Die Neue Stever soll als Verbindungsgewässer zwischen der Stever und dem Lippebogen entstehen. Wanderende Fische könnten somit die Stauwehre im Hullerner und Halterner Stausee umgehen.

© Kalthoff/Archiv

Projekt „Neue Stever“: Firma Gelsenwasser beteiligt sich mit Millionenbetrag

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Die Firma Gelsenwasser hat unserer Redaktion mitgeteilt, wie hoch ihre Beteiligung am Projekt „Neue Stever“ sein wird. Trotz Millionenbeitrag bleibt fraglich, wie das Projekt gesamtfinanziert wird.

Olfen

, 26.04.2022, 14:36 Uhr / Lesedauer: 2 min

Gegenüber unserer Redaktion hat die Firma Gelsenwasser bekannt gegeben, dass sie sich mit 2,1 Millionen Euro an der Finanzierung der neuen Stever beteiligen möchte. Diese Summe entspricht den Kosten einer Fischaufstiegsanlage, die es den Fischen in der Stever ermöglichen würde, die von Gelsenwasser zur Trinkwassergewinnung genutzten Stauanlagen im Hullerner und Halterner Stausee zu überwinden und durchgehend zu schwimmen.

Die neue Stever als Verbindungsarm zwischen Stever und Lippe, bevor die Stever in den Hullerner Stausee mündet, wäre für die Fische quasi eine Umgehungsroute, auf der sie ihre Wanderung fortsetzen könnten. Daher würde eine Beteiligung Gelsenwasser von der Pflicht entbinden, den Fischen ein durchgängiges Schwimmen durch die Stauseen zu ermöglichen. Trotz der zugesagten Beteiligung Gelsenwassers ist unklar, wie das gesamte Projekt bezahlt werden soll. Die bewilligten 2,1 Millionen Euro decken nur einen Teil der Kosten.

Petition gegen „Neue Stever“

Das Bauvorhaben „Neue Stever“ ist seit längerem ein Streitthema für viele Olfener. Seine Befürworter - unter anderem Bürgermeister Sendermann - sehen in dem geplanten Verbindungsarm zwischen Stever und Lippe ein zukunftsträchtiges Naturierungsprojekt. Seine Gegner halten das Vorhaben für ein Geldgrab, das ohne Not in einen funktionierenden natürlichen Lebensraum eingreifen würde.

Eine Fischaufstiegsanlage würde es den Fischen aus der Stever ermöglichen, die Staumauern im Hullerner und Haltener Stausee zu überwinden.

Eine Fischaufstiegsanlage würde es den Fischen aus der Stever ermöglichen, die Staumauern im Hullerner und Haltener Stausee zu überwinden. © picture alliance/dpa

Im Anschluss an die Bürgerversammlung zum Thema „Neue Stever“ am 9. März hat der Olfener Bürger Hans Oswald Mattern eine Petition aufgesetzt, die sich dafür einsetzt, das Bauvorhaben zu kippen. Auch fünf Jahre nach dem Planfeststellungsbeschluss gäbe es laut der Petition keine ausreichende Konzeption für das Bauvorhaben.

Gegenwert der Ökopunkte ungeklärt

Bei allen Vorahnungen ist bislang vor allem ungeklärt, wie die „Neue Stever“ bezahlt werden soll. Bürgermeister Sendermann hatte vorab versprochen, dass die Kassen der Stadt Olfen von den Baukosten unbelastet bleiben sollen. Demnach solle die neue Stever durch die Kostenbeteiligung von Gelsenwasser und durch den Verkauf von Ökopunkten finanziert werden. Diese Ökopunkte werden vom Land für nachhaltige Naturierungsprojekte wie die „Neue Stever“ vergeben.

Nach Information dieser Redaktion werden für das Projekt „Neue Stever“ 500.000 Ökopunkte vergeben. Dies entspricht einem Gegenwert von ungefähr 3,4 Millionen Euro. Auf Nachfrage bei der Stadt Olfen, wurde dieser Wert weder bestätigt noch negiert.

Kosten möglicherweise deutlich Höher

Der ursprüngliche Kostenvoranschlag aus dem Jahr 2014 beläuft sich auf ca. 7,4 Millionen Euro. Aufgrund des allgemeinen Kostenanstiegs im Bauwesen, ist es wahrscheinlich, dass die realen Baukosten höher ausfallen. Durch die zugesagte Beteiligung von Gelsenwasser und den Verkauf der Ökopunkte, wären nach Information dieser Redaktion allerdings nur 5,5 Millionen Euro der Finanzierung abgedeckt.

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Hans Oswald Mattern geht in einer von ihm aufgestellten Schattenrechnung sogar von deutlich höheren Kosten von ca. 13,5 Millionen Euro aus. In diese Schattenrechnung bezieht er die gestiegenen Kosten für Material, Baufirmen und Grundstücke ein.

In seiner Petition beschwert sich Mattern außerdem darüber, dass der Antrag auf die Fortführung des Bauvorhabens, das im Jahr 2017 für einen Bauzeitraum von fünf Jahren beschlossen wurde, ohne die neuerliche Zustimmung der Olfener Bürger oder des Rates beim Land eingereicht worden sei. „Das ist für mich nicht demokratisch“, so der Olfener.