Neue Kindergroßtagespflege in Olfen Mit Natur als Schwerpunkt werden neun U3-Kinder betreut

Neue Großtagespflege mit Schwerpunkt „Natur“: Betreuung von neun U3-Kindern
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Drei Kinder krabbeln an einem Dienstagmorgen während der Herbstferien auf dem Boden der Großtagespflege „Die halben Meter“ in Olfen. Außerhalb der Ferienzeit sind es bis zu neun Kinder. Obwohl Jennifer Tuppek und Berfin Körük ihre Großtagespflege erst Anfang Oktober eröffnet haben, sind sie mit ihren neun Plätzen für Kinder zwischen 0,5 bis drei Jahren schon voll ausgebucht. Da sie zu zweit arbeiten und Berfin Körük Heilerziehungspflegerin ist, dürfen sie als Großtagespflege auch Kinder mit Behinderungen zur Betreuung aufnehmen. Beide waren erstaunt darüber, wie schnell es doch ging. Mit ihrer Eröffnung direkt neben der Pferdepension reduzieren sie den Kitaplatzmangel in Olfen ein wenig.

Anfang des Jahres hatten insgesamt 57 U3- und Ü3-Kinder eine Absage für einen Kita-Platz in ihrer gewünschten Kita in Olfen erhalten. Mit neun Kitas kann die Stadt Olfen insgesamt 553 Kitaplätze anbieten. Dazu zählen auch schon die Plätze der im August eröffneten Kita „Steveraue“. Im März 2024 heißt es in einer öffentlichen Sitzungsvorlage des Stadtrates Olfen, dass neben den bereits vorhandenen Plätzen noch ein zusätzlicher Bedarf von insgesamt 43 Kitaplätzen bestehen würde, darin enthalten 19 Plätze für unter dreijährige Kinder. Eine Lücke, die Jennifer Tuppek und Berfin Körük mit ihrer Großtagespflege verkleinern wollen. „Seit unserer Idee zur Selbstständigkeit im Dezember 2023 wurden wir durchgehend sehr gut vom Kreis und Jugendamt unterstützt. Jeder sieht den hohen Bedarf in Olfen“, erklärt Jennifer Tuppek, ausgebildete Erzieherin.

Im Raum steht ein kleines Zelt. An der Wand sind Regale mit Spielzeugen und Büchern. Aus dem Fenster sieht man eine grüne Wiese.
Neben Büchern und einer Spielküche gibt es für die Kinder noch viel Weiteres zu entdecken. Ein aufgestelltes Zelt lädt zum Hineinkrabbeln ein. © Laura Sobczyk

Direkt an der Pferdepension Pennekamp

Jennifer Tuppek und Berfin Körük sind ein eingespieltes Team. Schon zuvor haben sie gemeinsam in einer Kita in Nordkirchen gearbeitet. Allerdings waren beide mit der dortigen Betreuungssituation unzufrieden. „Es war schon so, dass es zu viele U3-Kinder und zu wenig Erzieherinnen gab. Da musste sich ein Erzieher vielleicht um zehn Kinder gleichzeitig kümmern. Wir hatten das Gefühl, den Kindern dort nicht gerecht zu werden, und das wollten wir ändern“, erzählt Jennifer Tuppek. Dementsprechend groß war der Wunsch nach der Selbstständigkeit und einer eigenen Großtagespflege.

Als Berfin Körük mit den Verantwortlichen der Pferdepension Pennekamp ins Gespräch kam, wurde aus dem Wunsch Realität. „Ich habe mein Pony hier auf dem Hof stehen und kannte den Betreiber schon. Als wir miteinander gesprochen haben, bot er uns seine freistehenden Räumlichkeiten für unsere Großtagespflege an“, sagt Berfin Körük. Eine Großtagespflege muss nämlich im Gegensatz zu Tageseltern in einem angemieteten Raum arbeiten, also außerhalb der eigenen häuslichen vier Wände.

Konzeptschwerpunkt: Natur

Mitten im Grünen, zwischen Pferden und Gänsen, ist auch der Schwerpunkt für ihre Großtagespflege gefunden: Natur. „Uns war schnell klar, dass unser Schwerpunkt in unserem Konzept die Natur mit der Umwelt, dem Wald, den Landschaften und den Tieren sein wird. Deshalb schauen wir uns beispielsweise gemeinsam mit den Kindern die Pferde an“, erklären die beiden.

