Olfen will große Waldfläche weiterentwickeln - jetzt aber ohne Rinder

© picture alliance/dpa/Nationalpark Bayerischer Wald

Olfen will große Waldfläche weiterentwickeln - jetzt aber ohne Rinder

rnNeuer Ansatz

Ein besonderes Waldprojekt in Olfen wird es nicht geben: Der Hutewald, in dem auch Rinder weiden sollten, ist aus Sicht der Stadtverwaltung nicht umsetzbar. Aber es gibt eine Alternative.

Olfen

, 01.10.2021, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer mal Ferien im Bayerischen Wald gemacht hat, kennt die Situation nur zu gut. Hier gibt es Jahrzehnte nach einer zwischenzeitlichen Total-Abholzung „völlig ungeordnete Wälder“. Es wird kein Holz geerntet. Und wenn Bäume im Sturm umstürzen, bleiben sie liegen. Die Zahl der Wanderwege ist stark begrenzt. Wer sich damit anfreunden kann, erlebt „Natur in ursprünglicher Form.“ Ähnliches ist jetzt auch in Olfen geplant. Als Nachfolgeidee zum Hutewald-Konzept.

Im Zuge der „Regionale 2016“ war geplant, Rinder in natürlichen Herden innerhalb großer Koppeln weiden zu lassen, so dass mit der Zeit Licht und Wärme an den Waldboden dringen. Am Ende sollten in der Nähe zum früheren Munitionsdepot naturnahe, lichte Waldformen entstehen. Doch bereits vor gut zwei Jahren war klar, dass es nicht dazu kommt. „Wir haben Abstand von dem Hutewald-Projekt genommen“, sagte Bürgermeister Wilhelm Sendermann. Ganz im Sinne der Forstbehörde.

„Hutewald, das ist eine Form der Waldwirtschaft, die zur Waldzerstörung führt“, sagte seinerzeit Hans-Peter Hochhäuser, Leiter des Regionalforstamtes Münsterland. Gleichzeitig wies er auf den hohen Aufwand und die hohen Kosten eines derartigen Projektes hin. Nicht zuletzt wären erhebliche Eingriffe in den Wald notwendig geworden. Vorgesehen war, ein Drittel der Bäume aus dem Wald zu nehmen. Dazu wird es auf der rund 100 Hektar großen Waldfläche nicht mehr kommen. „In Gesprächen mit dem Land Nordrhein-Westfalen ist das Konzept weiterentwickelt worden“, sagt Johanna Schomberg in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses der Stadt Olfen.

Traubenkirsche wächst schnell und breitet sich immer weiter aus

Eigentlich ist es aber keine Weiterentwicklung, sondern ein deutlich anderer Ansatz. Statt Freiflächen für Rinder zu schaffen, soll jetzt die forstwirtschaftliche Bewirtschaftung aufgegeben werden. „Der Wald wird sich selbst überlassen“, sagt Johanna Schomberg. Ruhe sei das Ziel. Um das zu erreichen, sollen auch Wege durch den Wald aufgegeben werden. Nicht die einzige Aufgabe. Im Sinne einer möglichst naturnahen Umgebung werden Gräben geschlossen, um eine Vernässung der Wälder zu erreichen.

Jetzt lesen

In einem Punkt sehen Stadt und andere Beteiligte aber ein Problem. Die Traubenkirsche, die sich ohnehin schnell vermehrt, hat sich zu sehr breit gemacht. Doch nicht Menschen sollen sie zurückschneiden. Als Ansatz steht im Raum, Ziegen in mobilen Gattern in den Wald zu bringen, damit sie ganz natürlich die Traubenkirsche zurückdrängen um damit die Waldqualität zu steigern. Bereits heute ist nach Aussage von Johanna Schomberg „die südliche Fläche ökologisch hochwertig.“ Die nördliche Fläche sei hingegen ökologisch minderwertig.

Nachdem in den vergangenen Jahren zwar das Hutewald-Konzept vorlag, in der Fläche aber praktisch nichts passiert ist, drängen Kommunalpolitik und Stadtverwaltung jetzt auf eine schnelle Umsetzung. Weil die Stadt Olfen aber die Waldflächen gefördert bekommen hat, ist nach Aussage von Bürgermeister Wilhelm Sendermann eine genaue Planung und anschließend ein Monitoring (Überwachung von Vorgängen) notwendig.

Politik und Stadtverwaltungen drücken jetzt aufs Tempo

Politik und Verwaltung sind sich aber einig, dass die Steveraue Vorbild für die Entwicklung der großen Waldflächen sein kann. Wo früher Mais geerntet wurde, grasen jetzt schon seit vielen Jahren Esel und Heckrinder. „Ganz nebenbei“ haben sich die mittlerweile ökologisch viel wertvolleren Flächen zu einem Anziehungspunkt für viele Olfener und Menschen aus den Nachbarorten entwickelt. Und wer weiß: Vielleicht genießen Bürger der Stadt und Gäste in wenigen Jahren den neuen „Urwald“, balancieren über umgefallene Bäume, betrachten das vielfältige Leben in Biotopen und genießen die herrliche Natur in Olfen.