Olfener Kinderärztin setzt auf Impfungen „Gefahren der Krankheit sind vielen nicht bewusst“

Olfener Kinderärztin zu Impfungen: „Rate aus Überzeugung dazu“
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Gerade für Kleinkinder gibt es viele Impfungen, mit denen sich Eltern auseinandersetzen sollten. Ein wichtiger Ansprechpartner dabei kann die behandelnde Kinderärztin sein. Ein Olfener äußerte sich aber vor einiger Zeit kritisch bei Facebook und führte den Titel der Gruppe „Du bist Olfener, wenn...“ mit den Worten weiter: „Du beim Kinderarzt nicht behandelt wirst, wenn du dein Kleinkind nicht impfen lässt“. Diese Aussage rief eine kontroverse Diskussion mit mehr als 100 Beiträgen hervor.

Offensichtlich bezieht sich die Aussage des Users auf die einzige Kinderarztpraxis in Olfen, die Ärztin Dr. Barbara Middendorf-Brummel betreibt. In der Praxis hat sie nichts von den online durchgeführten Diskussionen mitbekommen, wie sie im Gespräch am Telefon erzählt. „Grundsätzlich ist es so, dass alle Kinder bei Kinderärzten im Notfall überall behandelt werden“, stellt die Medizinerin klar. Eine ausbleibende Behandlung wegen fehlender Impfungen gebe es also keinesfalls.

Veränderte Wahrnehmung

Dennoch sind Impfungen und der Umgang damit ein wichtiges Thema in der Beziehung zwischen Ärztin und Eltern. Spätestens ab der U3-Vorsorgeuntersuchung für Babys entwickele man gemeinsam einen Impfplan für das Kind. Teilweise sind Impfungen auch vorgeschrieben, etwa zwei Masernimpfungen vor dem Besuch einer Kinderbetreuung oder die gesammelte Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln vor dem Schulbesuch.

„Wir als Kinderärzte haben die Pflicht, über Impfungen aufzuklären. Ich halte Impfungen aber als Ärztin für wichtig und rate aus Überzeugung dazu“, macht Barbara Middendorf-Brummel deutlich. Wenn sich Eltern dann trotz der eingehenden Information und der Empfehlung der Ärztin doch dafür entscheiden, wichtige Impfungen nicht durchzuführen, sei das wichtige Vertrauensverhältnis zwischen ihr und den Patienten schon belastet.

Das Verhältnis zu Impfungen sei aber insgesamt ein anderes als vor zehn oder zwanzig Jahren. „Die Krankheiten wie Masern oder Windpocken sind heute im Alltag kaum noch präsent. Die Gefahren sind vielen Leuten nicht bewusst. Wenn man sich etwa ungeimpft mit Masern infiziert, kann das aber ernsthafte Folgen haben“, betont die Olfener Kinderärztin. Bei ihrer Tätigkeit in Afrika habe sie regelmäßig erlebt, wie Kinder in Folge einer Maserninfektion sogar zu Tode kamen.

Neben den möglichen Folgen für die betroffenen Kinder selbst betont Barbara Middendorf-Brummel auch die Verantwortung, die sie für alle in ihrer Praxis behandelten Patienten trägt. „Ich muss auch dafür sorgen, dass Kinder mit einem geschwächten Immunsystem besonders geschützt werden und nicht in Kontakt mit Kranken kommen, für einige kann das einfach lebensbedrohlich sein“, macht sie deutlich.

Die Masernimpfung ist für Kinder vor dem Besuch der Kita bereits vorgeschrieben.
Die Masernimpfung ist für Kinder vor dem Besuch der Kita bereits vorgeschrieben. © picture alliance/dpa

Gespräche nicht immer einfach

Wenn sie mit Eltern zu tun hat, die vorgesehene Impfungen nicht durchführen, habe sie deswegen ein ganz schlechtes Gefühl. „Ich hatte auch schon vertretungsweise mit Eltern zu tun, die mir erzählten, dass ihre Kinder die Impfung gegen Masern/Mumps/Röteln nicht haben und trotzdem zur Schule gehen, vermutlich mit einem gefälschten Impfpass. Im Notfall behandele ich auch die selbstverständlich, aber dieses Wissen zu teilen, ist natürlich schwierig. Wenn die dauerhaft zu mir kommen wollten, würde ich ihnen wohl empfehlen, sich einen anderen Arzt zu suchen“, überlegt die Kinderärztin.

Fragen zu Impfungen gebe es in der Praxis grundsätzlich jeden Tag, das ist für Barbara Middendorf-Brummel aber nachvollziehbar und richtig. „Es gibt Aufklärungsarbeit zu leisten. Ich mache das sehr gerne und es liegt an uns Ärzten, das Vertrauen nicht zu verspielen“, fasst sie zusammen. Wenn der eine oder andere Elternteil eher auf alternative Fakten aus dem Internet vertraue, könne sich die Kommunikation im Einzelfall auch etwas schwieriger gestalten. „Dann kann man nach Sorgen und den Gründen dafür fragen, aber vieles hängt vom Vertrauen ab“, weiß die Medizinerin.

Konflikte sind aber natürlich nicht der Normalfall, in aller Regel laufen die Gespräche gut und vertrauensvoll ab, wie die Olfener Ärztin betont. Deshalb sei sie auch von der Anfrage dieser Redaktion zum Thema Impfungen zunächst überrascht gewesen. „Die meisten finden Impfungen sinnvoll“, unterstreicht sie. Bei Fragen gehe es eben darum, diese im Gespräch durch Informationen zu klären.