Besonders freuen sie sich darauf, wenn die Kinder nach der Eingewöhnung bald richtig angekommen sind. Dann können sie mit ihnen verschiedene Projekte starten. Sei es gemeinsames Basteln oder eine Bauernhof- oder Wald-Woche. „Das ist das Schöne. Eigentlich können alle Kinder alles mitmachen, man muss es nur richtig anpassen. Dadurch, dass wir zu zweit neun Kinder betreuen, können wir viel individueller auf sie und ihre Bedürfnisse eingehen. Natürlich werden die Kinder nicht mit einer Schere schneiden. Aber sie können zum Beispiel schon Sachen kleben“, sagt Jennifer Tuppek.

Während des Gesprächs mit der Redaktion, spielt einer der kleinen Jungen mit zwei Spielzeugtöpfen und erzeugt dabei sehr helle, laute Töne, die durch den Raum klingen. „Auch das ist schon lernen“, erklärt Jennifer Tuppek, „das sind Situationen, die Kinder zu Hause auf diese Weise oft nicht bekommen.“ Berfin Körük betont allerdings: „Die Kinder können alles mitmachen und sollen auch lernen zu spielen, aber es ist wichtig, dass sie hier zu keinen Leistungen gezwungen oder gedrängt werden.“

Ein Tisch mit sechs Hochstühlen und zwei Hockern. An der Wand hängen Bilder.
An einem großen weißen Tisch wird gemeinsam gefrühstückt und zu Mittag gegessen. Aktuell fehlen zur Einrichtung noch drei Hochstühle, die aber bald dazukommen. © Laura Sobczyk

Die vergangenen zehn Monate, von der Idee bis zur Eröffnung, seien für Berfin Körük und Jennifer Tuppek herausfordernd gewesen. „Es waren wirklich sehr viele Informationen, die wir uns zusammensuchen mussten. Glücklicherweise wurden wir vom Jugendamt unterstützt“, so Berfin Körük. „Jetzt kommt nach dem Start erst alles langsam zur Ruhe“, sagt Jennifer Tuppek. „Es ist definitiv mehr Arbeit, die wir jetzt haben, aber wir sind viel glücklicher und entspannter. Wir kommen jeden Tag mit einem guten Gefühl zur Arbeit“, ergänzt Berfin Körük.

Innerhalb der nächsten zwei Jahre müssen die zwei ausgebildeten Erzieherinnen noch 80 Stunden zusätzliche Kurse und Qualifikationen absolvieren. In denen geht es thematisch unter anderem um Arbeiten mit Eltern oder Finanzen.

Zukunftspläne: Weiterbildung

Für die Zukunft würden die beiden auch gerne eine Weiterbildung zur tiergestützten Therapie machen. So könnten die Kinder noch mehr von ihrer Umgebung profitieren. „Wir würden nicht mit den Kindern reiten. Aber alleine das Streicheln von Tieren kann helfen“, erklärt Berfin Körük. Auch schließen die beiden nicht aus, sich in ferner Zukunft eventuell zu erweitern. Für den Moment konzentrieren sich die Erzieherinnen aber darauf, die noch fehlenden Einrichtungsgegenstände zu bekommen und sich mit ihrer Großtagespflege „Die halben Meter“ einen Namen zu machen. Auch wenn sie aktuell voll besetzt sind, können Anmeldungen weiterhin per Mail an diehalbenmeter2024@gmail.com oder auf Instagram gemacht werden. Über das Jugendamt des Kreises Coesfeld können Interessierte ebenfalls in Kontakt mit der Kindertagespflege treten.

Jacken hängen. Ein Regal mit Boxen. An der Wand hängt ein schwarzes Brett als Wochenplaner.
Der Eingang ist bereits eingerichtet. Noch fehlen den Erzieherinnen einzelne, bestimmte Bücher oder der bereits bestellte Wickeltisch. Das wird in den nächsten Wochen folgen. © Laura Sobczyk