Neue Hebamme betreut Familien in Olfen „Wichtig, sich direkt nach positivem Test zu melden“

Neue Hebamme betreut Schwangere in Olfen: „Direkt nach positivem Test melden“
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Sie helfen bei Beschwerden in der Schwangerschaft, kontrollieren, ob das Neugeborene sich gut entwickelt, helfen beim Stillen und sind Ansprechpartnerinnen für alle möglichen Sorgen rund ums Thema Geburt: Hebammen. Schwangere haben einen Anspruch auf die Betreuung durch eine Hebamme, doch durch den Hebammenmangel müssen sie schnell sein, bevor die Kapazitäten vor Ort erschöpft sind. In Olfen verbessert jetzt eine zweite freiberufliche Hebamme das Angebot.

Julia Ickerodt verlagert ihren Arbeitsschwerpunkt ab Januar 2024 nach Olfen. Die 28-Jährige ist in der Stadt aufgewachsen und wohnt dort mit ihrer eigenen Familie - mit Mann und einer kleinen Tochter. Seit 2019 ist sie Hebamme. Direkt nach der Ausbildung hat sie mit zwei Kolleginnen in Dortmund die Hebammenpraxis Herzenswerk gegründet, die sie nun zum Jahresende verlassen wird. „Ich habe auch ein sehr schweres Herz, dass ich jetzt gehe“, sagt die Olfenerin. Schließlich sei die Praxis auch so etwas wie ihr Baby.

Doch die eigene Familie habe nun Vorrang. Die Anfahrt nach Dortmund schluckt täglich viel Zeit, die die freiberufliche Hebamme künftig lieber in Hausbesuche bei ihren Patientinnen stecken möchte. Den Arbeitsschwerpunkt zu verlagern, sei auch schwer, weil sie in Olfen beruflich noch unbekannt sei, sagt Julia Ickerodt. Aber sie blickt zuversichtlich auf den Wechsel und will in Olfen Fuß fassen: „Ich baue mir jetzt hier einen neuen Patientenstamm auf.“

Hebammen fehlen

Auch in Olfen gebe es einen Hebammenmangel. Das höre sie auch von den Kolleginnen in der Umgebung. Bislang ist Maria Voßschmidt aus Vinnum in Olfen tätig. Die Hebamme hat vor über einem Jahr die Praxis Wunderwerk Mensch an der Funnenkampstraße mit Heilpraktikern, Physiotherapeutinnen und einer weiteren Hebamme gegründet.

In Deutschland herrscht schon seit Jahren ein Mangel an Hebammen. Derzeit gibt es etwa 27.000 Hebammen in Deutschland. Seit Ende 2022 kann man nur noch per Studium Hebamme werden. Seitdem dieser Prozess vor zehn Jahren angestoßen wurde, habe die Ausbildung kontinuierlich einen größeren Zulauf erhalten, sagte die Präsidentin des Hebammenverbandes, Ulrike Geppert-Orthofer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Julia Ickerodt übernimmt die Betreuung von Schwangeren vor der Geburt, gibt Vorbereitungskurse und versorgt Neugeborene. Bei der Geburt im Krankenhaus ist die freiberufliche Hebamme nicht dabei.
Julia Ickerodt übernimmt die Betreuung von Schwangeren vor der Geburt, gibt Vorbereitungskurse und versorgt Neugeborene. Bei der Geburt im Krankenhaus ist die freiberufliche Hebamme nicht dabei. © Jessica Hauck

Trotzdem ist es noch immer schwierig, eine Hebamme für die Betreuung in der Schwangerschaft oder nach Geburt zu finden, sagt auch Julia Ickerodt. „Es ist wichtig, dass Schwangere sich direkt nach einem positiven Test melden“, sagt die Olfenerin. Sie sollen nicht erst den ersten Herzschlag im Ultraschall der Gynäkologin oder die kritischen ersten zwölf Schwangerschaftswochen abwarten.

Ein Anspruch auf Hebammenbetreuung bestehe direkt nach dem positiven Schwangerschaftstest, betont Ickerodt. Manch ein Paar geht sogar noch weiter, um sicherzugehen, dass ihre Wunsch-Hebamme sie betreuen kann. Sie bekomme auch manchmal Anfragen von Frauen, die sich vormerken lassen und ankündigen, dass sie ein Kind planen.

„Bin ein wissbegieriger Mensch“

„Ich bin ein sehr wissbegieriger Mensch“, sagt die 28-Jährige. Deshalb sei mit der bestandenen Ausbildung zur Hebamme für sie klar gewesen, immer weitere medizinische Weiterbildungen zu suchen. Seit 2021 ist sie auch Heilpraktikerin und hat im gleichen Jahr eine Ausbildung zur Osteopathin begonnen. Wenn sie diese Qualifikation erreicht hat, soll noch ein Schein für Akkupunktur folgen, verrät die Hebamme. Trotzdem wisse sie, wo die Grenzen ihrer Behandlung liegen. Dann schicke sie die Frauen und Babys weiter zu Frauenärzten, Kinderärzten oder Fachärzten. „Mir ist die Kooperation wichtig“, sagt Julia Ickerodt.

  • Kontakt zu Julia Ickerodt und Anfragen gibt es über ihre Webseite ickerodt.hebamio.de
  • Sechs Familien betreut sie im Schnitt pro Monat. Für Dezember 2023 hat sie noch freie Kapazitäten. Ab Januar 2024 betreut sie nur noch Familien in Olfen und näherer Umgebung.
  • Jeden letzten Freitag im Monat ist die Hebamme auch beim Kontaktcafé von Miteinander in Olfen (MiO). Dort berät sie Eltern mit Babys von 9 bis 11 Uhr im Leohaus.