Bei einem Marktbummel geht es nicht darum, möglichst schnell frische Waren einzusammeln und wieder nach Hause zu eilen. „Wir treffen dort Menschen, tauschen Neuigkeiten aus und bleiben gerne zusammen“, sagt Dr. Siegbert Panteleit aus Gelsenkirchen. Bald noch lieber. Denn Olfens Wochenmarkt soll attraktiver werden.
Panteleit ist Wochenmarkt-Profi: ein gelernter Gärtner und Diplomingenieur für Landschaftsplanung, der sich auf Wirtschaftsförderung und Quartiersentwicklung spezialisiert hat – und auf Wochenmärkte. Im Juli 2022 hatte er von der Stadt Olfen den Auftrag bekommen, mit seinem Beratungsunternehmen SPE auch den Olfener Wochenmarkt zu analysieren und Vorschläge zu machen, wie er attraktiver werden könne. Die Ergebnisse hat Panteleit jetzt (8.11.) dem Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt.
Um zu erkennen, dass sich eine Neupositionierung des Wochenmarktes lohnt, braucht es nicht den Experten. Ein Blick in die Nachbarschaft reicht: nach Lüdinghausen. Dort hat sich der Abendmarkt an der Burg Lüdinghausen längst als Treffpunkt etabliert. Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat kommen die Menschen dort zwischen 16 und 20 Uhr zusammen, um einzukaufen, aber vor allem, um die angebotenen Waren - ob Käse, Wein oder Oliven - zu kosten und Zeit miteinander zu verbringen. Schlemmen und Klönen: Dass diese Kombination erfolgreich ist, zeigt sich aber nicht nur in Lüdinghausen, sondern vor allem in vielen Ruhrgebiets-Städten. Die meisten davon hat Siegbert Panteleit beraten.

Olfen hat gute Startbedingungen, wie er den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses versicherte: kein Bauchgefühl, sondern das Ergebnis der Analyse seines Teams. Seine Mitarbeiter waren mehrfach in Olfen unterwegs und erfuhren: Die Stammkunden des Wochenmarktes reisen nicht weit an, sondern kommen aus dem Umfeld, sind meist älter und vorwiegend weiblich. Vor allem sind sie aber eines: sehr zufrieden mit dem Markt. Mit dem Angebot, dem Standort und der Qualität der Waren. Wenn es nach ihnen ginge, bräuchte es gar keine Veränderungen zu geben. Wenn es nach Panteleit geht, aber schon.
Qualität erhalten und ausbauen
Schließlich gelte es, nicht nur die Stammkundschaft zu bewahren, sondern auch neue Markt-Fans hinzu zu gewinnen: sowohl unter der Kundschaft als auch unter den Beschickern. Der Markt-Profi sieht in Olfen dafür ideale Voraussetzungen. „Ihr Markt könnte nicht zentraler sein: eben mitten auf dem Marktplatz.“ Durch die Neugestaltung des Rathauses - der neue, repräsentative Baukörper mit einladendem Foyer wird direkt an den Marktplatz rücken - werde der Markt noch stärker in den Fokus rücken. Aber nicht nur das Rathaus selbst hat daran Anteil, dass der Wochenmarkt künftig noch länger zum Verweilen einladen könnte, sondern vor allem die Gastronomie rund um den Platz.
Für Panteleit ist es eine Art Win-Win-Situation: beide Seiten - Markthändler und Gastronomen - könnten noch stärker voneinander profitieren. Während andernorts bei Feierabendmärkten die Marktbeschicker Imbiss und Getränke anböten, könnten das in Olfen die Kneipen, Cafés und Restaurants rund um den Markt übernehmen - allerdings in enger Absprache.
Beispiel Stielmus
Panteleit empfiehlt, Themen zu setzen. „Dabei meine ich jetzt nicht nur so etwas Naheliegendes wie Erdbeer- und Spargelzeit.“ „Warum“, fragte er, „nicht einfach mal auf Stielmus setzen?“ Was es auf dem Markt frisch zu kaufen gibt, lässt sich ein paar Schritte weiter in der Außengastronomie bereits kosten: eine echte Rarität. Rezeptideen zum Nachkochen und Wissenswertes über den Anbau der Erzeugnisse und ihren gesundheitlichen Wert gibt es gratis dazu.
Dieser Wochenmarkt der Zukunft braucht keinen neuen Termin, aber mehr Platz - insbesondere in der Phase der Bauarbeiten für das Rathaus und den Neubau an Stelle des ehemaligen Kinos. An Markttagen solle deshalb die Kirchstraße für den Autoverkehr gesperrt werden, schlug der Markt-Experte vor. Das biete auch Stellfläche für drei neue Händlerinnen und Händler, die das bisherige Angebot aus Blumen, Obst und Gemüse, Wurst und Fleisch, Geflügel und Wild, Käse, Feinkost, Backwaren, Trockenfrüchte und Textilien ergänzen sollen.
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