Hausaufgaben dank Künstlicher Intelligenz „Das ist qualitativ eine neue Ebene“

Künstliche Intelligenz erreicht Schulen: „Qualitativ eine neue Ebene“
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Gedichte schreiben, Textanalysen erstellen oder ganze Aufsätze verfassen kann eine Künstliche Intelligenz (KI), die aktuell in aller Munde ist. Das Programm „ChatGPT“ erledigt selbstständig Aufgaben, die Befehle dazu werden einfach als Chat-Nachricht an das Programm geschickt. Wie reagieren die Schulen darauf?

„Das ist schon ein Thema im Kollegium“, berichtet Schulleiter Ulrich Vomhof von der Gesamtschule in Nordkirchen. Aktuell sieht er durch die neue Technologie aber noch keinen Handlungsbedarf für die Schule. „Das kommt aber noch auf uns zu.“ Er ist überzeugt: „Es wäre naiv, die KI nicht zu nutzen, da wo es sinnvoll ist.“

Heißt: Die Schülerinnen und Schüler sollten im Unterricht auf diesen technologischen Fortschritt vorbereitet werden. Hier will Vomhof keinen Alleingang wagen, sondern hofft auf ein Signal des Schulministeriums.

„Qualitativ eine neue Ebene“

Dass die Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben teilweise bereits jetzt von einem Computer erledigen lassen könnten, besorgt den Schulleiter nicht. „Bei Hausaufgaben finde ich das unspektakulär“, so Vomhof. Die Möglichkeiten für Schummeleien gebe es es schon lange, aber „das ist qualitativ eine neue Ebene“.

Was bei den Facharbeiten in der Oberstufe künftig schon ein größeres Problem darstellen könnte. „Da gibt es aber bereits jetzt die Möglichkeit zu plagiieren“, merkt Ulrich Vomhof an – zum Beispiel durch Nutzung von Textpassagen aus dem Internet, ohne die Quelle dafür anzugeben. Um solche Täuschungsversuche zu entdecken, nutze die Schule eine Computer-Software, die Facharbeiten darauf überprüft.

Ulrich Vomhof an seinem Schreibtisch
Schulleiter Ulrich Vomhof sieht die Entwicklungen um KI gelassen. © Sylvia vom Hofe (Archiv)

Weil KI wie ChatGPT jedoch eigene Texte formulieren kann, könnte es einfacher werden, mit Plagiaten durchzukommen. „Das wird man dann vermutlich nicht merken“, glaubt Vomhof. Das werde aber eher an den Universitäten zum Problem, wo regelmäßig Haus- und Facharbeiten eingereicht werden müssten, die einen größeren Teil der Benotung ausmachen.

Herausforderung und Chance

Die neue Technologie rund um die KI sieht Jerome Biehle von der Gesamtschule in Olfen als Herausforderung und Chance zugleich. „Es besteht die Chance, die Schüler hier zu selbstständigen Menschen heranzubilden.“

Biehle sieht seine Schule durch den Medienkompetenzrahmen NRW gut aufgestellt im Hinblick auf Künstliche Intelligenz. So werden im Unterricht unter anderem die Kompetenzen „Informieren und Recherchieren“ sowie „Analysieren und Reflektieren“ vermittelt, was auch bei der Nutzung von KI hilfreich sein kann.

„Ich baue stark darauf, dass wir Schüler darauf sensibilisieren“, so Biehle. „Ein defizitorientierter Blick bringt uns nicht weiter“, denn wie sein Kollege aus Nordkirchen weiß Biehle, dass Schummeleien schon immer ein Thema in den Schulen waren: „Früher hat man von jemandem abgeschrieben – heute gibt es andere Möglichkeiten.“

Lehrer kennen Schüler

Bei Prüfungen ist der Einsatz technologischer Hilfen jedoch ohnehin eingeschränkt: Die werden noch immer klassisch mit Stift und Papier geschrieben. Handys und Smartwatches müssen während der Prüfung abgegeben werden.

Bei Hausaufgaben setzt Biehle auf die Erfahrung seiner Lehrkräfte: „Die Lehrer sind Profis, sie kennen ihre Schüler.“ Sie wüssten, wie sich ihre Schützlinge üblicherweise ausdrücken – und hakten nach, wenn ihnen etwas komisch vorkäme.

Daher wirbt Biehle allgemein dafür: „Wir müssen Herausforderungen als Potentiale erkennen.“ Bestehendes werde in Frage gestellt, die Schüler und Schüler müssten dazu befähigt werden, selbständig einzuschätzen, wie ihnen künstliche Intelligenz tatsächlich helfen kann. Denn auch hier gehe es um das Lernen fürs Leben.

Amtskollege Ulrich Vomhof glaubt derweil nicht, dass seine Schülerinnen und Schüler bereits Gebrauch von KI zur Erledigung von Aufgaben machen, „und wenn, dann haben sie es gut gemacht“.