
Putins Bomben zerstören gezielt die Strom- und Wärmeversorgung in der Ukraine. Dass sich die Menschen in dem vor knapp neun Monaten vom großen Nachbarn Russland überfallenen Land davon nicht unterkriegen lassen und weiter tapfer und erfolgreich für ihre Freiheit kämpfen, ist beeindruckend. Schließlich ist es auch die Freiheit des Westens. Das findet auch Olfens Bürgermeister Wilhelm Sendermann. Die Menschen in der Ukraine leisteten „Unglaubliches“, sagte er im Hauptausschuss. Er sagte aber auch etwas anderes: „Wir müssen von Flüchtlingen mehr verlangen dürfen als bislang.“
Eine Woche zuvor hatte Boris Palmer als Talk-Gast von Maybrit Illner diesen Satz Wort für Wort genauso gesagt. Der gerade mit absoluter Mehrheit wiedergewählte Oberbürgermeister von Tübingen ist umstritten wegen solcher polarisierender Aussagen. Offenbar kommen sie aber nicht nur am Neckar gut an, sondern auch an der Stever.
Bei einem übernommenen Satz blieb es nicht. Wie Palmer verwies auch Sendermann auf das hohe Leistungsniveau in Deutschland. Das lasse Geflüchtete, die bereits in anderen EU-Ländern Aufnahme gefunden haben, nach Deutschland strömen. Wenn diese Sekundärmigration nicht unterbunden werde, „gehen wir in Deutschland unter“.
Ein Land vor dem Untergang? Diese Wortwahl hat nichts mehr mit schonungslosem Realismus zu tun, der wünschenswert ist. Sie schürt Ängste. In Tübingen. In Olfen. In Deutschland. Und sie spielt den Falschen in die Hände: den Rechten vor der eigenen Haustür und Putin vor Europas Tür.