Geschichte des Karnevals in Olfen Begossener Schlagerstar und Prinz auf dem Pony

Geschichte des Karnevals: Begossener Schlagerstar und Prinz auf dem Pony
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Die heiße Phase des Olfener Karnevals ist erreicht. Aber was ist dieser Kitt eigentlich für ein Verein, der das närrische Brauchtum hochhält? Paul Frölich besitzt ein großes Archiv mit Fotos und Kittblättken, das bis ins Jahr 1909 reicht. Er besitzt damit das älteste Kittblättken, das damals noch unter dem Titel „Karnevalistische Gesellschaft Bürgerwehr“ herauskam. Darin gibt es Liedertexte und lustige Beschreibungen aus dem Leben der Olfener Karnevalisten. So ist es heute noch.

Das letzte Blättken vor dem Krieg kam 1938 heraus und nannte sich „De Wannemüel“. Nach dem Krieg feierten die Olfener 1947 zum ersten Mal wieder Karneval mit dem optimistisch, trotzigen Motto „Wir sind noch da“! Der Prinz aus diesem Jahr war August Schlierkamp II. „Von der Oststraße“, weiß Frölich noch. Diese Straße konnte in den nachfolgenden Jahren mehrere Prinzen stellen.

1949 gründete sich die Prinzengarde. Ein Jahr später wurde das erste Funkenmariechen Mechtild Niewind gewählt. Sie komplettierte 1950 das Dreigestirn mit Prinz Bernhard I. Malkemper und Johann August Schlierkamp. Und in genau der gleichen Zusammenstellung - Prinz, Johann, Funkenmariechen - tritt das Olfener Dreigestirn noch heute auf.

Ein Fest für viele: Mittagessen auf dem Marktplatz 1949.
Ein Fest für viele: Mittagessen auf dem Marktplatz 1949. © Repro Pflips

In den Jahren nach dem Krieg wurden die Wagen noch mit Pferden gezogen. Mit etwa fünf Wagen und zwei Musikkapellen zog der Karnevalszug durch die Straßen. Damals gab es noch keine Organisation, wie die Wagenbauer heute. „Wann es losgeht, erfuhren die Karnevalisten in den Kneipen durch Mund-zu-Mund-Propaganda und auf der Kitt-Versammlung vor dem Karnevalssonntag“, erzählt Dieter Krämer, der ebenfalls noch viel über die Geschichte des Kitt weiß.

Die Wagengruppen bekamen Quittungen von den ersten Wagenbaumeistern Josef Wilming, Peter Giehl, Josef Heitmann (genannt Onkel Bollermann) und Ernst Buthmann. Damit erhielten sie bei den Olfener Betrieben ihr Baumaterial. Anschließend rechneten sie mit dem Kitt ab.

„Aus allen möglichen, fahrbaren Untersätzen wurden Motivwagen gebaut“, weiß Frölich und zeigt auf ein altes Foto. Darauf zu sehen ist ein altes Cabrio aus den 1930er-Jahren, das in einer Scheune gefunden und wieder zu diesem Zwecke mit Fähnchen und Rosen hergerichtet wurde. 1959 erhielt der Elferrat erstmals einen eigenen Wagen.

1964, in dem Jahr, als Dieter Krämer Kinderprinz wurde, gab es die ersten Elferratsumhänge für Kinder. „Die haben wir heute noch“, sagt Frölich. Aber die würden nicht mehr herausgegeben. Der Kinderprinz fuhr damals noch mit dem „großen“ Prinzen mit.

1957: Der Prinzenwagen von Rudi Ensberg wird von Pferden gezogen.
Im Jahr 1957 wurde der Prinzenwagen von Rudi Ensberg noch von Pferden gezogen. © Repro Pflips

Zentraler Punkt aller Kundgebungen und Aktivitäten war der Marktplatz. Hier wurde die Fahne gehisst und am Nelkendienstag das Mittagessen ausgegeben. „Das wurde bei Niermann gekocht. Dann gab es Stampfkartoffeln, Sauerkraut und Mettwurst“, erzählt Frölich. Hotel und Gaststätte Niermann war lange Zeit das Kittlokal. Es lag zentral am Markt, dort, wo heute die Marktpassage liegt.

Später wurde die Erbsensuppe am Nelkendienstag vom Kittkoch Herbert Weltermann und Gehilfen zubereitet. Vor einiger Zeit übernahm die Metzgerei Middelmann diese Aufgabe. Die Suppe wird vor dem Umzug von Kittvorstandsmitgliedern auf dem Marktplatz ausgegeben. Seit 1974 ist die Gaststätte Greskamp das Domizil der Olfener Karnevalisten.

