Grünes Licht für ein Großprojekt in der Nachbarschaft: Der Stadtrat in Datteln beschloss im Juni den Bebauungsplan für den ersten Bauabschnitt des seit Jahrzehnten geplanten Industriegebietes „newPark“. Das Vorhaben wird auch Einfluss auf Olfen nehmen. Welche Rolle spielt dabei die geplante Erneuerung der Lippebrücke in Vinnum?
Auf 290 Hektar soll – 500 Meter von der Olfener Stadtgrenze entfernt – das größte Industrie- und Gewerbeareal im Ruhrgebiet und Westfalen entstehen. Damit einher gehen soll die Schaffung von bis zu 9000 Arbeitsplätzen. Die Stadt Olfen rechnet nicht nur mit zusätzlichen Aufträgen für die lokalen Unternehmen. Auch die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt oder die nach Baugrundstücken könnte durch die neue Fläche in Datteln steigen. Eines droht künftig zum Problem zu werden: der Verkehr.
Über 7000 Fahrten an einem Tag
Im Ergebnisbericht zu einer Verkehrsuntersuchung, der im Juli 2021 von der Stadt Datteln veröffentlicht wurde, wird prognostiziert: „Die Realisierung eines ersten Bauabschnitts des newPark erzeugt rund 7100 neue Kfz-Fahrten in 24 Stunden, die im Umfeld des Vorhabens zu Mehrbelastungen auf den Straßen führen.“ Die Verkehre würden sich gleichmäßig in Richtung Datteln, Waltrop, Lünen, Selm und Olfen verteilen, sagen die beauftragten Ingenieure voraus.
Die Planer gingen in ihrer Rechnung von 3000 Beschäftigten aus. „Unter Berücksichtigung von Beschäftigten- und Kundenverkehr ergeben sich daraus für den newPark pro Werktag circa 5500 Pkw-Fahrten und circa 1650 Lkw-Fahrten“, lautet die Schätzung.
2200 zusätzliche Fahrzeuge
Die Olfener Stadtverwaltung forderte bereits in einer Beteiligung im Jahr 2017, „dass die verkehrliche Mehrbelastung in Olfen und insbesondere im Ortsteil Vinnum auf ein Mindestmaß beschränkt bleibt“.
2200 zusätzliche Autos und Lastwagen könnten im Jahr 2030 die Lippebrücke überqueren, so die Prognose. Die Flussquerung muss allerdings zuvor noch einem Neubau weichen – der Weg über die Lippe muss über ein Jahr gesperrt werden.
Wann das genau sein wird, steht aktuell noch nicht fest. Wann der erste Verkehr in Richtung newPark rollt, allerdings auch nicht. Zuerst muss das Areal erschlossen werden, also Straßen und Kanäle gebaut sowie die Entwässerung sichergestellt werden. „Das dauert noch mindestens zwei Jahre“, schätzt Geschäftsführer Andreas Täuber – wenn alles glatt laufe. Im kommenden Jahr sollen die Erschließungsarbeiten beginnen.
Sperrung nicht relevant
Täuber rechnet daher nicht damit, dass die Sperrung der Brücke für das Projekt relevant sein wird. Überhaupt sei die Verbindung in Richtung Vinnum nicht von allzu großer Bedeutung. Im ersten Bauabschnitt Wichtig sei der Bau der Ortsumgehung Datteln in Form der Bundesstraße 474n. „Der zweite Bauabschnitt funktioniert dann nur mit der B474n in Waltrop“, so Täuber.

Im Ergebnisbericht der Verkehrsuntersuchung wird damit gerechnet, dass durch das newPark-Industriegebiet im Jahr 2030 etwa 200 Fahrzeuge zusätzlich den Weg durch Olfen wählen, durch Vinnum sollen geschätzt 300 Kfz rollen – je 150 in Richtung Süden und Norden.
Wirtschafts- und Notrettungsweg
Die Stadt Olfen wünschte sich in ihrer Stellungnahme, „dass insbesondere der Verkehr in nördlicher Richtung über die B474n beziehungsweise die B235, welche verkehrstechnisch leistungsfähig und im Hinblick auf Schall- und Schadstoffemissionen unempfindlich sind, abgewickelt wird“. Dafür müsse sichergestellt sein, dass Fahrwege durch Vinnum hindurch keinen Zeitvorteil gegenüber dieser Verbindung bringen.
Um das sicherzustellen, regte die Stadtverwaltung an, auf eine zweite Anbindung des Industriegebietes auf Höhe der Vinnumer Straße in Richtung Lippebrücke zu verzichten.

Dem will die Stadt Datteln allerdings nicht folgen: „Mit dem ersten Bauabschnitt erfolgt lediglich eine Anbindung des Plangebietes im Westen über einen auszubauenden Kreisverkehrsplatz an die Markfelder Straße.“ Die Anbindung im Osten diene lediglich als Wirtschafts- sowie Notrettungsweg und stehe dem allgemeinen Verkehr nicht zur Verfügung. „Erst mit dem zweiten Bauabschnitt ist auch eine Anbindung im Osten des Plangebietes an die Markfelder Straße vorgesehen“ – und damit auch in Richtung Vinnum.
Beteiligung von drei Prozent
Insgesamt stellen die Projektplaner fest, dass im betrachteten Straßennetz an verschiedenen Knotenpunkten im weiteren Umfeld zur Bewältigung der zukünftig zu erwartenden Verkehrsbelastungen bauliche Maßnahmen erforderlich werden. „Diese sind allerdings unabhängig davon, ob der newPark verwirklicht wird oder nicht. Der erste Bauabschnitt sorgt darüber hinaus an keinem der betrachteten Knotenpunkte für zusätzlichen Ausbaubedarf.“
Die Stadt Olfen verspricht sich von dem Mammut-Projekt nicht nur einen wichtigen Impuls für die heimische Wirtschaft. Auch die Stadtkasse dürfte langfristig von dem Projekt profitieren. Als Mitgesellschafterin der newPark Planungs- und Entwicklungsgesellschaft hat die Stadt künftig Anspruch auf einen Teil der Gewerbesteuereinnahmen. Für eine Beteiligung von drei Prozent zahlt die Verwaltung aktuell jährlich 3100 Euro an die Gesellschaft.
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