„Normale“ Hobby-Sportler dürften wohl ungläubig mit dem Kopf schütteln, wenn der gebürtige Dattelner Niklas Keil, der seit Oktober in Olfen wohnt, ihnen erzählt, welche Disziplinen er bei seiner Sportart bewältigen muss: 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer laufen, und zwar nicht in einer Woche, sondern in einigen Stunden. Niklas Keil ist Triathlet und will 2026 seinen Lebenstraum erfüllen: Einmal beim Iron Man auf Hawaii starten. Dort findet die Weltmeisterschaft auf der Triathlon-Langdistanz statt. Der Iron Man auf Hawaii hat seit langem einen unglaublichen Mythos in der Sportlerwelt. Und diesen Mythos erleben, darauf bereitet sich Niklas Keil seit längerem vor und muss bei seinem täglichen Training oft an seine Leistungsgrenzen gehen. Denn der Iron Man auf Hawaii ist quasi die Königsdisziplin im Triathlon. Entsprechend hoch sind die Anforderungen.
Niklas Keil und seine Frau Anika sind mit Sohnemann Louis (2) vor einigen Monaten nach Olfen gezogen, haben ein Haus zur Miete im Wohngebiet Ächterheide 1 gefunden. „In Datteln gab es leider kein entsprechendes Angebot“, sagt Keil, der wie seine Frau in Datteln groß geworden ist. Sie wären gerne in der Kanalstadt geblieben.
Bei Feuerwehr-Marathon springt der Funke über
Wie kommt man dazu, sich eine solche „Mörder-Sportart“ auszusuchen? Das hat was mit seinem Beruf zu tun. „Während der Ausbildung zum Brandmeister gab es eine Marathonstaffel bei der Feuerwehr“, erzählt der 32-Jährige, der seit 2015 hauptamtlich bei der Dattelner Feuerwehr arbeitet. „Das hat mir Spaß gemacht“, sagt der Extremsportler, der sich immer schon gerne sportlich betätigt hat. Allerdings früher in üblichen Sphären wie Badminton oder Volleyball. Niklas merkt aber schnell, nur Laufen, das ist zu langweilig. „Ich hatte noch ein altes, klappriges Rennrad im Keller“, lacht der 32-Jährige. Die Idee für den Triathlon war geboren.
„Ankommen war das Ziel“
2016 meldet er sich dann für den ersten Triathlon an, den City-Triathlon in Frankfurt. Ein halbes Jahr Vorbereitung braucht er dafür. Allerdings geht er dort zunächst über die sogenannte Olympische Distanz: „nur“ 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen. Sein Vorteil, während der Ausbildung zum Brandmeister musste er ohnehin viel laufen und schwimmen. Er räumt freimütig ein, dass er allerdings beim Training fürs Radfahren mit so manchem Mörder-Muskelkater vom Rad gestiegen ist. Welchen Platz er bei seinem ersten Triathlon erreicht hat, weiß er nicht mehr. „Ankommen war das Ziel“, sagt Keil augenzwinkernd.

2019 macht er dann den nächsten Schritt, er absolviert seinen ersten Iron Man in Frankfurt, also die Langdistanz, gleichzeitig die Europameisterschaft, die wechselnd in Hamburg und Frankfurt ausgetragen wird. Dann kommt Corona und damit eine Wettkampfzwangspause. Danach tritt er dreimal beim Iron Man 70.3 in Duisburg an, der geht über die Hälfte der Langdistanz. „Es wurde von Jahr zu Jahr besser.“ Was auch daran liegt, dass er inzwischen einen Trainer hat. „Ohne einen externen Trainer ist so ein Ziel wie der Iron Man auf Hawaii eigentlich nur schwer zu schaffen“, sagt Niklas Keil. 2023 nimmt er am Iron Man Hamburg teil und war „gut unterwegs“. Der Trainer gibt ihm die Einheiten vor, auch das Thema richtige Ernährung spielt eine große Rolle. „Ich bin Vegetarier“, sagt er. Viele Kohlenhydrate und Eiweiß sowie viel Obst und Gemüse nimmt er zu sich.

