70 kleine Artisten haben sich eine Woche lang auf ihren großen Auftritt in der Manege des Mitmachzirkus „Manegetraum“ in Olfen vorbereitet. Wir waren dabei.
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Der Besuch in einer Zirkusmanege ist für ein Kind ein tolles Erlebnis. Doch wie anders ist es, plötzlich selbst dort zu stehen, um einen Artisten darzustellen? „Da rutscht schnell mal das Herz in die Hose“ sagt Ann-Katrin Bicklmaier. Sie ist die Zirkusdirektorin des „Manegetraum“ Mitmachzirkus, der zur Zeit an der Gesamtschule in Olfen seine Zelte aufgebaut hat.
Zusammen mit der Stadtranderholung St. Vitus Olfen gestaltet der Zirkus eine Woche für 70 Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren. Die fünf Familienmitglieder Bicklmaier, dazu einige Praktikanten sowie zwölf ehrenamtliche Helfer der Stadtranderholung kümmern sich um die jungen Artisten. Und das bereits zum dritten Mal in Folge.
Was am vergangenen Montag, 17. Juli, für so etliche Kinder mit großer Skepsis und wohl auch etwas Angst begonnen hat, hat sich zur Mitte der Woche zu einem munteren Zirkustreiben entwickelt.
In neun Teams aufgeteilt probt man eifrig, wofür man sich entschieden hatte. Da versuchen die Messerwerfer etwas verzweifelt die blitzenden Klingen so auf das Brett zu werfen, dass sie dort nicht nur abprallen, sondern stecken bleiben. Daneben ist der Gleichgewichtssinn gefordert, wenn man auf einem Brett steht, welches auf einer Rolle aufliegt. Ganz mutige Kinder sind in der Gruppe, die sich trauen, über eine Fläche mit Glasscherben zu laufen. Und einer traut sich sogar, wie ein Fakir sich mit bloßem Oberkörper auf das Scherbenbett zu legen. Und damit nicht genug, er bekommt auch noch ein Brett auf die Brust gelegt, das ein anderes Kind besteigt.
„Das traue ich mich nicht“
„Am Anfang der Woche habe ich immer wieder gehört, das kann ich nicht oder das traue ich mich nicht“, berichtet die Zirkusdirektorin. „Aber unsere Arbeit ist hier mehr pädagogischer Natur und soll den Kindern helfen, ihre Ängste zu überwinden und Selbstvertrauen zu entwickeln.“
Für diese Tätigkeit hat der Zirkusbetrieb sogar eine Zertifizierung von der Aufsichtsbehörde in Arnsberg. „Wir machen nichts mehr anderes als diesen Mitmachzirkus für Kinder“, erzählt sie. „Die einzigen Tiere, die es bei uns noch gibt, sind eine Hand voll Tauben, mit denen die Kinder lernen umzugehen.“ Mit ihrem Projekt sind sie nun schon seit 25 Jahren unterwegs und stehen für die Standorte dort mit unterschiedlichen Organisationen in Kontakt. „Ganz wichtig ist uns bei dieser Arbeit das uneingeschränkte Miteinander bei den Kindern. Bei uns kommt jeder zum Zuge, ob als Flüchtling oder im Rahmen von Inklusion. Unser Ziel ist es, bei den Kindern aus Schwächen Stärken zu machen. Wir wollen Brücken schaffen und viel Spaß vermitteln.“
Keine leichte Arbeit
Das alles ist aber für die Zirkusfamilie Bicklmaier keine leichte Arbeit. Sie müssen und machen alles selber, die notwendigen Fähigkeiten haben sie sich erarbeitet. Angefangen vom Zeltaufbau bis zu den notwendigen Reparaturen der Ausrüstung. Mit ihrem Betrieb sind sie viel unterwegs, aber neben der Reisetätigkeit braucht die Familie und die Zirkusausrüstung einen festen Ort, an den sie immer wieder zurückkehren kann.
Der ist seit einigen Jahren ein Gelände in Fröndenberg, auf dem sie dann in ihren Wohnwagen leben. Doch dieser Platz ist nun vakant und die Familie ist auf der Suche nach einer neuen Bleibe. „Wir suchen ein Grundstück, etwa in einem Gewerbegebiet, das je nach Ausrichtung 3000 bis 5000 Quadratmeter haben sollte. Dort wollen wir nicht nur unsere Sachen abstellen, sondern auch aktiv sein. Was für die betreffende Gemeinde auch von Vorteil sein könnte. Denn wir suchen immer junge Leute, nicht zum Aufbauen, sondern für die Mitarbeit an unseren sozialpädagogischen Projekten“.
Was bei dem laufenden Projekt in Olfen herauskommen wird, das können sich die Freunde und Angehörigen der teilnehmenden Kinder am kommenden Freitag (21.7.) ansehen. Zunächst bei der Generalprobe um 10.30 Uhr und dann bei der Vorstellung um 15.30 Uhr. Für das gut zweistündige Programm mit einer Pause von 20 Minuten kostet der Eintritt für Erwachsene 5 und für Kinder drei Euro.