„Die Schwachen liegen mir am Herzen“ Peter Friemel unterstützt Bauprojekt in Liberia

„Die Schwachen liegen mir am Herzen“: Peter Friemel unterstützt Bauprojekt in Afrika
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Die Zeiten, in denen Peter Friemel tausende Kilometer mit dem Fahrrad durch Europa tourte, sind vorbei. Die Knie machen nicht mehr mit. Statt tausend Kilometer durch ganz Europa sind es heute „nur“ noch sieben bis acht Kilometer in Lüdinghausen und Umgebung. „Wegen des Kreislaufs“, erklärt der 86-jährige Lüdinghäuser. Seit über 20 Jahren radelt der gläubige Katholik für soziale Projekte der Salesianer Don Boscos. Der katholische Männerorden gilt als einer der Pioniere der Jugendarbeit. Und Friemel unterstützt diese schon lange, fuhr mit dem Rad bereits nach Ungarn und Schweden, nach Russland und ins Baltikum.

Helfen will Friemel immer noch, auch ohne weite Reisen. Aktuell sammelt der frühere Olfener Gesamt- und Hauptschullehrer Spenden für den Bau einer Sportanlage im Zentralgefängnis von Monrovia, der Hauptstadt von Liberia. Allein aus Lüdinghausen sind rund 35.000 Euro an Spenden zusammengekommen.

„Das Gefängnis ist für 350 Menschen ausgelegt, aber 1.500 Menschen leben dort“, betont Friemel. „Die haben überhaupt keine Bewegungsmöglichkeiten, das ist eine Katastrophe.“ Die Sportanlage, die die Salesianer bauen, soll das ändern. Im Januar erfolgte der erste Spatenstich. „Ich träume davon, dass die Gefangenen endlich aus diesen Zellen herauskommen und sich bewegen können.“ Spätestens Pfingsten soll es so weit sein. Die Arbeiten an der „Papst-Franziskus-Arena“ – so der Name der Anlage, stehen kurz vor dem Abschluss.

Drei Männer mit Werkzeugen arbeiten in einem Gefängnis.
Im Januar 2024 erfolgte der erste Spatenstich für den neuen Sportplatz im Zentralgefängnis von Monrovia. © Lothar Wagner

Innerer Antrieb, Menschen zu helfen

Menschen zu helfen, das ist bei Friemel ein innerer Antrieb, sagt er. Vieles liegt in seiner eigenen Lebensgeschichte begründet. 1938 erblickte er im schlesischen Waldenburg das Licht der Welt. Ein Jahr später kam der Krieg. Die NS-Behörden ließen Friemels Familie kurz vor Kriegsende nach Thüringen evakuieren. Die Folgejahre seien besonders hart gewesen. „Wir haben gehungert und gefroren“, erinnert er sich. 1949 gründeten sich zwei deutsche Staaten. „Mein Vater war aus politischen Gründen nach Westdeutschland gegangen“, erzählt der Lüdinghäuser. Friemel floh schließlich einige Jahre später mit dem Rest seiner Familie „in einer Nacht-und-Nebel-Aktion“ nach Westberlin. Das war 1953.

Schon als Jugendlicher in der DDR hatte Friemel Kontakt zu den Salesianern Don Boscos. „Damals hatte mir ein Pfarrer von Giovanni Bosco erzählt“, erinnert er sich. „Ich war sofort begeistert“, ergänzt er mit Blick auf den italienischen Pfarrer, der im 19. Jahrhundert Straßenkindern half und als Gründungsvater des späteren Ordens gilt. Friemel nahm sich Bosco zum Vorbild.

Ein Herz für die Schwachen

Über Hessen kam er in den 1970er-Jahren ins Münsterland, studierte Lehramt und wurde Lehrer an der Hauptschule in Olfen. „Vor allem die schwachen Schüler lagen mir am Herzen“, erklärt er. „Um die habe ich mich besonders gekümmert.“ Schülern mit Schwierigkeiten griff er unter die Arme, besuchte sie zu Hause und half ihnen bei der Berufswahl. „Und zu einigen habe ich noch heute Kontakt.“

Bauarbeiten in einer Sporthalle.
Die Arbeiten an der neuen Sporthalle im Zentralgefängnis von Monrovia stehen kurz vor dem Abschluss. © Judith Weißbach

Viele der Projekte, die er früher unterstützte, hatte Friemel bei seinen Radtouren selbst besucht. Seine einzige Orientierung: Der Blick auf eine Deutschlandkarte vor Fahrtbeginn und ein paar Notizen, die er auf einen Zettel kritzelte. Friemel reiste etwa in soziale Brennpunkte in Litauen und Russland. „Und 2006 und 2008 war ich in Ostungarn, da hatten die Salesianer eine Schule gegründet, die arbeitslosen Jugendlichen beim Weg ins Berufsleben half“, erzählt er. Durch Friemels Spendenaktion konnte die Schule EDV-Geräte, Möbelstücke oder Turngeräte kaufen.

Eine Tour nach Liberia plant der 86-Jährige hingegen nicht. „Ich habe zwar 1975 eine Sambia-Reise mitgemacht, wo ich mich gegen Pocken impfen ließ“, erinnert er sich. „Allerdings habe ich die Pockenimpfung nicht vertragen. Mit diesen Erfahrungen möchte ich nicht nochmal nach Afrika.“

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Spendenkonto

Spenden für den Bau der Sportanlage in Liberia können an folgendes Konto überwiesen werden:

  • Konto der Don Bosco Mission Bonn: IBAN DE70 3706 0193 0022 3780 23
  • Verwendung: Danke Tour P. F. Br. Lothar SDB Monrovia / Liberia