Aktuell trainiert er zwölf bis 18 Stunden in der Woche für seinen Traum Hawaii. In anderen Zahlen ausgedrückt: 6 bis 10 Kilometer Schwimmen, 150 bis 250 Kilometer Radfahren und 30 bis 60 Kilometer Laufen - pro Woche. Und was sagt Ehefrau Anika dazu? „Meine Frau unterstützt das. Das geht natürlich nur mit viel Absprache. Ich habe den Luxus, dass ich bei der Feuerwehr im Schichtdienst arbeite. Da kann ich den Tag gut strukturieren.“ Heißt, zum Beispiel schwimmen gehen, wenn Knirps Louis gerade Mittagsschlaf hält. „Der Job spielt mir bei meinem Sport in die Karten. Sonst hätte ich von meiner Frau schon längst die Rote Karte gesehen“, lacht der Neu-Olfener.
Qualifikation ist kein Zuckerschlecken
Für den Iron Man auf Hawaii kann man sich allerdings nicht mal ebenso anmelden. Man muss sich für diese Weltmeisterschaft qualifizieren. Und das ist nicht gerade ein Zuckerschlecken. „Ich starte in der Altersklasse 30 bis 35 Jahre. Um sich für Hawaii zu qualifizieren, muss man im Vorfeld bei einem Iron Man unter die Top Ten kommen“, erklärt Niklas Keil. Seine letzte Zeit bei einem Iron Man war gut zehn Stunden. Um sich sicher zu qualifizieren, muss die Zeit auf neun Stunden, maximal 9 Stunden 15 Minuten gedrückt werden. Es wartet also noch viel Arbeit auf den Extremsportler. Der übrigens bei einer Größe von 1,83 Metern knapp 70 Kilogramm auf die Waage bringt. Beim Body-Maß-Index (BMI) dürfte er also keine Sorgen haben. „Fast ein bisschen zu schmal“, sagt der 32-Jährige kritisch. Eher ein Luxusproblem für Otto-Normal-Sportler.
1400 Dollar Anmeldegebühr für Hawaii
Sein Fahrplan für 2026 steht jedenfalls. 2025 will er im Sommer beim Iron Man in Barcelona angreifen und die Quali in trockene Tücher bringen. Wenn es nicht klappt, bleibt ihm im Sommer 2026 noch ein deutscher Iron Man in Frankfurt oder Hamburg, um seinen Traum zu erfüllen. Ein Traum übrigens, der sehr kostspielig ist. Allein die Anmeldegebühr für Hawaii liegt bei 1400 Dollar, sagt Keil. Er schätzt die Reisekosten auf den US-Insel-Staat auf rund 10.000 Dollar. Denn Ehefrau Anika und Sohn Louis sollen, wenn es eben geht, mitkommen, wenn Papa Niklas auf Hawaii auf die Piste geht. Deshalb hat Niklas Keil inzwischen auch zwei Sponsoren, die ihn unterstützen. Ist das das ganze Geld wert? „Man lebt nur einmal und ich möchte das Beste daraus machen. Ich habe mit Triathlon meine Leidenschaft gefunden. Warum soll ich nicht versuchen, meinen Traum zu realisieren“, gibt Niklas Keil einen kleinen Einblick in sein Seelenleben.

Natürlich hat Niklas Keil sich schon des Öfteren gefragt, warum mache ich das überhaupt? „Im Wettkampf geht das im Kopf rauf und runter, wenn die Beine weh tun. Aber der Gedanke verschwindet wieder, wenn es durch das Ziel geht. Dann verdrücke ich auch schon mal eine Träne.“ Der verdiente Lohn eben für viel Schinderei. Und nach Hawaii, ist dann Ende mit Triathlon? „Das hat mich meine Frau auch schon gefragt“, lacht der Sportler. Das kann er aktuell noch nicht sagen. Aber ein nächstes Ziel schwingt im Hinterkopf dennoch schon leise mit. „Es gibt eine Feuerwehr-Landesmeisterschaft über die Langdistanz. Ich würde mich freuen, wenn ich da für die Feuerwehr Datteln laufen dürfte.“ Aber erst einmal wartet Hawaii.
Hinweis der Redaktion: Ursprünglich wurde dieser Artikel am 24. Januar veröffentlicht.
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