670 Menschen nahmen an der „Golden-Ager“-Befragung der Stadt Olfen teil. Die Studie zu den Sorgen und Wünschen der Menschen über 60 Jahren beschäftigte ein Forscherteam der Universität Bremen um Prof. Dr. Stephanie Geise. Sie zeigte sich vom Zufriedenheitswert der älteren Generation begeistert: „85 Prozent sind zufrieden bis sehr zufrieden mit ihrem Leben in Olfen, der Anteil der sehr Zufriedenen liegt bei 57 Prozent. Das ist eine unglaubliche Zahl.“ Verbesserungsvorschläge ergaben sich bei der Sicherheit.
Neben einer Forderung nach besserer Beleuchtung der Straßen und Fußgängerüberwege sei der Wunsch nach mehr Polizeipräsenz in der Stadt geäußert worden, berichtete Stephanie Geise bei der Vorstellung der Ergebnisse im Haupt- und Finanzausschuss am 11. März: „Das ist auch ein Punkt, der in den Fokusgruppen immer mal wieder angesprochen wurde.“
Bevor die Forschenden per Fragebogen ihre Studie durchführten, wurden bereits in Kleingruppen die wichtigsten Themen in der Stadt diskutiert. Was die Einordnung des subjektiven Bedarfs nach mehr Polizei betraf, musste Geise zugeben: „Da bin ich unsicher, weil Olfen eigentlich kein unsicheres Pflaster ist.“ Möglicherweise habe das mit einzelnen Vorfällen in der Stadt zu tun – oder aber mit der gesamtdeutschen Lage der inneren Sicherheit, die zuletzt immer wieder diskutiert wurde.
Der Blick auf die lokalen Zahlen verrät: Olfen ist eine von nur drei Kommunen im Kreis, in denen 2024 mehr Straftaten gezählt wurden als noch im Jahr zuvor. Während die Kriminalität in den meisten Orten zurückging, verzeichnete Olfen einen Anstieg der bekannten Delikte von 2,5 Prozent auf insgesamt 532 Fälle. Dieser moderate Anstieg – 13 zusätzliche Straftaten – dürfte das Sicherheitsgefühl der Golden Ager jedoch eher nicht negativ beeinflusst haben, sollten sie nicht selbst Opfer einer Straftat geworden sein.
255 Enkeltrick-Straftaten
Besonders ältere Menschen im Kreis geraten ins Visier von Betrügern, die mit Maschen wie dem Enkeltrick immer wieder Erfolg haben und die Betroffenen um ihr Erspartes bringen. 255 Straftaten sind der Polizei in diesem Zusammenhang mit überregional handelnden Tätern für das Jahr 2024 bekannt, in nur 17 Fällen spricht die Behörde von einem vollendeten Delikt. Die Dunkelziffer ist erfahrungsgemäß höher, da sich so manches Opfer aus Scham nicht an die Polizei wendet. Ob höhere Polizeipräsenz vor Taten wie diesen schützt, darf bezweifelt werden.
Möglicherweise würde sie aber präventiv wirken bei anderen Straftaten, beispielsweise Raubüberfällen. Ein solcher ereignete sich in der Nacht des 11. Mai 2024. Da überfielen zwei Männer mit einer Schreckschusspistole sowie Pfefferspray und einem Küchenmesser eine Tankstelle an der Bundesstraße 235. Ihre Beute: 1800 Euro Bargeld sowie Waren im Gesamtwert von rund 3500 Euro. Anhand von Videoaufzeichnungen konnten die Täter bei einer Kontrolle in Münster noch am gleichen Tag festgenommen werden.
Obwohl es in diesem Fall eines der Tatwaffen war und es zuletzt immer wieder thematisiert wurde, heißt es von der Kreispolizei. „Messer als Tatmittel spielen im Kreis Coesfeld eine vergleichsweise geringe Rolle.“ Der landesweite Trend biete dennoch Anlass zur Sorge. „Daher wurden im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde Coesfeld eine Vielzahl von Maßnahmen, zugeschnitten auf die jeweilige örtliche Sicherheitslage, umgesetzt. Exemplarisch können hier die Durchführung von Aktionstagen zur Bekämpfung der Messergewalt, die Umsetzung des Präventionskonzeptes an Unterbringungseinrichtungen sowie die Anordnung von Waffentrageverboten genannt werden.“
Keine eigene Polizeiwache
Das Handlungs- und Maßnahmekonzept der Kreispolizei zu diesem Thema könne das Sicherheitsgefühl deutlich stärken und die Folgen körperlicher Auseinandersetzungen erheblich abmildern, zeigt sich die Behörde überzeugt.
Wenn es um die Sicherheit geht, kommt nicht selten auch der Wunsch nach einer eigenen Polizeiwache für Olfen zur Sprache. Auf einer Bürgerinformationsveranstaltung der Stadt im März sagte Bürgermeister Wilhelm Sendermann dazu: „Wir hätten nichts dagegen, das ist nicht die Frage.“ Das sei aber momentan nicht zu erwarten. Die Kreispolizeibehörde teilt mit, dass sie selbst nicht über die Einrichtung weiterer Wachen im Kreisgebiet zu befinden hat, da dies im Innenministerium entschieden werde.
„Wir sind erstmal froh, dass wir durchgängig zwei Bezirksbeamte haben. Wir arbeiten sehr gut mit denen zusammen“, so Sendermann weiter. Damit dürfte auch die Zusammenarbeit mit dem 2021 eingeführten und im Kreisgebiet einmaligen Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) gemeint sein. Zwar gebe es keine offizielle Ordnungspartnerschaft mit der Polizei, diese werde aber dennoch praktiziert, berichtete Ordnungsamt-Chef Thorsten Cornels im August 2023 der Olfener Politik.
Regelmäßiger Streifendienst
Zwei Mitarbeiter sollen unter anderem durch regelmäßigen Streifendienst das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger verbessern. Sie dürfen Ordnungswidrigkeiten ahnden und Ermittlungsdienste durchführen.
Dass mehr Präsenz der Polizei nicht unbedingt zu einem größeren Gefühl von Sicherheit beiträgt, zeigte im vergangenen Jahr eine Studie, die im hessischen Kassel durchgeführt wurde: Eine höhere Wahrnehmung von Polizeipräsenz sorgte dort sogar zu einem größeren Unsicherheitsgefühl – und das, obwohl sich die Bürger dort selbst zuvor eine größere Präsenz der Sicherheitsbehörden gewünscht hatten.