Der Kühlturm eines Atomkraftwerks wirft weißen Wasserdampf aus, daneben abgebildet ist Ralf Wozniak, Sprecher der Grünen in Olfen.

Grünen-Sprecher Ralf Wozniak lehnt die Forderungen zur Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ab. Er nennt Alternativen dazu. © dpa/Grüne Olfen

Grüne in Olfen zu AKW-Forderungen: „Gefährlich und unverantwortlich“

rnEnergiekrise

Wegen der Gaskrise werden Forderungen zur Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke laut. Die Grünen in Olfen lehnen das ab – und haben für die Stadt alternative Pläne parat.

Olfen

, 17.08.2022, 08:35 Uhr / Lesedauer: 3 min

Eigentlich war es beschlossene Sache: Bis Ende 2022 sollten die letzten Atomkraftwerke in Deutschland ihren Betrieb einstellen. Die Gaskrise sorgt aber mittlerweile für ein Umdenken – vor allem aus CDU und FDP werden schon länger Forderungen laut, die Laufzeiten der AKW zu verlängern, um die Energieversorgung über den Winter sicherzustellen. Die Grünen in Olfen haben eine klare Meinung zu den Forderungen.

„Wir sind kategorisch gegen eine Laufzeitverlängerung, auch im Streckbetrieb“, sagt Ralf Wozniak, Sprecher der Grünen in Olfen. Atomkraftwerke seien nicht die Antwort auf die derzeitige Gaskrise. „Lediglich etwa ein Prozent des Gases wird derzeit zur Stromproduktion genutzt, und vieles davon nach Frankreich exportiert, da dort ein Großteil der Atomkraftwerke nicht läuft“, so Wozniak.

Sicherheitsüberprüfungen fehlen

„Um Stromlastspitzen abzufedern sind AKW zudem ungeeignet, können also nicht flexibel eingesetzt werden.“ Sie würden nach Ansicht der Partei immer nachhaltige Energie, wie zum Beispiel Windkraft, aus dem Strommarkt drängen, was völlig kontraproduktiv sei.

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Technisch sei ein Betrieb sicherlich möglich, „praktisch aber ohne Wirkung, zudem gefährlich und unverantwortlich, weil Sicherheitsüberprüfungen seit Jahren vor dem Hintergrund der Abschaltung Ende 2022 nicht mehr durchgeführt wurden.“ Darüber hinaus sei ein Betrieb völlig überteuert und unrentabel.“, merkt Wozniak an.

Seine Einschätzung: „Die Debatte, angefeuert von CDU und FDP, ist völlig an den Realitäten vorbei, ein populistisches Versprechen einer einfachen Lösung sowie ein parteipolitisches Ablenkungsmanöver, um eigene Unzulänglichkeiten und die Verantwortung für eine verfehlte Energiepolitik der letzten Jahrzehnten nicht übernehmen zu müssen.“

Maßnahmen von Stadt und Bürgern

Beim Gasverbrauch könne dagegen ein Vielfaches durch einfache Sparmaßnahmen erreicht werden, sind die Grünen überzeugt. Als eine mögliche Maßnahme sieht Grünen-Sprecher Wozniak eine konsequente Homeoffice-Regelung in den städtischen Bereichen sowie eine Absenkung der Temperaturen im Schwimmbad.

Veranstaltungen, etwa im Bürgerhaus und an anderen Veranstaltungsörtlichkeiten der Stadt, sollten minimiert werden. Weitere Maßnahmen: „Beleuchtungsintervall der Straßenbeleuchtung verkürzen, städtische Gebäude auf Stromverzehrer prüfen, dazu Lastdiagramme erstellen und Anpassungsmaßnahmen durchführen.“

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Des Weiteren könnten die Bediensteten für energieeffizienten Umgang mit Strom, Benzin und Gas sensibilisiert werden, glaubt Wozniak. Das ginge durch Schulungen oder kleine Wettbewerbe. Zudem sollten Fahrgemeinschaften gefördert werden.

Produktionsausfälle nicht völlig vermeidbar

Auch für die Bürgerinnen und Bürger haben die Grünen in Olfen zahlreiche Tipps: „Die Privathaushalte sollen im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Sparempfehlung der Bundesregierung befolgen, also unter anderem Raumtemperatur im Wohnbereich im Winter auf circa 20 Grad absenken, vermehrt öffentliche Verkehrsmittel nutzen, Warmwasserbereitung bedarfsgerecht steuern und anpassen.“

Wenig frequentierte Räume könnten nur noch rudimentär bis gar nicht beheizt werden, meint Ralf Wozniak. Kältebrücken könnten identifiziert und beseitigt werden.

„Die Industrie muss ebenfalls ihren starken Beitrag leisten, die meisten Sparmaßnahmen können auch von Betrieben durchgeführt werden“, ist sich Ralf Wozniak sicher. Die Klimaanlagen in Geschäftsräume könnten heruntergeregelt werden, im Winter dann die Heizungen beispielsweise in den Produktionsbereichen.

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Falls es tatsächlich zu einem Gasmangel kommen sollte, ließen sich Produktionsausfälle zwar nicht völlig vermeiden. „Derzeit gehen wir aufgrund der angelaufenen Maßnahmen aber noch nicht davon aus“, so Wozniak.

Energiesparendes Bauen

Für eine schnelle Energiewende vor Ort teilt Ralf Wozniak folgende Ideen mit: „Mehr Windkraft bürgernah installieren, Bio-Gasanlagen in Olfen an ein Nahwärmenetz anschließen und Gebäude damit beheizen sowie Gas für vorhandene Blockheizkraftwerke nutzen.“

Neu gebaut werden sollte nur noch energiesparend nach KfW 40 Standard. Zudem sollten alle städtischen Gebäude mit Photovoltaik und Solarthermie zur Heizunterstützung ausgestattet werden. Ein sogenanntes Pyrolyse-Kraftwerk könnte aus dem Grünschnitt von den städtischen Flächen Energie produzieren. Die Rückstände des Prozesses ließen sich als natürlicher Dünger der Landwirtschaft zum Verkauf anbieten.

Busse sollen nach Selm fahren

Im Bereich der Mobilität fordern die Olfener Grünen, die Anschlüsse des öffentlichen Nahverkehrs in die umliegenden Gemeinden und an deren Bahnhöfe stark zu verbessern und sich als Stadtverwaltung konsequent im Kreis Coesfeld dafür einzusetzen. Das Ziel: mehr Menschen davon zu überzeugen, vom Auto auf Bus und Bahn umzusteigen.

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Dazu solle auch der Bürgerbusverein noch mehr unterstützt werden, „um gegebenenfalls kurzfristig auch die Bahnhöfe in Selm anfahren zu können“, so Wozniak. Dazu müsse seiner Meinung nach jedoch das Buchungssystem des Bürgerbusses digitalisiert werden, um flexible und angepasste Buchungen zu ermöglichen.

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