Beständigkeit zeigt sich im Kitt auch bei den langjährig amtierenden Präsidenten. Das waren Männer, die für ihren Verein lebten und das besondere „Kittvirus“ in sich trugen und tragen. Präsident der KG Kitt war ab 1934 für 43 Jahre Ludwig Schulte-Merten, es folgten Josef Malkemper (1977-1988), Dieter Krämer (1988-2013) und Matthias Kortenbusch (ab 2013). Jeder von ihnen entwickelte den Verein mit seinem Einsatz weiter und führte ihn dahin, wo der Kitt heute steht.

Rückblick ins Jahr 1959: Ein bunt geschmückter Wagen beim Umzug in Olfen.
Rückblick ins Jahr 1959: Ein bunt geschmückter Wagen beim Umzug in Olfen. © Repro Flips

Unter der Initiative von Josef Malkemper wurde der Bau der ersten Kitthalle 1982 vollendet. „Das Material für die Wagenbauer war davor auf mehrere Scheunen und Hallen verstreut“, erläutert Krämer. Mit den wachsenden Teilnehmerzahlen wuchs der Bedarf an Material. Dieses sollte zentral gebündelt und griffbereit sein. Ein zweiter Hallenbau erfolgte 2009. Wer etwas bauen möchte oder ein Plakat beschriftet haben möchte, der kommt in die Kitthalle. Die Wagenbauer stehen dort mit Rat und Tat zur Seite. Ob noch Dachlatten fehlen oder eine Figur für den Wagen, der Kitt verfügt über ein großes Sortiment. Beschriftungen werden auf Wunsch ebenfalls vorgenommen.

Die Teilnehmerzahlen und auch die amtlichen Vorgaben für einen Umzug wuchsen. Krämer sagt: „Das konnte der alte Vorstand nicht mehr allein schaffen“. Aber auch der Kittvorstand erweiterte sich. Seit 1980 gibt es verschiedene Ausschüsse im Kitt, die sich mit den unterschiedlichen Aufgaben befassen. Es war der Beginn des organisierten Karnevals in Olfen. 1964 gründeten sich die Tanzgruppe Kittfunken. Ab 1974 organisieren die Plakettenverkäufer den Verkauf der heute bekannten Fähnchen. Seit Mai 2014 gibt es die Kitt-Dauer-Mitgliedskarte.

In all den Jahren nach dem Krieg fiel der Olfener Nelkendienstagsumzug nur zweimal aus - wegen des Irakkriegs 1991 und 2021 wegen der Corona-Pandemie. 1990 musste das Zelt wegen Sturm geschlossen werden.

1950 war das: Die junge Prinzengarde mit ihrem ersten Funkenmariechen Mechtild Niewind.
1950 war das: Die junge Prinzengarde mit ihrem ersten Funkenmariechen Mechtild Niewind. © Repro Pflips

1977 entschied sich der Kitt für den Zeltkarneval. „Es war schon damals so, dass die Kapazitäten der Kneipen für die vielen Menschen nicht mehr ausreichten“, erklärt Krämer. Prinz Bernhard Heitmann und Johann Gerd Schubert zogen als erste Regenten in das große Festzelt hinter der Stadthalle ein. Mit dem Zeltkarneval kamen auch Stars aus Funk und Fernsehen nach Olfen. Graham Bonney, Jürgen Drews, Andreas Martin und Anna-Maria Zimmermann begeisterten das Publikum. Unvergessen ist der Auftritt von Bata Illic in den 1990er Jahren. Eine Besucherin goss ihm während seines Vortrags ein Glas Bier über den Kopf.

1992 gab es keine Musik im Zelt. „Das war ein Missverständnis zwischen den Musikern und uns“, erläutert Krämer. Kurzfristig sprangen der Spielmannszug und Alleinunterhalter Karl-Heinz Dulle ein. „Er hat uns mit seiner eigenen Anlage gerettet. Es war eine super Stimmung“. Krämer selbst sorgte für große Augen, als er 1984 als Prinz auf einem Pony ins Zelt geritten kam.

Eintrag ins goldene Buch der Stadt

Mit dem Zelt wurde auch der Kinderkarneval groß gefeiert. Seit 1956 gibt es einen Kinderprinzen. Heute feiern an Rosenmontag hunderte kleiner Narren mit einem professionellen Programm, Musik, Tänzen und Spielen.

Der Kittverein und die Stadt Olfen haben von jeher ein sehr gutes Verhältnis. Jeder Prinz, ob groß oder klein, trägt sich in das goldene Buch der Stadt ein und bildet somit einen Nachweis für die Ewigkeit. Für besondere Verdienste verleiht die Stadt auf dem Prinzenfrühschoppen den begehrten „Kittpfennig“.

„Mach mit im Kitt“ lautet das Motto im Kittverein. Ein Verein, in dem Jung und Alt zusammenarbeiten. Immer wieder wollen junge Karnevalisten aktiv dabei sein. Um die Nachfolge im Vorstand machen sich Dieter Krämer und Paul Frölich daher keine Sorgen.

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