Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle ist im Kreis Coesfeld leicht zurückgegangen (von 5850 auf 5760). Dennoch meinte Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr als Leiter der Kreispolizeibehörde bei der Vorstellung der Entwicklung für das abgelaufene Jahr 2024: „Das macht mich schon betroffen.“ Grund für diese Aussage des Landrats war die Zahl von 19 Unfalltoten im Kreisgebiet im zurückliegenden Jahr, das ist der höchste Wert seit 2008. Ein Jahr zuvor hatte der Wert noch bei 7 gelegen. Auch die Zahl der bei Unfällen schwer (von 128 auf 136) und leicht verletzten Personen (von 812 auf 826) hat leicht zugenommen.
Bei den 19 tödlichen Unfällen im Straßenverkehr (davon jeweils zwei aus Olfen und Ascheberg und einer aus Nordkirchen) fällt auf, dass 13 der Opfer auf zwei Rädern unterwegs waren. Vor allem der Anteil der Pedelec- (6) und Fahrradfahrer (4) macht deutlich, dass die Gefahr hier besonders lauert. „Wir werden hier einen besonderen Schwerpunkt setzen und Aufklärung leisten, aber es ist gar nicht so einfach, das breite Publikum zu erreichen“, führte der Landrat weiter aus.
Olfen kreisweit auf Platz zwei
Gerade in Olfen und Nordkirchen hat die Unfallhäufigkeit 2024 zugenommen. Besonders in der Schlossgemeinde liegt die Verunglücktenhäufigkeitszahl (Verunglückte pro 100.000 Einwohner) mit 379,72 mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr (163,43), damit aber immer noch unter dem Kreisdurchschnitt. In Olfen fällt die Zunahme zwar geringer aus (von 407,45 auf 481,28), damit hat die Stadt aber den zweithöchsten Wert im Kreis (nach Lüdinghausen mit 580,89). In Ascheberg steigt die Zahl auf niedrigem Niveau (von 297,05 auf 306,02).
Andre Niewöhner, stellvertretender Abteilungsleiter der Kreispolizei, betonte, dass gerade die schwersten Unfälle häufig Folge eines Überquerens von Landstraßen von einem Wirtschaftsweg aus seien. Durch die zunehmende Nutzung von E-Bikes und Pedelecs auch im fortgeschrittenen Alter werde die Gefahr nicht geringer: „Die eigene Routine und die Technik passen nicht immer zusammen.“ Umso wichtiger seien Fahrsicherheitstrainings vor dem Kauf eines neuen Pedelecs oder auch für Motorradfahrer zu Beginn der neuen Saison im Frühling. Erfreulich ist aus seiner Sicht der Anteil von Kindern als Unfallopfer von 90 auf 70, hier hätten auch Aufklärungsangebote in Schulen wie die Aktion „Crashkurs“ ihren Anteil.
Appell für den Helm
Detlef Lammers, Leiter Direktion Verkehr, informierte über weitere Auffälligkeiten bei den Unfallzahlen. So komme es verstärkt zu Unfällen mit E-Scootern und anderen elektronischen Kleinfahrzeugen. „Auch hier wird selten Helm getragen“, stellte er fest. 2020 hatte es im ganzen Jahr nur einen Unfall in dem Bereich gegeben, 2023 und 2024 liegt die Anzahl bereits bei 24 bzw. 23, daraus resultierten im abgelaufenen Jahr zwei schwere und 14 leichte Verletzungen. Zudem nimmt die Zahl der Unfallfluchten stetig zu und liegt 2024 bereits bei 1320. „Gerade auf Parkplätzen ist das häufig zu beobachten, auch bei Unfällen mit Personenschaden verlassen die Verursacher die Unfallstelle“, schilderte Detlef Lammers.
Um die Wirkung eines Unfalls mit und ohne Helm zu demonstrieren, hatte Rolf Gehring aus der Abteilung Verkehrssicherheit einen neuen Simulator mitgebracht, der bald bei Infoveranstaltungen zum Einsatz kam. Der Landrat löste mit einem Hammerschlag auf den Holzkopf eine Wirkung von 1500 Newton aus. Das entspricht der Wucht eines vollen Aufpralls bei 18 Stundenkilometern. Ohne Helm besteht die Gefahr eines schweren Schädel-Hirn-Traumas, mit dem Kopfschutz maximal eine schwere Gehirnerschütterung, konnte der Tester direkt nachvollziehen. Im Alltag liegt der Anteil der Helmträger aber in der Regel unter 30 Prozent. „Der Anteil der schweren Unfälle, bei denen kein Helm getragen wird, ist sehr groß“, stellt Detlef Lammers fest. Der Landrat würde gar die Möglichkeit begrüßen, eine Satzung auf Helmpflicht im Kreis einführen zu können, diese existiert aber bislang nicht.