolle. „Die Radfahrer, die Landschaft und Natur genießen wollen und sich zwischendurch nicht durch Apps und Routenplaner arbeiten möchten, können sich beim Knotenpunktsystem schlicht und einfach die Ziffern der anzufahrenden Knotenpunkte merken und fertig. Und dann nur noch das Radfahren genießen“, meint Peter Mehmke.

Wir haben mit Mathis Entrup gesprochen, beim Kreis Coesfeld zuständig für die Tourismusförderung. Es hat ja geheißen, die noch fehlenden Übersichtstafeln sollen zur Radsaison 2023 montiert sein. Das wird wohl nicht funktionieren, hören wir von ihm. „Die Montage der Übersichtstafeln wird wohl erst im nächsten Jahr erfolgen. Es fehlen noch Förderungen und Bewilligungen“, sagt er. „Gleichzeitig müssen noch Verkehrssicherheitsfragen geklärt werden.“ Weil durch die Anbringung der Schilder und durch dort stehende Radfahrer eventuell ein Radweg eingeengt werden würde. „Aber“, so sagt er, „zwischendurch bekommen wir immer noch Verbesserungsvorschläge für die Knotenpunkte. Das System muss sich noch zurechtruckeln. Und da ist es doch nur gut, dass die Übersichtstafeln noch nicht fertig sind“. Das mag der eine oder andere Radler, der das holländische System liebt, anders sehen. So müssen Radler im Kreis Coesfeld auf das Fahren nach Zahlen wohl noch ein ganzes Jahr warten.
Neue Schilder für Radfahrer: Kreis Coesfeld montiert Wegweiser auf ganzem Gebiet