Müllalarm an der Lippe in Datteln „Verbotene“ Hygieneartikel „zieren“ Ufer-Sträucher

Müllalarm an der Lippe: Verbotene Hygieneartikel „zieren“ Ufer-Sträucher
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Wer dieser Tage die schönen Spazierwege am Lippeufer im Grenzgebiet von Datteln und Olfen nutzt, entdeckt wenig Erfreuliches. An vielen Sträuchern im Uferbereich nahe der Rauschenburg hängen Unmengen von Hygieneartikeln, die sich nach dem letzten Hochwasser der Lippe dort verfangen haben. Aber wie kommt dieses Zeug dahin? Ilias Abawi, Sprecher des Lippeverbandes, hat auf Anfrage unserer Redaktion dafür eine simple Erklärung: Diejenigen, die in Datteln und Oer-Erkenschwick - beide Städte nutzen die Kläranlage am Dattelner Mühlenbach - Dinge in die Toilette werfen, die nicht dort hinein dürfen, sind dafür verantwortlich. Dazu gehören unter anderem Kosmetiktücher, Feuchttücher und feuchtes Toilettenpapier, Damenbinden, Slipeinlagen, Windeln, Pflaster oder Mullbinden. Ein Sammelsurium, das nach Hochwasser-Ereignissen immer wieder das Lippe-Ufer „ziert“.

Feuchttücher & Co. sinken nicht zu Boden

Der Verbandssprecher erklärt, wie es zu dieser Vermüllung kommt: Um die Kläranlage bei Starkregen zu entlasten, sind Regenwasserbehandlungsanlagen vorgeschaltet, die der Trennung von sauberem Regenwasser und schmutzigem Abwasser dienen. Das kann zum Beispiel ein sogenannter Stauraumkanal sein oder ein Überlaufbecken, von denen es mehrere in der Region gibt. Bei starken Niederschlägen wird das Mischwasser zunächst „angehalten“ und beruhigt. Dabei kommt das physikalische Gesetz der Schwerkraft zum Tragen: Die schwereren Schmutzsedimente setzen sich nach unten ab und können gedrosselt durch eine Ableitung in Bodennähe in den Abwasserkanal und anschließend zur Kläranlage transportiert werden.

Eine Kläranlage in Datteln
Ein Blick auf die Dattelner Kläranlage. Bis zu zehn Mio. Kubikmeter Abwasser aus den Städten Datteln und Oer-Erkenschwick werden hier pro Jahr gereinigt. Um die Anlage bei Starkregen zu entlasten, sind zum Beispiel Stauraumkanäle vorgeschaltet. © Uwe Wallkötter

So weit, so gut: Aber jetzt kommen die für die Toilette verbotenen Hygieneartikel ins Spiel: Das oben schwimmende, stark verdünnte und deshalb weitestgehend saubere und nicht klärpflichtige Regenwasser kann nach Erreichen einer bestimmten Menge und Höhe über eine sogenannte Entlastungsschwelle ins Gewässer „schwappen“. Das Problem aber ist, dass Feuchttücher & Co. im Gegensatz z.B. zu herkömmlichen Toilettenpapier eben nicht nach unten sinken, sondern oben schwimmen und deshalb mit dem Regenwasser ebenfalls in die Lippe gelangen. Wenn die Hochwasser führt, bleibt das Zeug dann in den Sträuchern am Ufer hängen. Alias Abawi sagt, dass zwar turnusmäßig Reinigungstrupps an der Lippe unterwegs sind. Aber es sei nur eine Frage der Zeit, bis es wieder so aussieht wie aktuell.

Ökologisch und ökonomisch sehr sinnvoll

Die vom Lippeverband errichteten Regenwasserbehandlungsanlagen sind in mehrfacher Hinsicht eine gute Sache, falls sich die Leute an die „WC-Spielregeln“ halten würden. Die Gewässer erhalten so weitestgehend sauberes Wasser, während die Abwasserkanäle und insbesondere die Kläranlagen entlastet werden. „Das ist nicht nur ökologisch äußerst sinnvoll, sondern auch ökonomisch – denn die Abwasserkanäle müssen nicht durchgängig übergroß dimensioniert werden, was die Baukosten erheblich senkt. Zudem gehört sauberes Regenwasser ins Gewässer und nicht in die Kläranlage, wo es unnötigerweise noch einmal für viel Geld gereinigt würde“, skizziert der Verbandssprecher, verbunden mit dem Appell, zum Beispiel die verbotenen Hygieneartikel im Hausmüll zu entsorgen, wo sie hingehören.