Eine Exkursion während ihres Biologiestudiums blieb Jana Papurcu besonders in Erinnerung. Die 31-Jährige reiste auf die Seychellen, um Korallenriffe zu kartieren. „Da habe ich gesehen, was der Klimawandel mit dem Riff macht.“ Ein Erlebnis, das ihr Interesse am Thema Umweltschutz förderte – und im April in der Stelle als Klimaschutzmanagerin der Stadt Olfen mündete.
Danach sah es vor wenigen Jahren noch nicht aus. Die Dattelnerin unterrichtete an einer Sekundarschule in Bochum Biologie und Chemie, ehe sich die Mutter von zwei Kindern nach ihrer Elternzeit umorientierte.
Auch in Olfen schaute sich Papurcu um, denn die Stadt war ihr wegen der Nähe zur Heimat nicht unbekannt: „Ich hatte schon in der Jugend viele Berührungspunkte mit Olfen. Ich hatte Freunde hier und meine Schwester ist in Olfen zur Schule gegangen.“ Und ergänzt schmunzelnd: „Allein schon durch den Karneval ist man als Dattelner nach Olfen abgewandert.“
Diesen Weg nimmt sie nun fast täglich auf sich. Ihre Arbeit im Rathaus sei aber etwas anders, als man sie sich vielleicht vorstellen mag, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht: „Die Projekte sind hier etwas praxisnaher.“ Konkret gehe es beispielsweise um die Umrüstung von Flutlichtanlagen auf Sportplätzen oder die Förderung von klimaschonender Mobilität. „Das geht aber immer in eine Richtung: für die Umwelt, für die Natur und für unsere Zukunft.“
Banale Dinge
Auch privat wird das Thema zusammen mit den Kindern gelebt: „Bei dem Zweijährigen natürlich noch nicht so, der Sechsjährige ist aber immer ganz interessiert und fragt ganz viel, wenn wir draußen sind.“
Ihr Ziel ist klar: „Ich finde es wichtig, Kindern von klein auf nahe zu bringen, wie wichtig unsere Wälder sind und dass man schon bei Kleinigkeiten anfängt.“ Heißt: Das Wasser müsse beim Zähneputzen nicht weiterlaufen und das Licht kann beim Verlassen des Raumes ausgemacht werden. „Das sind ja ganz banale Dinge. Ich versuche, das immer irgendwie einzubauen“, so Papurcu.
Dabei macht sie kein Geheimnis daraus, dass ihre Kinder hier Einfluss auf ihr Handeln nehmen. „Da hat man auch eine ganz andere Motivation.“ Nämlich, das nicht nur für sich selbst zu tun, sondern auch für spätere Generationen.
„Kann Sorgen nachvollziehen“
Für Menschen, die wegen der Klimakrise besorgt in die Zukunft ihrer Kinder blicken, hat die 31-Jährige aber Verständnis. „Ich kann die Ängste und Sorgen total nachvollziehen“, sagt Papurcu auch mit Blick auf Krieg und Energiekrise. „Das sind so Themen, bei denen man sich natürlich Gedanken macht. Trotz alledem sollte das eine noch größere Motivation sein, es jetzt anzupacken und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Das wäre nicht der richtige Weg“, ist Papurcu überzeugt.
Nicht nur als Mutter, auch als Klimaschutzmanagerin glaubt Jana Papurcu, etwas bewegen zu können. „Ich muss da auch dran glauben. Wenn man das Gefühl hat, dass die Arbeit etwas bringt, dann steckt man da auch mehr Energie hinein.“
Neben den modernen und stromsparenden Flutlichtanlagen am Steversportpark und in Vinnum sind das Ergebnis der Klimaschutz-Arbeit der Verwaltung unter anderem mehrere Ladesäulen für E-Autos. Bald sollen Garagen für Lastenfahrräder folgen – als Vorbild dient hier die Gemeinde Nordkirchen mit ihrem Verleih-Angebot. „Das gefällt uns total gut, wie das da mit dem Verleih der Räder läuft“, so die Klimaschutzmanagerin.

Mit Windkraft weit vorn
Das sei aber nur ein kleiner Teil der Maßnahmen, die von der Stadt erarbeitet werden. „Es sind immer ganz viele Sachen, die natürlich auch nicht von heute auf morgen gelöst werden können.“
Dabei habe Papurcu bei ihrem Dienstantritt im April längst nicht bei Null anfangen müssen. Immerhin gibt es das Klimaschutzkonzept, dessen Fortschreibung im Dezember vom Rat beschlossen werden soll, bereits seit 2015 – wenig später dann auch die Stelle des Klimaschutzmanagers. „Olfen ist schon ziemlich weit vorn beim Klimaschutz“, glaubt Papurcu. Beispielhaft nennt sie die zwei Windkraftanlagen auf dem Gebiet der Stadt, die rechnerisch den Strombedarf in Olfen decken können. „Das ist für eine kleine Stadt wie Olfen schon bemerkenswert.“
In der Stadtverwaltung sieht sich Jana Papurcu glücklicherweise nicht allein: „Der Klimaschutz liegt nicht nur bei mir, sondern ist bei den Projekten im Hintergrund immer mit dabei. Es wird immer abgewogen und geschaut, was man für den Klimaschutz tun kann.“
Infos und Beratung
Potenzial sieht Papurcu noch bei der Freiflächenfotovoltaik, die beispielsweise über landwirtschaftlich genutzten Flächen installiert werden könnte. Von den Vorteilen solcher Systeme konnte sich die Klimaschutzmanagerin andernorts bereits überzeugen. Ihr Fazit dazu: „Das würde ich in Olfen auch gerne sehen.“
Für die Bürgerinnen und Bürger möchte Papurcu ansprechbar sein, denn: „Oft gibt es Ideen, die wir selbst noch nicht auf dem Schirm hatten. Ich freue mich über Leute, die sich Gedanken machen und das dann mit mir teilen“, sagt die Klimaschutzmanagerin. Sie stellte bereits früh fest: „Die Leute gehen mit offenen Augen durch Olfen.“
Fragen aus der Bürgerschaft, die Papurcu nicht immer direkt beantworten könne, versuche sie durch Informationen sowie Hinweisen zu Beratungsangeboten auf der Internetseite der Stadt zu begegnen.
Auch, wenn das Thema Klimaschutz weltweit zwar erst sehr spät angegangen worden sei, ist sich Jana Papurcu sicher: Es ist noch nicht zu spät. Sie will anpacken: „Da müssen wir jetzt halt doppelt so viel arbeiten, um die Kurve zu kriegen.“